Seit 40 Jahren für andere im Einsatz

5.12.2016, 14:00 Uhr
Seit 40 Jahren für andere im Einsatz

© Schemmann/JHU

Egal ob völlig durchgeschwitzt, durchnässt oder hundemüde: Wenn Andreas Dennert nach einem seiner Einsätze als ehrenamtlicher Einsatzleiter nach Hause kommt, dann stellt sich vor allem ein Gefühl ein: „Erfüllung und Zufriedenheit, weil ich anderen Menschen helfen konnte.“ Der 57-Jährige ist seit 40 Jahren ehrenamtlich bei der Johanniter-Unfall-Hilfe Oberfranken tätig. Erst als Rettungssanitäter/Rettungsassistent, dann als Ausbilder für Erste Hilfe, im Hintergrunddienst für den Rettungsdienst und seit 1990 als Einsatzleiter bei Rettungseinsätzen. „Das ist für mich einfach Berufung, ich kann nicht ohne! Es ist nicht alles durch die öffentliche Hand finanzierbar, deswegen braucht es Menschen, die sich freiwillig engagieren und ich leiste eben meinen Beitrag dazu“, erklärt Andreas Dennert.

Dafür nimmt er etliche Entbehrungen auf sich: 300 Bereitschaftsschichten á zwölf Stunden leistet der Schlüsselfelder im Jahr zusätzlich zu seinem Hauptberuf als Leiter des Rettungsdienstes und der Linienfahrdienste der Johanniter-Unfall-Hilfe Oberfranken. Hochgerechnet auf seine 40 Jahre Engagement als Ehrenamtlicher sind das Hunderte von Einsätzen.

Als Einsatzleiter wird er immer dann gerufen, „wenn es erhöhten Koordinationsbedarf an einer Einsatzstelle gibt“, wenn also zum Beispiel bei einem Brand Feuerwehr und Rettungsdienst zusammenarbeiten. Dann ist Andreas Dennert für die medizinische Abwicklung verantwortlich: Er koordiniert die Arbeit der Rettungskräfte, fordert weitere Kräfte an oder verteilt Verletzte auf Krankenhäuser. „Natürlich gibt es viele Schichten, in denen – zum Glück – nichts passiert. Trotzdem darf man nie auf Null runterfahren, es könnte ja jeden Moment losgehen.“

Wenn es dann losgeht, geht es oft um Leben und Tod. Gleich bei seinem zweiten ehrenamtlichen Einsatz als Einsatzleiter traf es ihn mit voller Wucht: Ein Busunfall auf der Autobahn bei Schlüsselfeld mit 25 Verletzten, neun Toten und 50 Betroffenen. „Wie man handelt, den technischen Part, das habe ich in der Ausbildung gelernt, doch der menschliche Part wurde einem damals noch nicht beigebracht. Am Anfang wusste ich nicht, wie ich damit umgehen soll, wie ich das Erlebte verarbeiten kann.“ Kriseninterventionsteams oder einen Notfallseelsorger gab es zu Beginn seiner ehrenamtlichen Laufbahn noch nicht. Gerüche, Geräusche, Bilder — vieles hat der heute 57-Jährige anfangs nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

Im Laufe der Jahre hat er seinen Weg gefunden, damit umzugehen, auch zusammen mit dem ihm immer zur Seite stehenden Notfallnachsorger Dieter Breyer. Andreas Dennert spricht außerdem viel mit seiner Frau über die Einsätze, sie ist Altenpflegerin und Arzthelferin und kann deshalb vieles nachempfinden. Aber auch Einsatzleiter-Kollegen oder der örtlichen Notfallseelsorger sind wichtige Ansprechpartner. „Um das alles gut zu verarbeiten, muss man auch seine eigenen Grenzen annehmen. Es gibt Situationen, in denen man nicht helfen kann, und dass muss man auch akzeptieren.“ Wichtig ist ihm auch, dass jeder Einsatz mit dem gesamten Team noch einmal „abgearbeitet“ wird, dass die getroffenen Entscheidungen hinterfragt werden und sich alle gemeinsam über den Ablauf des Einsatzes intensiv austauschen.

Alleine bei den Johanniter gibt es 34 000 ehrenamtliche Helfer wie Andreas Dennert, ohne deren Unterstützung vieles nicht machbar wäre: Die Ehrenamtlichen engagieren sich zum Beispiel im Bevölkerungsschutz, im Sanitätsdienst, bei der Demenzbetreuung oder in der Erste-Hilfe-Ausbildung – in ihrer Freizeit und ohne Bezahlung. „Gern nutzen wir den Tag des Ehrenamtes, um das vielfältige Engagement unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu würdigen und uns dafür zu bedanken“, sagt Wolf-Ingo Kunze, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Viele unserer sozialen Projekte könnten in diesem Umfang ohne ehrenamtliche Unterstützung nicht realisiert werden.“

Überall dort, wo Menschen auf Hilfe angewiesen sind, ist ehrenamtliches Engagement gefragt. „Wer einmal den ersten Schritt getan hat, merkt schnell, wie toll es ist, sich für andere zu engagieren und wie zufrieden das einen selbst macht. Es ist immer ein Gewinn für beide Seiten“, wirbt Andreas Dennert für das Ehrenamt. „Der Einsatz und das Engagement unserer vielen ehrenamtlichen Helfer ist eine ganz zentrale Säule unserer Arbeit. Die Ehrenamtlichen sind die wahren Heldinnen und Helden, sie kümmern sich um ihre Mitmenschen und sie tun das mit viel Zeit und Kraft, mit Herz und Leidenschaft. Ihnen allen gilt – nicht nur heute, am Internationalen Tag des Ehrenamts – unser herzlicher Dank“, so Darius Götsch, Mitglied des Regionalverbandes der Johanniter-Unfall-Hilfe Oberfranken.

Zu den Grundsätzen der Ehrenamtsarbeit der Johanniter zählt die fundierte Ausbildung: Jeder Helfer durchläuft zur Vorbereitung auf seine Aufgaben zunächst eine Grundausbildung und nimmt danach regelmäßig an Weiterbildungen teil. Ehrenamtskoordinatoren vor Ort unterstützen diejenigen, die sich engagieren möchten, ein zu ihren Interessen und Erfahrungen passendes Aufgabengebiet zu finden und stehen ihnen auch danach jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

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