Sohn des Computerpioniers Zuse in Höchstadt

5.3.2015, 13:00 Uhr
Sohn des Computerpioniers Zuse in Höchstadt

© Foto: Rödel

Dass Konrad Zuse, Jahrgang 1910, den ersten vollautomatischen, frei programmierbaren Computer erfinden würde, ließ sein Werdegang nicht auf Anhieb erkennen. „Er hatte keine Ahnung von Rechenmaschinen“, sagt Sohn Horst Zuse und zeigt, was den gebürtigen Berliner wirklich interessierte: Kunst. Als Abiturient fertigte er Zeichnungen und Aquarelle an, oder karikierte seine schlafenden Mitschüler im Unterricht. Ein Maschinenbau- und Architekturstudium gab er wieder auf, arbeitete stattdessen beim Autobauer Ford – als Grafiker.

Doch schließlich kehrte er an die Universität zurück und studierte Bauingenieurwesen. „Das veränderte ihn“, sagt Horst Zuse. Konrad Zuse pflegte von sich zu sagen, er sei zu faul zum Rechnen gewesen und habe deshalb den Plan gefasst, eine Rechenmaschine zu bauen. So entstand im Wohnzimmer von Konrad Zuses Eltern in den Jahren zwischen 1936 und 1938 die Z1. Sie hatte keinerlei Kabel, sondern funktionierte rein mechanisch.

Noch heute basieren die leistungsfähigsten Großrechner der Welt auf diesen Prinzipien: Sie nutzen das binäre System und die Gleitkommarechnung. Allerdings sind sie etwa drei Milliarden Mal schneller als ihr mechanischer Urahn.

Die Geburtsstunde des eigentlichen Computers schlug am 12. Mai 1941. In Gegenwart von fünf Wissenschaftlern stellte Konrad Zuse die Z3 vor. Der Rechner arbeitete mit einer Taktfrequenz von vier Arbeitsschritten pro Sekunde. Additionen erledigte er in einer, Multiplikationen in drei Sekunden. Programmiert wurde die Z3 mit Hilfe von Lochstreifen. „Dafür mussten ausgediente Kinofilme herhalten“, sagt Horst Zuse.

Der 2010 emeritierte Professor der Fachhochschule Lausitz hatte seinen jungen Zuhörern zu Beginn des Vortrags „Geschichte und Geschichten“ versprochen. Vor allem letztere faszinierten das Publikum. Wie die Zuses als ungeliebte Flüchtlingsfamilie im Allgäu ankamen, im Gepäck Europas einzige funktionsfähige Rechenanlage. Oder wie der Computererfinder in den ersten Nachkriegsjahren die Familie mit dem Verkauf von Holzschnitten über Wasser hielt.

Zur Kunst kehrte Konrad Zuse auch wieder zurück, als sein 1949 gegründetes kleines Unternehmen 1967 von Siemens übernommen wurde. Unter seinen Werken ist ein Ölgemälde, das Bill Gates darstellt. Er hat es dem Microsoft-Gründer persönlich überreicht.

„Wir hoffen, dass nach diesem Vortrag mindestens zehn von euch Informatik studieren wollen“, sagte Gerhard Hergenröder vom Regionalen Rechenzentrum Erlangen, wo am Nachmittag die Restaurierung des Zuse-Großrechners Z23 gefeiert wurde. Doch Horst Zuses Vortrag hatte auch gezeigt, dass es nicht ausschließlich auf Fachwissen ankommt: Ohne Neugier, Kreativität und Lebensfreude wäre der erste Computer wohl kaum entstanden.

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