Strom statt Gestank aus Adelsdorfs Kläranlage

29.4.2016, 06:00 Uhr
Strom statt Gestank aus Adelsdorfs Kläranlage

© Niko Spörlein

Die Vorplanungen der gut drei Millionen Euro schweren Hochlastfaulung beschäftigten den Adelsdorfer Gemeinderat in seiner letzten Sitzung. Wie Bürgermeister Karsten Fischkal wissen ließ, handle es sich bei der geplanten Klärschlammbehandlung um das größte Projekt in seiner Amtszeit, nicht einmal die Generalsanierung des Rathauses habe derart viel gekostet.

Die Gemeinde Adelsdorf will mit der Erweiterung der Kläranlage in Sachen Hochlastfaulung natürlich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und will nicht nur der immer wieder auftretenden Geruchsbelästigung Herr werden, sondern die Kläranlage möglichst autark betreiben, wie Fischkal sagte. Man müsse bei diesen Größenordnungen aber wissen, dass die Gemeinde keinesfalls mit Kostenmehrungen während der Bauzeit einverstanden sein werde, sagte der Bürgermeister in die Richtung von Diplom-Ingenieur Jürgen Jakob.

Die Planer aus Thür beschäftigen sich mit dem Umkrempeln der Anlage und haben Erfahrung mit solchen Arbeiten. Wie Jakob entsprechend auch wissen ließ, werde sich sein Planungsbüro mit diesem Vorhaben auch für den Bayerischen Abwasser-Innovationpreis bewerben. Aktuell sei die Adelsdorfer Kläranlage auf 25 000 Einwohnergleichwerte ausgelegt, durch den Ausbau werde man diese Kapazität geringfügig erhöhen. Derzeit sei die Anlage im Durchschnitt mit 16 000 Einwohnergleichwerten belastet; 2000 würden mit dem Wohngebiet „Reuthsee“ nochmals dazu kommen. Der entsprechende Bodenbehälter für diese anaerobe Behandlung der Schlammrückstände könne bei einem vorhandenen Erdbecken verwirklicht werden.

In diesem Erdbecken gärt es – ähnlich wie in einer Biogasanlage. Es werde erwartet, dass zirka 350 Kubikmeter Faulgase pro Tag produziert werden. Über eine Verstromung mittels eines Blockheizkraftwerkes können damit 650 Kw/h Strom am Tag erzeugt werden. Jene Strommenge werde direkt in das Stromnetz der Anlage eingespeist. Derzeit brauchen die vielen „Stromfresser“ auf der Adelsdorfer Kläranlage rund 350 000 Kilowatt Strom im Jahr. Mit den bereits installierten Photovoltaikanlagen auf ziemlich allen Dächern der Anlage erzeuge man aktuell 47 500 Kilowatt. Durch die Vergärung unter Luftabschluss habe man dann auch das Geruchsproblem besser im Griff. „Der Klärschlamm darf nicht gammeln und nicht stinken“, so Jürgen Jakob.

Neben dem Rohstofferdbecken sei also weiterhin ein Blockheizkraftwerk nötig, ein Gasspeicher, ein Faulbehälter und eine Gasfackel. Ferner würden sich möglicherweise interessante Aspekte hinsichtlich der Nutzung sogenannter Co-Substrate ergeben, was jedoch Neuland sei und noch genau untersucht werden müsse. Voraussichtlicher Baubeginn dürfte im Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres sein, wobei die Maßnahme in einem Zug durchgeführt werden könne, da der Weiterbetrieb der Anlage selbst nicht behindert werde.

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