Seit 50 Jahren rockt er auf der Bühne

25.8.2015, 06:00 Uhr
Seit 50 Jahren rockt er auf der Bühne

© Ingrid Jungfer

Zum 850. Jubiläum von Neuenbürg und seines Schlosses stand Rocker Heinz Götz selbstverständlich auf der Bühne des Festzeltes; später dann auch eine Weile mit „The Mystic Eyes“, seiner ehemaligen Band aus Regensburg, zu der er 1979 als Lead-Gitarrist gestoßen war und sie 1997 wegen Arbeitsüberlastung verlassen hatte.

Schon mit zwölf Jahren machte Heinz Götz Musik und gehörte zur jüngsten Rockband Deutschlands. „The Rockys“, jene Band aus Röttenbach, die 1965 in Peter Frankenfelds Fernsehshow „Aktion Sorgenkind“ aufgetreten ist, hat dem jungen Heinz damals jedoch den „einzigen Rausschmiss meines Lebens“ bereitet. Denn die Eltern seiner Mitrocker bestanden darauf, dass der „Ausländer“ aus Effeltrich vom Fernsehauftritt ausgeschlossen wurde. Dieses Erlebnis habe bei ihm, so erzählt er, eine „psychische Krise“ ausgelöst. Denn fast täglich hatten sie geprobt. Nach einem gemeinsamen Jahr und Auftritten in der Region verließ er die Jugendband.

Über einige Jahre unterstützten seine Eltern weiter den Gitarren-, Klavier- und Saxophon-Unterricht. Er gab sein Lehrgeld dazu und brachte sich selbst das Spielen von neun zusätzlichen Instrumenten bei. Die Ausbildung zum Kunst/Bauschlosser lief parallel. Jede freie Minute übte Heinz Götz, während die anderen Fußball spielten. Denn er wusste schon damals: „Du wirst nicht der Beste.“ Aber gute Musik wollte er dennoch machen und aufgrund des Röttenbacher Erlebnisses künftig das Zepter selbst übernehmen.

Dies gelang ihm bei der Forchheimer Band „Magic Flute“. Auch mit „Moby Dick“ tourte er durch das fränkische Umland. Da es aber nirgendwo eine dauerhafte Verpflichtung gab, versuchte er mit der Band „Smile“ in die Tanzszene zu „rutschen“. Und stellte bald fest, dass Tanzmusik nicht sein Ding war.

Also gründet Heinz Götz mit inzwischen eigenen Songs die eigene Band „Orbis“. 1979 erschien die erste Langspielplatte. Bereits vorher waren Singles auf dem Markt, eine sogar in den USA. Von dort kam Anfang der 1980er Jahre das Angebot, ihn als Studiomusiker anzustellen. Er lehnte ab. Grund: das allseits bekannte Drogenproblem in der Szene. Viele Freunde seien gestorben. Und so galt schon damals sein Prinzip, dass jeder rausfliegt, der zu viel Alkohol oder Drogen konsumiert.

Auch als später in Los Angeles eine dreiköpfige Studioband erfahrene Livemusiker zum Einspielen einer LP suchte, und Heinz Götz zudem mit der Vorgruppe „Einstein“ auf Welttournée mit „Rainbow“ hätte gehen können, lehnte er ab. „Diese Leute sind dauernd unter Stress, nehmen Drogen.“ So verzichtete er auf die Weltkarriere und kehrte mit Familie zurück nach Franken.

Dort aber hatte er es nicht leicht, was die Bevölkerung an seinem Wohnort Effeltrich betraf. Man lästerte über ihn, lehnte ihn ab. Und schickte ihm die Polizei, das Finanzamt und die Drogenfahndung ins Haus. Als er vor fünf Jahren dann mit seiner zweiten Frau Christine nach Neuenbürg zog, waren die Neuenbürger zunächst zwar auch etwas vorsichtig „wegen dem Langhaarigen“. Aber schnell sind „beste Beziehungen“ zu allen Mitbürgern entstanden. Zum Nachbarn Christoph sogar freundschaftliche, wie sie Heinz Götz bisher nach eigener Aussage nicht erlebt habe.

Zurück zur Karriere: Die eigene Musik hatte inzwischen einiges Geld gebracht. Heinz Götz wagte sich an Cover-Versionen nach eigener Art. Und erzielte damit die besten Erfolge. 1991 lud die russische Botschaft die „Orbis-Family-Band“ nach Moskau zum Auftritt ein. Heinz Götz, seine damalige Frau Inge und Sohn Stefan als Schlagzeuger machten sich im eigenen Tournée-Bus auf die Transit-Strecke. In Moskau brachten sie dem Publikum den westlichen Rock‘n‘Roll nahe. Eine Botschaft, die namengebend wurde: Fortan nannten sie sich „Messenger-Family-Band“.

Unter diesem Namen traten sie auch bei Treffen von Motorradclubs auf und fühlten bald, dass sie überwacht wurden. Vom Landeskriminalamt, wie sich zeigte, denn in dieser Szene nimmt man auch Drogen. Ihm war nichts vorzuwerfen, Heinz Götz zog sich dennoch von dort zurück. 2001 schwächelte die Gesundheit. Die Stimmbänder des starken Rauchers mussten operiert werden, doch er fand mit Disziplin zu alter Stärke zurück und machte erfolgreich weiter.

Vor einem Jahr beschließt Heinz Götz, kürzer zu treten. Dazu ist seine Mutter zum Pflegefall geworden.

In Ungarn lässt sich alles leichter regeln, also kauft er dort ein Haus, baut es um, besorgt Pflegekräfte, schafft sich ein Tonstudio an, will dort künftig für Dokumentationen wie Tierfilme oder Drachenflieger mit der Slide-Gitarre Hintergrundmusik machen. Erst dann verraten Heinz und Christine in Neuenbürg schweren Herzens, dass sie nach Ungarn auswandern. Aber ab und zu muss Heinz Götz dennoch spielen, „um die Psyche zu beruhigen“. Dann fährt er nach Franken. Deshalb war er zur 850-Jahr-Feier da. Schließlich feierte auch er: sein 50-jähriges Rocker-Jubiläum. Und am Sonntag, 23. August, tritt er beim Marktplatzfest in Erlangen auf.

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