Teichwirte wünschen sich einen „Wildtier-Manager“

24.6.2016, 05:45 Uhr
Teichwirte wünschen sich einen „Wildtier-Manager“

© Archivfoto: Fritz-Wolfgang Etzold

Gabi Schmidt formuliert es drastisch: „Es ist ein Schlag ins Gesicht des Personals und eine Enttäuschung für alle Beteiligten“, sagt die Landtagsabgeordnete der Freien Wähler aus Voggendorf. Die Staatsregierung hat sich entschieden, die beiden Stellen für Kormoran-Beauftragte in Bayern auslaufen zu lassen. Deshalb ist auch Tobias Küblböck, der in der Außenstelle des Instituts für Fischerei in Höchstadt saß, seit Ende Mai nicht mehr im Amt.

Und Gabi Schmidt vermutet Tricksereien. „Mit der erneuten Ausschreibung möchte der Freistaat wohl die Einrichtung unbefristeter Stellen umgehen.“ Ab August wird es also wieder einen Kormoran-Beauftragten geben. Ob dieser dann Küblböck heißt, wird sich herausstellen.

„Wir hoffen sehr, dass Tobias sich wieder bewirbt“, sagt Walter Jakob. Der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Aischgrund meint: „Er hat bei der Vergrämung sehr gut darauf geachtet, dass ökonomische und ökologische Aspekte im Gleichgewicht bleiben“.

Wie hat Küblböck den schwarzen Fischräuber, der unter Naturschutz steht, davon abgehalten, die Karpfenweiher leer zu futtern? „Er war ein zentraler Ansprechpartner“, sagt Jakob, „er hat gewarnt, wenn an bestimmten Weihern eine hohe Präsenz war und den Jägern Bescheid gegeben.“ Neue Munition hat Küblböck ausprobiert, aber auch auf alternative Vergrämungsmethoden gesetzt — zum Beispiel auf Netze oder Schnüre, die über die Wasserfläche gespannt werden.

„In Kombination mit der Allgemeinverfügung, die die Kormoranvergrämung ermöglichte, trugen die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter wesentlich zur Entspannung der konfliktträchtigen Lage in Bayern bei“, meint Schmidt.

Ob sich die beiden bisherigen Beauftragten wieder zu einer Bewerbung entschließen würden, sei angesichts des unverantwortlichen Vorgehens des Freistaats sehr fraglich. „Stattdessen wurde nun das Aufgabenprofil homöopathisch geändert, was wieder eine befristete Beschäftigung erlaubt“, meint Schmidt.

Trotz der guten Arbeit Küblböcks: Für Walter Jakob ist die Lage „schlimmer denn je.“ Die Ausfälle im Frühjahr seien wesentlich höher als in den Vorjahren. „In manchen Teichen habe ich eine Quote von 50 Prozent“, sagt der Mühlhausener. Es sei eben „eine sehr große Population für einen aussterbenden Vogel.“ Wenn der Kormoran im Herbst wieder durchzieht und sich zur nächsten Mahlzeit rüstet, ist die Stelle des Kormoranbeauftragten wohl wieder besetzt. Allerdings handelt es sich wieder um einen befristeten Vertrag.

Bedrohung auch am Boden

Im Gegensatz zu Gabi Schmidt sieht Walter Jakob das durchaus positiv. Denn er hat höhere Ziele. Der Teichwirt wünscht sich einen Wildtier-Manager. Schließlich kommt die Bedrohung für die Karpfen nicht nur aus der Luft. Es gibt auch Feinde am Boden. Biber-Manager gibt es bereits, weil sie aber vom Bund Naturschutz bezahlt werden, haben sie nicht das Vertrauen aller Gruppen, meint Jakob. Deshalb wünscht er sich „eine neutrale Stelle an einem öffentlichen Institut“.

Der Wildtier–Manager könnte sich auch um Silber- und Graureiher kümmern. „Außerdem steht der Fischotter in der Oberpfalz quasi schon vor unserer Haustür.“ Die Verhandlungen zur Schaffung einer solchen Stelle laufen laut Jakob bereits. Er habe hier die Unterstützung lokaler Abgeordneter. Eigentlich sei auch Gabi Schmidt mit im Boot. „Auch die EU kann mitreden.“

Massive Ausfälle

Es wird wohl noch etwas dauern. Deshalb ist auch Jakob froh, wenn ab August wieder ein Kormoran-Beauftragter im Institut für Fischerei sitzt. Schließlich sind die Ausfälle in den Karpfenweihern massiv.

„Wenn das so weitergeht, bekommen wir auch Probleme mit dem markengeschützten Aischgründer Spiegelkarpfen, weil wir einfach nicht mehr genug Satzfische haben.“ Dann müssten andere Fische aus China eingeflogen werden. Ob das dann besser für die Umwelt sei? „Das ist eine ethische Frage, die muss jeder für sich beantworten“, meint Jakob.

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