Thomas Goppel über Gleichmacherei und Gerechtigkeit

25.9.2016, 15:46 Uhr
Thomas Goppel über Gleichmacherei und Gerechtigkeit

© Foto: Leverenz

Ohne Unterbrechung zusammen 65 Jahre sind die Goppels, Thomas und Alfons, Mitglieder im bayerischen Landtag. „Nur Königin Elisabeth II kann auf eine längere politische Karriere zurückblicken“ bemerkte Goppel augenzwinkernd zum Auftakt seines Vortrags vor der Senioren-Union unter der Leitung der Kreisvorsitzenden Gudrun Müller.

„Ich bin nun mit knapp 70 in einem Alter, in dem ich fast alles sagen kann, was mir auf den Nägeln brennt“, begründete er das offene Ansprechen von drängenden Themen, die besonders die ältere Generation beschäftigen. Dabei standen sozialpolitische Themen im Vordergrund. Er brachte zum Ausdruck, dass heutzutage die Familie nicht mehr hoch genug geschätzt wird. „Kindererziehung in der Familie, in erster Linie durch die Mütter, darf kein Grund dafür sein, dass Mütter später keine ausreichenden Rentenansprüche vorweisen können.“ Damit sprach er sich für eine entsprechende Anerkennung der Erziehungsleistung aus.

Hilfe zur Selbsthilfe

Zum Thema Rente vertrat Thomas Goppel das Prinzip, dass derjenige, der etwas geleistet hat, eben auch höhere Ansprüche an das System der gesetzlichen Rente erarbeitet hat, als derjenige, der nichts zur gesellschaftlichen Entwicklung beigetragen hat. „Diese Unterschiede sind normal und müssen auch bleiben. Das heißt aber nicht, dass man denen nicht helfen muss, die dringend Hilfe benötigen. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier das Gebot der Stunde“, meinte er.

Einen Seitenhieb auf die politischen Konkurrenten wollte sich Goppel nicht verkneifen. „Die Sozialdemokratie will die Einheitlichkeit, egal wie die individuelle Lebensleistung auch einzuschätzen ist – alle sollen gleich sein.“ Das zeige sich auch in der Diskussion über die Erbschaftssteuer. Die Sozialdemokraten wollten lieber die Steuer abschöpfen, um das Geld an diejenigen zu verteilen, die weniger haben. „Dass dabei Arbeitsplätze verloren gehen, wird billigend in Kauf genommen. Damit ist nichts erreicht“, betonte er.

„Die Freien Wähler hingegen kümmern sich sowieso nur um ihre Gemeinde und sind für übergeordnete gesellschaftliche Themen gar nicht aufgestellt“, ergänzte er.

Völliges Unverständnis brachte Goppel gegenüber Industrieunternehmen auf, die trotz eines Mangels an Ingenieuren, ihre über 50-jährigen Erfahrungsträger nicht mehr haben wollen. Er ist überzeugt, dass sie noch immer gute Arbeit leisten könnten, auch wenn sie auf dem Gebiet der modernen Informationstechnologien vielleicht nicht mehr auf dem neusten Stand sind.

Außerdem werden nach seiner Meinung die Berufe am Menschen viel zu schlecht bezahlt. „Es kann nicht sein, dass Pflegedienste Berufe dritter Klasse sind, und derjenige, der die Kaffeemaschine repariert, dreimal mehr verdient als derjenige, der mit dem Kaffee daraus seine Patienten versorgt“, kritisierte er.

Aktiv werden und bleiben

Die ältere Generation ermunterte Goppel, nicht zu warten, bis sich etwas tut, sondern selbst aktiv zu sein. Sonst dürfe man sich nicht wundern, dass nichts voran geht. „Schließlich sind Sie die Generation, die unser Land nach dem Krieg wieder aufgebaut hat“, sagte er. Auch wenn man im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so gut zu Fuß ist, sollte man sich dennoch nicht zurückziehen. Schließlich warten die nachfolgenden Generationen nicht auf noch mehr Fragen, sondern auf gute Beispiele und Antworten. „Warum ist die Gehorsamkeit gegenüber Großeltern oft größer als gegenüber den Eltern? Weil sie auch großzügiger sind, wenn was gut läuft“, beantwortete er die selbst gestellte Frage

„Wir müssen unsere Kultur intensiver leben, als wir es vielleicht in den letzten Jahren getan haben. So können wir die Migranten und Flüchtlinge mitreißen, etwas in unserem Land zu leisten und nicht nur auf Transferleistungen zu warten.“ Dann, so Goppel, bräuchten die Bürger auch keine Angst zu haben, unter den fremden Kulturen zu leiden, die ins Land kommen. „Wenn türkische Mitbürger sich mehr dafür interessieren, was Herr Erdogan in der Türkei macht, als was in dem Land passiert, in dem sie seit Jahrzehnten leben, dann ist wohl etwas schief gelaufen“, bemerkte er zum Thema Integration.

Kreisvorsitzende Gudrun Müller begrüßte neben Ehrengast Goppel auch den Parlamentarischen Staatssekretär Stefan Müller (MdB), den Landtagsabgeordneten Walter Nussel, Landrat Alexander Tritthart und die CSU-Ortsvorsitzende Antje Körner begrüßen.

Walter Nussel hatte die Schirmherrschaft über die Veranstaltung der Senioren-Union übernommen. In seiner Begrüßungsrede lobte er die gute Zusammenarbeit mit dem Landrat, der die Schlüsselthemen Schulpolitik und Ausbau des öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) zur Chefsache gemacht hat.

Landrat Alexander Tritthart wies daraufhin, dass der demographische Wandel natürlich Einfluss auf die Politik habe. So sei die Verbesserung der Barrierefreiheit ein wichtiges Anliegen seiner Politik. Deshalb bietet das Landratsamt Informationen und Seminare an, wie Wohnungen und Häuser barrierefrei umgebaut werden können, damit ältere Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben können.

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