Tafel Herzogenaurach: Gaby Richter löst Gerd Müller ab

27.10.2016, 15:42 Uhr
Tafel Herzogenaurach: Gaby Richter löst Gerd Müller ab

© Foto: F. Heidler

Mit Schwung und zupackendem Optimismus öffnet Tafel–Helferin Gaby Richter am Ausgabetag die Tür der Ausgabestelle in der Kantstraße 17. „Hereinspaziert“ begrüßt sie die Wartenden.

Die Zeit der langen Warteschlangen vor der Herzogenauracher Ausgabestelle sind längst vorbei. Gerd Müller: „Bei der großen Flüchtlingswelle waren wir schon an unserer Kapazitätsgrenze.“ Im Gegensatz zur Anfangszeit der Tafel in Herzogenaurach werden jetzt die Kunden in zwei Gruppen einbestellt. Die exakte Reihenfolge der Empfänger wird dann per Losverfahren bestimmt. Senioren und Gehbehinderte haben grundsätzlich Vorrang.

Tafel Herzogenaurach: Gaby Richter löst Gerd Müller ab

© Foto: Frank Heidler

„Das ist kein Almosen“, sagt Gaby Richter. Jeder muss für den „Einkauf“ seinen noch so kleinen finanziellen Beitrag leisten: zwei Euro für Alleinstehende, drei Euro für Familien.

Die 40-jährige Herzogenauracherin Gaby Richter löst zum Jahreswechsel Gerd Müller in seiner Sprecherfunktion für die Tafel ab. Der hat es meist auf rund 40 unentgeltliche Arbeitsstunden pro Monat für diese Sozialeinrichtung gebracht.

„Kann ich 'ne Brezel“ tönen Gaby Richter oft helle Kinderstimmen über die Verkaufstheke hinweg entgegen. Nicht verborgen bleiben der zweifachen Mutter auch die „großen runden Kinderaugen“ von Flüchtlingskindern, die ebenso stumm wie verlangend mit dem Finger auf die von Bäckern gespendeten Brezeln deuten. Sehnsuchtsziel der Tafel erfahrenen Kinder ist auch die Plastikkiste mit leckeren Süßigkeiten, aus denen Richter und ihre Kollegen möglichst gerecht ihre begehrten Gaben verteilen.

Auch wenn das Angebot noch so groß ist: Den kompletten Lebensmittelbedarf kann keine bedürftige Familie ausschließlich mit der Unterstützung der Tafel bestreiten. Dennoch gilt als ehernes Gesetz: „Jeder Abholer soll beim Einkauf eine Milch bekommen“, sagt Gerd Müller.

Eine Bestellung mit dem Einkaufszettel ist in Herzogenaurach nicht möglich. Das Einkaufsangebot wird von den Tafelmitarbeitern mit den orangen Küchenschürzen — Aufschrift: „Die Tafeln. Essen wo es hingehört“ — zusammen gestellt. Dabei wird aber auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen.

Will heißen: „Wer keine Möhren mag, kann diese gegen Salat tauschen", erklärt Gaby Richter. Wenn also bei der Montagssammlung in Supermärkten Schweinefleisch-Produkte dabei sind, werden diese nach Fürth oder in eine andere Nachbar-Tafel abgegeben. Denn in Herzogenaurach kommen zur Verteilung am Mittwoch vorrangig Flüchtlinge — und das sind in den allermeisten Fällen Moslems. Nicht alle Lebensmittel sind unbegrenzt haltbar.

Milde Gaben

Bei der Samstagstour werden normalerweise 14 verschiedene Supermärkte, Bäckereien oder Gemüsehändler in Herzogenaurach,. Münchaurach, Weisendorf oder Heßdorf angefahren. Da waren bisher Zehn-Stunden-Tage der Helfer keine Seltenheit. Diese Arbeitsschicht soll künftig geteilt werden, kündigte Gaby Richter an. Schließlich sind die meisten Stammhelfer Rentner.

Weitere helfende Hände und natürlich Spenden sind Gerd Müller natürlich jederzeit willkommen. Am liebsten mag er Sachspenden. Die Geldspenden gehen unverzüglich an die Tafelzentrale in Erlangen, zu der auch Herzogenaurach gehört. Lebensmittel dürfen von dem Geld nicht gekauft werden, das verbietet das bundesweite Tafel-Gesetz.

Undenkbar wäre die Herzogenauracher Tafel-Arbeit ohne die Unterstützung von Rotary-Club, Lions-Club mit seinen „Leos“ oder den evangelischen Konfirmanden, die sich auch ein Mal pro Jahr in den Dienst der guten Sache stellen.

Tafel-Helfer in spe oder potenzielle Spender melden sich bei Gerd Müller unter (0 91 32) 2112. Ausgabezeiten sind Mittwoch, 13 bis 15 Uhr, und samstags von 14.30 Uhr bis etwa 17 Uhr.

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