„Selicha Zeidn“

23.12.2015, 14:56 Uhr
„Selicha Zeidn“

© Foto: Ingrid Jungfer

Karoline Schmidt und Reinhold Burkart, jenes Team, das vor 22 Jahren erstmals die „Fränkische Weihnacht“ in die Kirche geholt hatte, war es auch heuer gelungen, beim inwiischen 11. Mal eine neue Interpretation der heiligen Geschichte aufzutreiben.

Diesmal war es die Version „Selicha Zeidn“ von Reinhold Schmitt, einem Forchheimer Mundartdichter, der die sogenannten seligen Zeiten zuweilen augenzwinkernd mit den damaligen Geschehnissen und der Gesellschaft der Gegenwart verknüpft.

Eine Schwangerschaft „ohne Mo“? Ein Werk des Heiligen Geistes? Undenkbar. Ein Umstand im wahrsten Sinn des Wortes, über den man schon damals wie auch bisweilen heute noch immer lästerte. Zudem: Bis heute habe der menschliche Verstand Marias unbefleckte Schwangerschaft nicht begriffen, heißt es bei Schmitt. Ein Wunder war es, basta. Auch dass der Josef bei seiner Maria blieb. „A anner Mo häds verjochd.“

Die sieben Sprecher Reinhold Burkart, Lothar Lehmann, die elfjährige Yasmin Luksch, Klaus Neudecker, Elisabeth Ort, Karoline Schmidt und Konrad Hieronymus — sie machten die bekannte Weihnachtsgeschichte mit ihrer ausdrucksvollen Mimik, Gestik und lokalem fränkischem Dialekt lebensnah – und besser verständlich, als es der Dialekt aus der Forchheimer Region gewesen wäre.

Reinhold Burkart hatte deshalb etliche Passagen ins Lokale übertragen. Warum eine Hochschwangere sich eine solch lange Reise zumute? Weil dies der schon damals geldgierige Staat so verordnet hatte, um mit der Registrierung am jeweiligen Geburtsort leichter Steuern eintreiben zu können.

Dass der bettelarme Josef nicht in der reichen Stadt, sondern nur draußen einen Stall als Quartier gefunden hat, auch das wurde mit dem Erzengel eindringlich diskutiert, stets mit dem verborgenen Blick auf die Flüchtlingssituation der Gegenwart.

Kritisch, gar nicht besinnlich und dennoch rührend der Dialog der Hirten, die als arme Leut‘ den künftigen Heiland als erste besuchen sollen. Ohne reiche Gaben, wie es ihm, den man mit „Böllern feiern“ müsste, gebühren würde. Und dann ziehen sie doch zum Jesuskind, einfach mit dem, was sie haben. Hanf und Hammelfett, einem Taschenmesser und — ganz realitätsnah — „am Stückla Weihnachds-Schdolln“.

Die Geschichte zu Jesu Geburt wurde in den eineinhalb Stunden der Besinnung und inneren Einkehr stimmig von vielfältigen Musikeinlagen begleitet. Neben altvertrauten Weihnachtsliedern des Evangelischen Posaunenchors erklangen auch jene des Klarinettentrios „Blattgold“. Teils auf die Bibelstellen bezogene sowie fränkische Lieder steuerte dazu der Liederkranz Rezelsdorf bei, während seine Männerstimmen, der „Rezelsdorfer Viergesang“, noch als Hirten auftraten. Auch die Seebesgründer Dorfmusik stimmte mit wunderbaren Klängen ein, besonders, als sie die Besucher mit einem bewegenden Irischen Weihnachtssegen verabschiedete. Wie hatten die Hirten zuvor gebetet? „Herr, mach, dass des Leben schenner werd und überall der Frieden einkehrt.“ Wie wahr in momentanen Zeiten.

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