Stimmen wie aus dem Himmel

29.1.2015, 14:54 Uhr
Stimmen wie aus dem Himmel

Im ersten Teil des Konzerts stand geistliche Musik der russisch-orthodoxen Liturgie auf dem Programm. Ohne Technik, nur getragen von ihren kraftvollen Stimmen, zogen die vier Sänger ihre Zuhörer schnell in den Bann und entführten sie in die Welt der russischen Seele. Beeindruckend der tiefe, klare Bass, der den gesamten Kirchenraum einnahm, aber genauso auch wehmütig-zart klingen konnte. Gänsehaut kam da auf, jedoch nicht bedingt durch die Kühle der Kirche. Es war die Breite der Stimmlagen, die faszinierte.

Vom tiefen Bass mit gewaltigem Stimmumfang über Bariton zum Tenor und weiter zum strahlenden Countertenor, der mit einer besonderen Technik bis in Sopran-Lage sang — die vier hochkarätigen Sänger zeigten überzeugend ein Können auf höchstem Niveau. Und beeindruckten die meist zurückhaltende fränkische Art derart, dass schon bald die ersten Bravo-Rufe laut wurden, der Applaus von Mal zu Mal stärker, länger anhaltend war. Besonders donnernd dann, als „Ich bete an die Macht der Liebe“ nicht nur auf russisch, sondern auch hingebungsvoll auf deutsch erklang.

Volkslieder, mal locker, mal wehmütig, waren dann im zweiten Teil des Abends zu hören. So die „Abendglocken“, das alte russische Volkslied im Dialog zwischen Bass und Tenor, das die Zuhörer begeisterte und beim folgenden „Glöcklein klingen“ gar frenetisch applaudieren ließ – der atemberaubend hohen Töne des konzentrierten Tenor-Solos wegen. So genannte Scherzlieder über Liebe und Missgeschicke gehörten ebenfalls zum zweiten Teil. Locker und spitzbübisch vorgetragen, zauberten sie bei Sängern wie Zuhörern ein Lächeln in die Gesichter.

Mit dem russischen „Lobgesang auf viele gesunde Jahre“ wollte sich „Vivat“ verabschieden, bekam aber solch prasselnden Applaus mit stürmischen Bravo-Rufen, dass das Ensemble als letzte Zugabe „Guten Abend, gute Nacht“ intonierte. Derart inbrünstig, dass eine Zuhörerin nachher bekannte, geweint zu haben.

Den Erlös dieses Abends wie auch der aller anderer bekommt das Städtische Kinderkrankenhaus in Sankt Petersburg. „Vivat“ geht in Europa jährlich in unterschiedlichen Teams auf ein- oder zweiwöchige Tournee, bei der der Eintritt zu den Konzerten frei ist. Allerdings freuen sich die Sänger über freiwillige Spenden, um die Unkosten zu decken und das Hilfsprojekt zu fördern.

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