Stadtmuseum Schlüsselfeld hütet einen Heimatschatz

7.8.2018, 14:57 Uhr
Stadtmuseum Schlüsselfeld hütet einen Heimatschatz

© Foto: Guilia Iannicelli

Bei diesem Wettbewerb, den der Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, Albert Füracker, und Marion Kiechle, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, zusammen mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen ausgelobt hatten, wurden nicht die Glanzstücke, sondern Objekte mit einer spannenden und originellen Geschichte ausgezeichnet. Das Stadtmuseum Schlüsselfeld beherbergt mit einem alten Getreidemaß, einem Ur-Metzen, so ein ungewöhnliches Stück.

"Es ist der größte Schatz, den wir hier haben", betont Museumsleiter Wilfried Auer. Der 73-jährige ehemalige Grabungstechniker ist sehr glücklich über die Prämierung. Zusammen mit Bürgermeister Johannes Krapp und seiner Frau Monika Auer reiste er zum Festakt nach München. "Wir freuen uns nicht nur über das Preisgeld von 1000 Euro, sondern über diese nun schon dritte Auszeichnung in den 25 Jahren des Stadtmuseums."

Im Saustall gefunden

"Es ist schon witzig, welche Zufälle manchmal zur Erhaltung von Kulturgut beitragen können", erzählt Wilfried (Friedl) Auer, der in den 1970er den jetzt prämierten Heimatschatz entdeckt hat. Damals waren im Trinkwasser-Einzugsgebiet östlich von Nürnberg mehrere kleine Ortschaften aufgelöst worden. "Beim Stöbern in den Ruinen habe ich in einem Saustall eine Holzkiste gefunden, die auf der Seite eine gravierte Messingplakette mit dem Vermerk "Beyrischer Metz" und Datum 1811 trug. Interessiert hat mich aber nur die Plakette, den Rest ließ ich liegen."

Die Bedeutung seines Fundes ahnte Auer damals nicht. Erst am Abend in einer Wirtschaft habe der alte Gastwirt ihn darauf hingewiesen, dass die Holzkiste ein altes Getreidemaß sei. Noch in derselben Nacht ist Auer in den Schweinestall zurückgekehrt und hat die restlichen Holz- und Eisenteile zusammengesucht. Daheim hat er den Behälter wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, restauriert und als Antiquität aufbewahrt.

"Der würfelförmige Kasten ist aus dreiviertelzölligen Eichenbrettern gezimmert, die gegeneinander sorgsam verzinkt sind. Die Seitenteile sind mit dem Boden stabil durch Holzdübel verbunden. Eisenbänder an Ober- und Unterkante sichern die unveränderbare Maßhaltigkeit. Seitlich befinden sich zwei schmiedeeiserne Griffe. Die Messingplakette unter dem eingebrannten Eichstempel trägt die Gravur "1 Beyrischer Metz 1811". Das Innenmaß von 33,5 mal 33,5 mal 33 Zentimeter entspricht heute unter Berücksichtigung der altersbedingten Austrocknung einem Rauminhalt von 37,03 Liter, was dem 1811 geforderten Maß von 37,06 Liter entspricht", wie der Museumsleiter erläutert.

Luftsprung gemacht

Wie bedeutsam die Eichenholzkiste ist, die lange im Depot zwischen landwirtschaftlichen Geräten schlummerte, habe sich aber erst 2010 gezeigt. "Damals haben wir im Stadtmuseum eine Sonderausstellung über alte Messeinheiten gezeigt", erzählt Friedl Auer. Zu dieser Ausstellung unter dem Titel "Elle, Klafter, Pfund und Metze" habe er auch Johannes Schlender, ein Experte auf dem Gebiet alter Maßeinheiten, eingeladen. "Als der die Kiste gesehen hat, hat er einen Luftsprung gemacht", erinnert sich der Museumsleiter.

Zufällig hatte Schlender kurz zuvor für einen wissenschaftlichen Aufsatz über alte Maßeinheiten recherchiert, und er dachte, dass es keinen originalen Metzen mehr gebe. Doch nun lag im Schlüsselfelder Stadtmuseum tatsächlich ein solcher Ur-Metzen vor ihm. Nach seinem fachkundigem Urteil dürfte es sich bei der Eichenkiste um den einzigen noch erhaltenen Metzen handeln, der als Eichmaß für alle nachfolgenden Behälter galt. König Maximilian Joseph von Bayern hatte nämlich 1806 eine Verordnung erlassen, für sein Land ein einheitliches (aber noch vormetrisches) Maßsystem einzuführen. Damit diese neuen Norm-Werte regional auch eingehalten würden, überwachten vereidigte Personen mittels solcher Muttermetzen die Eichung für den allgemeinen Gebrauch nachgefertigter Maße.

Bei der Präsentation historischer Messeinheiten konnte damit erstmals ein Getreidemaß sowohl von regionaler als auch überregionaler Bedeutung vorgestellt werden. Gleichzeitig dokumentierte man so mit diesem einzigartigen Beleg die Geschichte des Messwesens im Bayern des frühen 19. Jahrhunderts.

Vergleichbar sei dieser Zufallsfund etwa mit dem Ur-Meter, macht Friedl Auer die Bedeutung dieses Objektes klar und sagt: "Das ist für Bayern ein richtig wichtiges Drum." Die Prämierung beim Wettbewerb in München habe das nochmals unterstrichen. Nun wird die Eichenkiste im Raum Steigerwald des Schlüsselfelder Stadtmuseums auf einer Holzsäule präsentiert.

ZWer den Ur-Metzen einmal im Stadtmuseum in Schlüsselfeld, Marktplatz 25, bewundern will, kann dies jeden Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr machen.

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