Übergang als Nadelöhr

10.4.2014, 00:00 Uhr
Übergang als Nadelöhr

„Man muss mindestens eine halbe Stunde mehr einrechnen“, sagt beispielsweise Sebastian W., der jeden Tag aus Nürnberg zur Arbeit in die Aurachstadt fährt und auch schon versucht hat, die momentane Anreisezeit von bis zu eineinhalb Stunden über traditionelle Schleichwege zu verkürzen. „Das kannst Du vergessen“, hat W. bereits festgestellt, denn andere Pendler sind ebenso schlau und versuchen über Vach, Obermichelbach, das Haundorfer Löchla oder durch die Erlanger Innenstadt auszuweichen. Zu den Stoßzeiten ist dort ebenso wenig ein zügiges Durchkommen wie auf der Fernstraße.

Wie die „relativ geringe Verkehrsbelastung“ in der Praxis aussieht, schildert uns tagtäglich auch der Verkehrsfunk der Radiosender. In Richtung Süden sind sechs bis acht Kilometer Stau das Minimum, wobei Tausende von Herzogenaurach-Pendlern noch den Luxus genießen, dass sie sich zum Teil erst kurz vor der Großbaustelle in den Stau einreihen müssen. Momentan sind die Behinderungen tatsächlich noch relativ gering, denn auf der Fernstraße sind täglich „nur“ etwa 70000 Fahrzeuge unterwegs. Aber am kommenden Montag beginnen in den meisten Bundesländern die Osterferien, sodass bereits am Wochenende die erste große Urlauberwelle Richtung Süden schwappen wird.

„Das wird ein Spaß“ sagt Christian Deisel von der Verkehrspolizei in Erlangen, wobei sich der Spaßfaktor bei den Autofahrern wohl eher in Grenzen halten wird. Bei der Polizei rechnet man zum Ferienbeginn jedenfalls mit einem ersten Stress-Test für das Nadelöhr in den Süden. Sowohl für die Verkehrsteilnehmer als auch für die Verkehrshüter, denn die schmalen Fahrspuren haben sich in den letzten Wochen auch zu einem neuen Unfallschwerpunkt entwickelt. Meist sind es allerdings nur kleine Rempler, wenn sich Lkw und Pkw zu nahe kommen und dabei zum Beispiel ein Seitenspiegel in die Brüche geht. „Wer mit Rückspiegeln handelt, macht derzeit das Geschäft seines Lebens“, versucht Deisel die momentane Situation eher von der lockeren Seite zu sehen.

Locker, so die mittelfristige Stauprognose für den Großraum Nürnberg, wird es für die Kraftfahrer bis zum Herbst eher nicht mehr, denn die Reisezeit in Deutschland und den nördlichen Nachbarn reißt praktisch nicht mehr ab. Genauso wenig wie die Bautätigkeit, denn wer glaubt, auf seinem Weg in Richtung Süden nach dem Erlanger Kreuz das Schlimmste überstanden zu haben, der war noch nicht in Behringersdorf.

Dort wird nämlich die Brücke der B14 über die Autobahn neu gebaut, so dass die Autobahn in beiden Richtungen zeitweise auf eine Fahrspur reduziert wird. „Die Transeuropa-Autobahn wird dann praktisch auf einen Feldweg reduziert“, sagt Deisel nicht gerade optimistisch. Die Herzogenaurach-Pendler, für die eine Stadt-Umland-Bahn jetzt wie gerufen käme, berührt das zum Glück eher wenig.

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