Steggasse: Grundwasser muss saniert werden

21.2.2018, 10:57 Uhr
Steggasse: Grundwasser muss saniert werden

© Foto: André De Geare

"Das ist schrecklich", bringt es Retta Müller-Schimmel von den Grünen auf den Punkt.

Zuvor hat Diplom-Geologe Norbert Erhardt-Süß vom Ingenieurbüro ghb die Situation erläutert. Tatsache ist, wie berichtet: Im Untergrund der Steggasse 17 liegt ein LHKW-Schaden vor (leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe mit dem Hauptschadstoff Tetrachlorethen), inzwischen ist zusätzlich eine hohe Konzentration von Abbauprodukten (Dichlorethen und Vinylchlorid) nachweisbar.

Steggasse: Grundwasser muss saniert werden

© Foto: André De Geare

Der Grenzwert, ab dem eine Grundwassersanierung durchzuführen ist, wird um ein Vielfaches überschritten. Der Auslöser des ganzen Dilemmas liegt lange zurück: Die Kontamination hat eine Textilreinigung in den 1980er Jahren verursacht — die jedoch längst nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden kann, wie Bürgermeister German Hacker auf die Nachfrage von Curd Blank (SPD) sagt. Zudem handelt es sich bei dem Grundstück in der Steggasse, auf dem heute ein Gebäude der Lebenshilfe steht, laut Hacker um "historisches Eigentum der Stadt". Und deshalb müsse sich die Stadt um die unschöne Angelegenheit kümmern.

Schon im Jahr 1989 wurde mit der Grundwassersanierung begonnen, seit 1993 wurde auch die Bodenluft saniert. Bis 1998 sank die Schadstoffbelastung. Doch im Jahr 2014 seien die Werte plötzlich wieder extrem angestiegen, berichtet Erhardt-Süß — erst zu diesem Zeitpunkt hat ghb den Fall übernommen, nachdem das vorherige Büro ausgestiegen war. Mit diesem "Erbe" muss sich nun also ghb herumschlagen. Dennoch sind derartige Kontaminationen für Erhardt-Süß nichts Ungewöhnliches: "Es gibt etwa 600 Schadensfälle im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen." Früher habe man einfach nicht gewusst, wie schädlich diese Stoffe sind.

Trinkwasser nicht gefährdet

Es führt also nichts an einer umfassenden Grundwasser- und Bodenluft-sanierung vorbei. Der Fachmann betont jedoch ausdrücklich: "Die Trinkwasserbrunnen der Stadt befinden sich im Oberstrom zu dem Grundwasserschaden und sind somit nicht gefährdet." Drei mögliche Ursachen für den Anstieg der Schadstoffbelastung nennt Erhardt-Süß: Durch die Absenkung des Grundwassers im Zuge der Sanierung drang das Wasser vielleicht nicht mehr in belastete Bereiche vor, als der Spiegel dann wieder anstieg, wurden erneut Schadstoffe gelöst. Auch die Baumaßnahmen zwischen 2008 und 2009 könnten ursächlich sein: "Durch Erdbewegungen gab es Erschütterungen, die Schadstoffe gelöst haben könnten." Oder aber es könnte ein weiterer LHKW-Schaden aus nördlicher oder nordwestlicher Richtung dazuströmen. Dazu will ghb Anfang März Probebohrungen vornehmen.

Bei der jetzt nötigen Grundwassersanierungsanlage plädiert der Fachmann für einen Kauf, der mit 110 000 Euro zu Buche schlägt. Eine solche Anlage zu mieten, hält er für nicht zielführend. "Wir wissen nicht, wie lange die Anlage laufen muss, das kann viele Jahre dauern." Natürlich werde man die Anlage mit Pumpen, Gebläse und Elektromotor auch hören, "aber die Emissionswerte werden eingehalten", so Erhardt-Süß. Dennoch wolle man die Anlage auch deshalb entfernt von Wohnbebauung platzieren, fügt Bürgermeister Hacker hinzu.

Die Anlage soll in einem Container untergebracht, die Außenwand verkleidet werden. Das Ganze soll im Loritzhain Platz finden, Leerrohre dorthin existieren bereits.

"Das ist schmerzhaft, aber städtebaulich noch vertretbar", meint Hacker. Außerdem könne man nach zwei, drei Jahren vielleicht über einen Standortwechsel diskutieren. Erst mal komme eine "Lernphase", dann werde man sehen, wie sich diese Form der Reinigung und die Werte entwickeln. "Schön ist was anderes", so German Hacker zum Abschluss.

 

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