Swing ohne Alter

20.7.2015, 15:43 Uhr

((Platzhalter)

So ganz genau wusste niemand mehr, ob dies nun der 19. Jazz-Frühschoppen von „kultur grenzenlos“ im Rahmen ihrer jährlichen Sommer- Konzertreihe war, die der Herzogenauracher Fink mit wechselnden Partnern bestritten hat. Allerdings war es seit 19 Jahren das erste Mal, dass man witterungsbedingt in die schöne, angrenzende Scheune ausweichen musste, was dem Ambiente des Konzerts aber nichts anhaben konnte.

Im Gegenteil: Die kompakter zu hörenden Details vermittelten dem Publikum ein noch größeres Dazugehörigkeitsgefühl. Dieses Mal waren es der erfreulich vitale Fritz Mensching (Altsaxophon, Klarinette), der enorm vielseitige Erlanger Rainer Glas mit seiner elektronisch-akustischen Bass-Gitarre, sowie der auch schon langjährige Drummer und Fink- Partner Rainer Groh. Und dann der als Hauptsolist verpflichtete, in Dänemark geborene Kim Barth, seit langer Zeit in Mittelfranken beheimatet und Lehrkraft an der Musikhochschule Nürnberg und der Fürther Musikschule.

Der sympathische, 42 Jahre alte „Youngster“ der Combo, zuvor schon mit zahlreichen Größen des Genres zusammen auf internationalen Bühnen aktiv, bevorzugt sonst eher südamerikanische Rhythmen. Aber natürlich machte er am Sonntag mit begeisternden Improvisationen auf der Querflöte und auf dem Altsaxophon auch die gespielten Standards gemeinsam mit seinen Partnern zu einem musikalischen Erlebnis.

Nachdem Fink sich bei den Zuschauern dafür bedankt hatte dass diese beim Umzug in die Scheune geholfen hatten („Ihr bekommt jeder einen Extra-Ton von mir“) gelang mit „Spotlight“ gleich der schmissige Einstieg, quasi von Null auf Hundert. Schon hier wie auch nachfolgend kam der eindrucksvolle Klang der Bass- Gitarre besonders zur Geltung. Glas setzte zahlreiche Impulse sowohl bei seiner schnörkellosen, aber effektiven Begleitung als auch über die Improvisation. Es war auch diesmal wieder verblüffend, wie es fünf Musikern durchgängig gelang, ohne eine einzige gemeinsame Probe eine derartige Vielfalt so harmonisch vorzutragen.

„The In Crowd“ als Trio dargeboten (Piano, Drums und Bass) war dann der von Thomas Fink herrlich geformte Einstieg nach der Pause. „Tenor Madness“ wurde nachfolgend von allen Bandmitgliedern ineinander greifend besonders harmonisch gespielt. Wie hier ansatzlos die Tonlage gewechselt wurde und dabei der harmonische Gleichklang stets erhalten blieb zeugt von der hohen individuellen Qualität aller. Rainer Groh, bekennender Hobby-Schlagzeuger, konnte hier mit kernigen Soli in Intervallen nachweisen dass er ein wertvoller Drummer im Kreise der „Profis“ geworden ist. Es folgten aber natürlich auch jene Standards, auf die vor allem die zahlreichen Stamm-Besucher schon gewartet hatten, die seit einem Jahrzehnt oder noch länger speziell dieses Highlight mit der Thomas Fink-Combo besuchen. Bei „Take the A Train“ zum Beispiel stellte Fink das Signal auf Grün und schon nahmen die Musiker das Publikum mit, kein Fuß blieb mehr ruhig, die Power der Interpreten riss alle mit, es wurde gegroovt, ein typisches Merkmal für diese Fink-Konzerte. Der Bossa Nova „The Girl from Ipanema“ oder auch „Mercy, Mercy“, ließen die Begeisterung bei den Besuchern weiter steigen. Der Klassiker „Memory of You“ wurde von dem hervorragenden Zusammenspiel von Mensching auf der Klarinette und Barth mit der Querflöte geprägt, indem der Senior primär die Melodie erklingen ließ, während Barth parallel großartig improvisierte. Und dann kam was kommen „musste“, nämlich der größte Dave Brubeck-Erfolg „Take Five“. Es ist weniger die eher „einfach gestrickte“ Grundmelodie, die das Stück seit Jahrzehnten zu einem „Muss“ der Jazz- Szene werden ließ. Stattdessen sind es die Spielräume für die Interpretation. Fink und seinen Freunden gelang dies neuerlich hervorragend und dass beim „Rausschmeißer“ Bye Bye Blackbird“ die Besucher sogar gesanglich kurz einstimmten, war der letzte Beweis für die durchgängig so gelungenen „Doppelpässe“ der Combo mit ihrem Publikum. Stehender Applaus führte zwar zu einer Zugabe, sinnigerweise „Now‘s the Time“, dann aber blieb dem dankbaren Publikum nichts anderes üblich, als auf ein Wiederhören in einem Jahr an gleicher Stelle zu hoffen. Diese Freude auf Titel, die er gerne spielt und seine Anhänger gerne hören, das ist eine wichtige Triebfeder des volksnahen wie einzigartigen Jazzpianisten.

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