Seelhaus in Herzogenaurach birgt Rätsel

21.4.2018, 05:58 Uhr
Seelhaus in Herzogenaurach birgt Rätsel

© Foto: Rainer Groh

In der Südwestecke des Fachwerkbaus hat man gegraben, um die Gründung des spätmittelalterlichen Gebäudes zu prüfen. Und stieß auf ein mächtiges Fundament, das zwar zu den Außenwänden des Hauses passt, aber eigentlich viel zu dick ist für das relativ leichte Gebäude, das auf ihm lastet.

Seelhaus in Herzogenaurach birgt Rätsel

© Foto: Rainer Groh

Die überdimensionierte Grundmauer lässt vielmehr auf ein Vorgänger-Gebäude schließen, das ganz andere Ausmaße hatte als das bescheidene Seelhaus. Weiteres Indiz: Das Seelhaus ist, wie berichtet, ursprünglich ein Doppelhaus gewesen. Die Trennwand zwischen den beiden Gebäudehälften ist auch genau so gegründet, wie man es bei einem bescheidenen Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert kennt — ein dicker Eichenbalken wurde auf den blanken Erdboden gelegt, darauf das Ständerwerk errichtet und die Gefache ausgefüllt.

Das jetzt entdeckte, fast meterdicke gemauerte Fundament ist also außergewöhnlich genug, es von den Fachleuten für Bodendenkmäler des Landesamts für Denkmalpflege begutachten zu lassen. Dies ist, so Walter Pander und Albert Geinzer von der städtischen Gebäudewirtschaft, bei einer Baustellenbesichtigung mit Bürgermeister German Hacker, gestern geschehen.

Seelhaus in Herzogenaurach birgt Rätsel

© Foto: Groh

Man darf gespannt sein: Der Kirchenplatz ist früher bebaut worden als 1457, dem Jahr, aus dem die Balken des Seelhauses laut dendrochronologischem Gutachten stammen. Für die Pfarrkirche steht das Jahr 1311, laut Albert Geinzer sprechen Quellen von einem Königshof auf dem Areal.

Überraschungen, allerdings weit weniger spannende, haben die ersten Arbeiten im Innern noch mehrere gebracht. So räumte die Rohbaufirma eine zentimeterdicke Schicht Teer-Fußboden ab. Das Material hält zwar aufsteigende Feuchtigkeit ab, enthält aber giftigen aromatisierten Kohlenwasserstoff (PAK). Es muss gesondert entsorgt werden, ebenso wie die Glaswolle an den Wänden.

Auch die Zimmerleute werden bei der auf etwa eine Million Euro kalkulierten Sanierung zu zwei Mietwohnungen noch Arbeit bekommen. Viele Balken sind morsch, ein tragender hat eine Lücke von knapp einem halben Meter. Auch Kanalarbeiten in der Engelgasse sind fällig, die bald die Sperrung der Gasse nötig machen.

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