Unterm Hammer: Höchstadt versteigert Feuerwehrauto

28.11.2017, 06:00 Uhr
Unterm Hammer: Höchstadt versteigert Feuerwehrauto

Es ist ein Abschied mit Humor. "Unser altes TLF 16/25 steht nach Ausmusterung zum Verkauf", schreiben die Feuerwehrler auf ihrer Facebook-Seite im Internet. "Wer also der Meinung ist, dass der Nachbar eh zu oft grillt und Blumen gießen viel zu lange dauert, hat jetzt die einmalige Gelegenheit, diese Missstände ein für alle mal zu beseitigen!"

Wie geht es also weiter mit dem großen Daimler-Benz, Baujahr 1981? Wird er zur überdimensionalen Gießkanne? Immerhin fasst der Wassertank 2500 Liter - das ist ein Wort. Nutzer von Facebook, die auf die Anzeige gestoßen sind, schlagen in den Kommentaren noch ganz andere Möglichkeiten vor. Ein Geschenk für die Nichte zum 18. Geburtstag? Oder als fahrende Disko für mobile Partys?

"Das gute alte Schlachtross"

Bei einigen macht sich allerdings auch Wehmut breit. Sie erinnern sich gerne an "das gute alte Schlachtross, das zu fast jedem Einsatz mitgefahren ist." Für einen anderen User war das TLF "ein ständiger Begleiter" in der Kindheit. "Dieses Feuerwehrauto ist eine Legende und definitiv ein Teil Höchstadts".

Kommandant Wolfgang Glotz nimmt die Angebote der Bietenden schriftlich entgegen. Er ist zufrieden mit der Resonanz. Wenn das TLF Höchstadt verlässt, ist es kein Einsatzfahrzeug mehr. Sämtliche Hinweise auf die Feuerwehr verschwinden, der Funk wird ausgebaut und natürlich verschwindet auch das Blaulicht. "Es gibt Privatleute, die verpassen so einem Fahrzeug einen komplett neuen Aufbau und fahren dann damit als Campingbus bis runter nach Afrika", sagt Glotz. Es sind aber auch Import-/ Exportfirmen an der alten Dame interessiert, die rund 38 000 Kilometer auf dem Tacho hat. Im Ausland wird das Fahrzeug dann womöglich wieder Einsätze fahren.

Verleiher sind Option

"Eine weitere Option ist zum Beispiel ein Verleiher", erklärt der Kommandant. Es gibt Firmen, die gebrauchte Einsatzfahrzeuge aufkaufen und diese dann an Wehren verleihen, die kurzfristig oder vorübergehend Ersatz brauchen.

Die Feuerwehr Höchstadt hat ein solches Angebot gerade ein halbes Jahr lang selbst genutzt, als es darum ging, die provisorische Wache in Höchstadt-Süd auszustatten. Weil die Aischbrücke wegen der Sanierung vollständig gesperrt war, brauchte die Wehr einen zweiten Standort, um schnell an alle möglichen Einsatzorte zu gelangen. Dafür war natürlich ein Fahrzeug nötig, das inzwischen wieder an die Verleihfirma zurückging. Den Dienst in der Wache Süd hat dann das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug übernommen, das jetzt auch das alte TLF 16/25 ersetzt.

Auktion läuft bis Ende Dezember

"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge" blickt Kommandant Wolfgang Glotz auf die wieder freigegebene Brücke. Viele seiner Freiwilligen arbeiten nämlich bei Schaeffler und hatten mit der zweiten Wache in Süd Anfahrtszeiten bei Einsätzen von nur einer Minute. "Das war natürlich bombastisch", sagt Glotz. Die Ausrückzeiten liegen für sie jetzt eher wieder bei zweieinhalb bis drei Minuten. "Aber zwei Wachen sind für das kleine Höchstadt einfach zu teuer."

Also sind inzwischen alle zurück in der Großen Bauerngasse. Und hier tut jetzt auch der Nachwuchs Dienst. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, Funkrufname "Florian Höchstadt 22/40/2", ist aufgrund seiner Beladung vielseitiger einsetzbar als der Vorgänger aus den 80ern: sowohl als Wasserlieferant für alle Arten von Bränden, als auch zur technischen Hilfeleistung, zum Beispiel auf der A3, die zum Aufgabengebiet der Feuerwehr Höchstadt gehört.

Und die alte rote Legende, die in der Garage wartet? Für sie läuft die Auktion noch bis zum 29. Dezember. Kommandant Glotz rechnet damit, dass die alte Dame Anfang 2018 den Besitzer wechselt. Ob sie dann Grills löscht, Blumen gießt oder nach Afrika fährt, weiß er natürlich jetzt noch nicht.

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