Trauercafe: "Man ist nicht alleine mit seinen Gefühlen"

2.3.2017, 14:19 Uhr
Trauercafe:

© Foto: André De Geare

"Ich freue mich, dass es das Trauercafé schon so lange gibt", betont Bettina Quandt, die Vorsitzende des Hospizvereins und verweist sofort auf Gerdi Meister. "Sie war es, die die Idee hatte und umgesetzt hat."

Einfach war das nicht. "Ich habe zwei Jahre lang eine online-Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht," erinnert sich Gerdi Meister. Nahestehende Menschen zu begleiten, die in Trauer sind um eine geliebte Person, ist zwar eigentlich eine fast selbstverständliche Sache. Aber ein Angebot von außen zu schaffen, das Menschen gerne annehmen, dazu gehört dann doch etwas mehr.

Das weiß auch Irene Timm-Weiland. Die Nachfolgerin von Gerdi Meister als Koordinatorin des Trauercafés hat die Ausbildung zur Trauerbegleiterin ein halbes Jahr an der Hospizakademie in Bamberg absolviert. "Das war schon anstrengend", sagt sie. Hauptgrund: Wer ein guter Trauerbegleiter sein will, muss sich auch mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Gespräche mit Trauernden müssen die Möglichkeit der Tiefe haben, damit es nicht nur oberflächliches Trösten bleibt.

Das Trauercafé wendet sich also an Menschen, die schon trauern. Davon zu unterscheiden ist die Hospizarbeit, bei denen das Sterben gemeinsam mit dem Sterbenden und den Angehörigen begleitet wird.

Der Wunsch, die Zurückgebliebenen auch nach dem Tod etwa eines Familienmitglieds noch weiter zu begleiten, lag auf der Hand, und Gerdi Meister hat ihn mit der Idee des offenen Trauercafés umgesetzt. Zunächst war man etwa zwei Jahre in den Räumen des Heimatmuseums. Ein schönes Ambiente, doch richtig regelmäßig konnte das Trauercafé hier nicht angeboten werden. 2009 zog das Trauercafé in die Räume in der Erlanger Straße 14 um (neben dem Generationen.Zentrum). Erst richtete man sich im nüchternen Büroraum im ersten Stock einigermaßen gemütlich ein, seit geraumer Zeit findet das Café in einem kleinen netten Zimmer im gleichen Stockwerk statt.

Auch ohne Anmeldung

Wie viele Menschen ins Trauercafé kommen, ist unterschiedlich, da es ja ein offenes Treffen ist und keine feste Gruppe mit Anmeldungen. "Es waren schon einmal zwölf Menschen da, einmal kam auch nur einer", erinnert sich Gerdi Meister, die sich nach vielen Jahren engagierter Mitarbeit nun langsam zurückzieht.

Irene Timm-Weiland hat festgestellt, dass keineswegs nur Menschen kommen, die zuvor schon um eine Sterbebegleitung für Angehörige gebeten haben. Im Gegenteil: "Viele kommen erstmals zu uns." Und das kann viele Gründe haben.

"Manche merken erst nach Jahren, dass sie einen Verlust noch nicht richtig verarbeitet haben", so die Trauercafé-Leiterin. Es kann auch sein, dass man sich in seiner Trauer einsam fühlt, es kann sein, dass Gefühle hochkommen, derer man sich schämt. Wut zum Beispiel. Wut auf den Verstorbenen, weil er einen verlassen hat, weil er Dinge ungeklärt ließ. Oder Schuldgefühle.

Wenn die Atmosphäre stimmt – und sie stimmt, weil die Trauerbegleiterinnen ausgebildet sind – dann können hilfreiche Gespräche entstehen. Gespräche mit der Trauerbegleiterin, vor allem aber auch zwischen den Trauernden. "Man spürt dann, dass man nicht alleine ist mit seinen Gefühlen", so Bettina Quandt. Neue Kontakte entstehen, vielleicht neue Freundschaften. "Auf alle Fälle ist es ein Schritt in die richtige Richtung."

Das Trauercafé wird von Irene Timm-Weiland, Helga Fischer, Jetty Rackow und Karin Schobert betreut und ist jeweils am letzten Freitag im Monat von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Wer sich vorher informieren will: * (0 91 31) 73 58 78 (Büro des Hospizvereins) oder * (0179) 9 29 28 88 (Bereitschaftstelefon)

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