Spargel lässt sich Zeit

25.3.2014, 17:48 Uhr
Spargel lässt sich Zeit

© Frank Heidler

„Wir sind ein echter Familienbetrieb.“ Irgendwann im April startet die Erntezeit für das Edelgemüse Spargel. Dann muss Rudolf Groß mit Ehefrau Brigitte, Sohn und Schwiegertochter kräftig mit anpacken. Immer nach der Stallarbeit geht es für drei Stunden raus aufs Feld zum Spargelstechen. „Wir haben Kinderarbeit“, scherzt Vater Groß. Am Wochenende helfen seine beiden anderen erwachsenen Kinder bei der Spargelernte tatkräftig mit.

Wie begehrt sein Spargel — Marke „Morgentau“ — tatsächlich ist, bekam Groß aber schon auf höchst unangenehme Weise zu spüren.

Während er auf seinem rund 6000 Quadratmeter großen Feld bei Kairlindach steht, erinnert er sich. „Vor fünf Jahren wurde einmal ein ganzes Feld abgeräumt.“ Die Täter hatten die Abdeckfolie aufgeschnitten, und sich so Zugang zu dem begehrten Gemüse verschafft. Der frustrierte Spargelbauer schaltete die Polizei ein. Doch die entdeckte nur ein paar Reifenspuren. Von den Spargeldieben fehlt bis heute jede Spur.

Der Spargelanbau ist im kalten Deutschland ein mühsames Geschäft. Am liebsten hat der Asparagus Officinalis, wie der König der Gemüse botanisch heißt, „humose Sandböden“, weiß Groß.

Deutsche Spargelbauern, die jetzt schon das begehrte Gemüse auf den Markt bringen, schaffen das nur mit Hilfe mehrere Abdeckfolien — oder mit Heizschleifen direkt im Erdreich. „Das ist nicht meine Philosophie“, erklärt der Kairlindacher Landwirt kurz und bündig. Außerdem müsste man dann den erhöhten (Energie)Aufwand an die Kunden weitergeben. „Das wären dann Kilopreise von 24 Euro“. Doch die sind am heimischen Markt nicht durchsetzbar.

In früheren Jahren wurde rund um Herzogenaurach immer erst in den letzten Apriltagen mit der Spargelernte begonnen. Angesichts der jüngsten, superwarmen Märztage hatte sich aber auch bei Rudolf Groß eine gewisse „Euphorie“ eingestellt. „Wenn die Temperatur passt, wächst der Spargel in einem Tag bis zu zwölf Zentimater.“

Doch die Nachschau auf einem seiner Felder sorgte schnell für Ernüchterung. Angesichts der kalten Nächte wagt sich noch kein Spargel aus dem braunen Erdreich. Der grüne Spargel steckt noch gut fünf Zentimeter tief unter der Erdoberfläche.

Mit der Bürste

Nach der Spargelernte ist für Familie Groß die Arbeit am Edelgemüse noch lange nicht vorbei. Der Spargel muss gewaschen und mit der Bürste gesäubert werden. Dann werden überlange Stengel auf das Normmaß von 22 bis 24 Zentimetern gestutzt.

Weißer Spargel wird ohnehin nur in Deutschland angebaut. In südlichen Ländern wie Malta oder Griechenland gibt es nur grünen Spargel, Und in Spanien „essen sie den Spargel nur aus dem Glas“, erfuhr Groß bei einer Andalusienreise.

Einer seiner Mitstreiter in der hiesigen Spargelanbau-Initiative „Morgentau“ ist auch Konrad Kress aus Münchaurach. Er hofft schon am kommenden Wochenende auf die ersten kleinen Spargelerträge. Sein Familienbetrieb baut auf 15 Hektar Fläche Spargel an. Zur achtwöchigen Ernte sind sie deshalb auf Saisonarbeitskräfte angewiesen. „Das sind in den letzten Jahren vor allem Leute aus Polen und Rumänien.“

Rund 15 bis 20 Helfer stellt Kress pro Erntesaison ein. „Wir hatten sogar einmal eine deutsche Religionspädagogin, die half mehrere Jahre lang mit, bis sie dann eine Vollzeitbeschäftigung fand.“ Ein junger Arbeitsloser hielt die körperlich anstrengende Arbeit dagegen nur ganze zwei Tage aus. „Dann hat er das Handtuch geschmissen.“ Bis zu zehn Stunden schwere Arbeit bei kaltem Regen oder bei 28 Grad in der Sonne seien eben doch nicht jedermanns Sache.

Der aktuelle Stundenlohn liegt bei 6,70 Euro. Dazu komme kostenlos Unterkunft und Verpflegung. Von solchen Löhnen können die meisten Saisonarbeiter in ihren Heimatländern nur träumen. „Eine Helferin hat mir einmal erzählt, dass sie daheim nur 200 bis 300 Euro monatlich verdient.“

Die bevorstehende Einführung eines Mindestlohnes für Erntehelfer sieht er allerdings eher skeptisch. Dadurch steige der Arbeitsdruck auf die Saisonarbeiter.

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