Schülercoaches: Begleiter auf dem Weg zum Erfolg

14.3.2017, 06:35 Uhr
Schülercoaches: Begleiter auf dem Weg zum Erfolg

© Schulte

"Wichtig sind Lebenserfahrung und gesunder Menschenverstand", sagt Jürgen Weber, und seine Kollegen Rolf Mattis, Udo Wilms und Birgit Völker vom Höchstadter Arbeitskreis Schülercoaching pflichten ihm bei. Schließlich geht es darum, das Selbstwertgefühl des Schülers zu stärken, ihm als Berater und Helfer bei Fragen der Schul- oder Berufslaufbahn zur Seite zu stehen, vor allem aber einfach zuzuhören, ohne erhobenen Zeigefinger.

Hinter der Idee der Schülercoaches steht das sogenannte Cadolzburger Modell, ein ganzheitliches Konzept, das Persönlichkeit, Schule und Ausbildung gleichermaßen berücksichtigt. Eine individuelle Begleitung soll den Jugendlichen fördern, ohne jedoch Druck aufzubauen. Ganz bewusst ist der Schülercoach keine Autorität wie Schule oder Eltern, sondern einfach Freund und Berater.

"Ich gehe ganz offen auf die Jugendlichen zu", berichtet Udo Wilms von seinen Erfahrungen. Der Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern sucht den Dialog auf Augenhöhe, nimmt die Schüler mit ihren Anliegen ernst. Das schafft eine Vertrauensbasis, von der aus sich auch ernsthafte Themen besprechen lassen, beispielsweise die Berufswahl. Wilms ist mit seinen Schützlingen schon zur Ausbildungsbörse nach Herzogenaurach gefahren, hat im Rollenspiel Bewerbungsgespräche geübt. Aber nicht immer reichen die Zukunftspläne so weit. "Morgen wollen wir zusammen Spareribs essen gehen", verrät Wilms schmunzelnd. "All you can eat".

Wie oft sich die Schüler an ihre Coaches wenden, ist nicht vorgegeben. Eine Stunde pro Woche wird empfohlen, doch es gibt Phasen, in denen die Jugendlichen ihre Berater häufiger um Unterstützung bitten. Gerade bei wichtigen Entscheidungen ist die Motivation durch eine Vertrauensperson, die außerhalb von Schule und Familie steht, für die jungen Leute Gold wert. Und das Sich-Einlassen auf die Schüler trägt Früchte. So berichtet Birgit Völker von einer Schülerin, die sich das Ziel Mittlere Reife zunächst nicht zugetraut hat. "Durch das individuelle Coaching und viele gemeinsame Gespräche hat sie ihre Ängste überwunden und fühlt sich inzwischen auf dem M-Zweig der Schule sehr wohl", freut sich Völker. Sie trifft sich mit ihren Schützlingen regelmäßig, zum Beispiel im Café oder zu einem Spaziergang. Auch in der Schule werden bei Bedarf Räume zur Verfügung gestellt.

Schule gibt Hilfestellung

Doch wie finden Schüler und Coach überhaupt zueinander? Auch dabei gibt die Schule Hilfestellung. "Der Röttenbacher Jugendpfleger Frank Schulte und ein Schülercoach stellen das kostenlose Förderangebot in den 7. Klassen der Spix-Schule vor", erklärt Spix-Konrektor Helmut Nicklas. Wer aufgeschlossen ist und Interesse an einer Begleitung hat, bekommt einen Coach zugeteilt — natürlich mit Einverständnis der Eltern. Dieser begleitet die Schüler im Idealfall bis zum Eintritt ins Berufsleben.

Das klappt natürlich nicht immer, geben alle Beteiligten zu. "Die Chemie muss eben stimmen", sagt Jürgen Weber, "das lässt sich nicht erzwingen". Deshalb gibt es zwar Tandems, die zwei Jahre Bestand haben, aber auch andere, die sich nach kurzer Zeit wieder auflösen. "Das darf man dann nicht persönlich nehmen", rät Weber.

Nachfrage ist groß

Ein Coach pro Schüler — das wäre optimal. Doch die Nachfrage der Schüler ist deutlich größer als das Angebot. "Wir haben heuer 16 jugendliche Interessenten, dazu kommen die sechs Schüler, die bereits im Coaching begleitet werden", schildert Jürgen Weber die aktuelle Situation im Arbeitskreis Schülercoaching, der 2014 gegründet wurde und zur Höchstadter Ehrenamtsbörse gehört. "Wir suchen dringend weitere Ehrenamtliche", sagt er. Diese treffen sich einmal monatlich zu einem Erfahrungsaustausch und besprechen Organisationsfragen. Bei dieser Gelegenheit wird auch das Jahresabschlussfest geplant, bei dem stets etwas Besonderes auf dem Programm steht, etwa Grillen oder Kanu fahren. "Das bringt die Jugendlichen auch untereinander in Kontakt", hat Rolf Mattis beobachtet.

"Vor der Aufgabe als Coach braucht niemand Angst zu haben", macht Birgit Völker deutlich. Wer Spaß am Umgang mit Jugendlichen habe und selbst mit beiden Beinen im Leben stehe, bringe für die Aufgabe die besten Voraussetzungen mit. "Dabei spielt es keine Rolle, ob man noch im Beruf aktiv oder schon im Ruhestand ist", ergänzt Jürgen Weber. Nur etwas Erfahrung mit dem Arbeitsleben sollte man schon haben — denn die will man schließlich an die jungen Leute weitergeben. "Dafür bekommt man auch viel zurück", sagt Weber. Er selbst freut sich immer wieder darüber, wenn er von seinem Schützling stolz vorgestellt wird: "Das ist mein Coach".

Wer Interesse daran hat, Schülercoach zu werden, kann sich melden bei Spix-Konrektor Helmut Nicklas, Telefonnummer (0 91 93) 57 78, oder Jürgen Weber vom Arbeitskreis Schülercoaching, Telefonnummer (0 91 93) 78 56.

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