Technikinspiration und Respekt für Kulturen

19.4.2017, 14:09 Uhr
Technikinspiration und Respekt für Kulturen

© Christiane Tietz/Schaeffler

An den Standorten in Herzogenaurach und Höchstadt beschäftigt das Unternehmen aktuell 765 Mitarbeiter mit einer nicht-deutschen Staatsbürgerschaft. Diese Mitarbeiter stammen aus 69  Ländern.

Die meisten Mitarbeiter kommen aus der Türkei (198), Griechenland (62), Rumänien (60), China (41) und Italien (40). Die Schaeffler Gruppe ist ein global tätiges Unternehmen mit rund 86 600 Mitarbeitern an mehr als 170 Standorten in über 50 Ländern, lässt die Firma wissen: "In unserem Unternehmen arbeiten weltweit Menschen mit über 100 verschiedenen Nationalitäten. Unsere globale Ausrichtung ist eine unserer größten Stärken. An unseren Standorten setzen wir nicht nur auf lokale Expertise, sondern auch auf die internationale Kompetenz unserer Mitarbeiter."

Das Unternehmen profitiere ebenso wie die Mitarbeiter von der vielfältigen Arbeitsumgebung. Ein Verlust der internationalen Mitarbeiter hätte nicht nur negative Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens, sondern würde auch das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter völlig verändern.

In der Artikelfolge "Ein Tag ohne Immigranten" interviewten die NN bereits internationale Mitarbeiter von Puma und adidas über ihr Selbstverständnis in einer international verflochtenen Welt und im "globalen Dorf" Herzogenaurach.

Für das Unternehmen Schaeffler kommt nun Chen Ding zu Wort, der aus dem Osten Chinas stammt, in Shanghai studierte und Deutsch lernte und über ein Kooperationsprogramm der TU Braunschweig nach Deutschland kam und nach dem Abschluss zur Schaeffler Gruppe gelangte. Er arbeitet in einem internationalen Team für Projektmanagement und Anwendungstechnik für Getriebelager.

Mister Ding, die Schaeffler AG ist eines der großen weltweit aktiven Unternehmen in Herzogenaurach. Wie bedeutsam ist der Einfluss internationaler Mitarbeiter auf die Produkte und die Ausrichtung des Unternehmens?

Chen Ding: Bei Schaeffler ist die Denkweise international. Das heißt, die Produkte sind nicht nur an den Bedarf der lokalen Kunden angepasst, sondern sie müssen international konkurrenzfähig sein. Dies ist eine Basis des Erfolgs der Schaeffler Gruppe. Ein Beispiel: Die elektrische Achse für Hybridfahrzeuge in Zeiten der E-Mobilität. E-Mobilität wird vor allem in China forciert, weil dort Umweltschutz und Luftverschmutzung nun als Problem erkannt wurden. Bis 2020 sollen zwei Millionen elektrifizierte Fahrzeuge auf den Markt gelangen.

Sie arbeiten in ihrem Team mit vier Deutschen zusammen, zwei Chinesen, zwei Japanern und zwei Koreanern, wie Sie schildern. Wie wirkt sich dies auf die Arbeitsatmosphäre aus und was bewirkt die Fusion von Lokalität und Internationalität?

Ding: Die lokalen Kollegen haben guten Kontakt zu den Internationalen, man stellt sich darauf ein, international zusammen zu arbeiten. Es entsteht dabei Respekt für die Kultur der anderen, man kreiert neue Ideen und lässt sich auf den Rhythmus des anderen ein.

Beispielweise haben wir im Büro immer Süßigkeiten, die wir von unseren Heimatländern mitgebracht haben, damit wir die Kollegialität weiter pflegen und gleichzeitig von den vielen Kulturen auf der Welt lernen.Unsere "Amtssprache" in der Abteilung ist Englisch, mit Kollegen aus Deutschland kommunizieren wir auf Deutsch.

Anlass unserer Artikelfolge war die neuerdings von US-Regierungsseite verkündete mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Verdienst von Einwanderern, gepaart mit Restriktionen, die den Fortschritt ad absurdum führen. Wie denken Sie darüber?

Ding: Amerika wurde von Immigranten gegründet und aufgebaut. Diese neue Mentalität hat nur Nachteile. Denn nur in der Zusammenführung von Denkweisen kann man neue Produkte entwickeln für die internationalen Märkte. Durch den Verkauf von erfolgreichen Produkten ergibt sich mehr Umsatz, mehr Gewerbesteuer, Straßen und Schulen können gebaut werden.

Beim Aktionstag in USA "A Day without Immigrants" schlossen Migranten ihre Büros, Serviceeinrichtungen, Geschäfte, Gasthäuser für einen Tag, blieben Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen fern. Wie viele Kollegen würden bei Ihnen fehlen?

Ding: Ich werde mein Traineeprogramm in Kürze abschließen und in einen neuen Bereich wechseln. Mein aktuelles Team ist sehr international. Im Zielbereich sind von den zirka 140 Mitarbeitern mindestens zehn Prozent Ausländer. Es wäre auch für die Mittagspause ein qualitativer Verlust, alle asiatischen Imbisse und ausländischen Restaurants wären zu.

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