VdK Röttenbach: Noch oft Barrieren

7.12.2016, 13:56 Uhr
VdK Röttenbach: Noch oft Barrieren

© Foto: Niko Spörlein

„Barrierefreiheit ist ein Grundgesetz“, so Bauer, der am Sonntag in der Kaminbar auf Einladung der örtlichen VdK-Vorsitzenden Veronika Schmitt dieses langsam zu Ende gehende Aktionsjahr zusammen mit einer Betroffenen hinterfragte: Susanne Meyer ist seit vielen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, die junge Frau leitet seit fast 20 Jahren an Multipler Sklerose, einer Krankheit, die vorwiegend junge Menschen trifft und das zentrale Nervensystem schädigt.

Susanne Meyer wohnte fast zwölf Jahre lang in Röttenbach und schloss sich hier dem VdK an. Sie zog dann aber wegen ihrer fortschreitenden Krankheit vor einigen Jahren wieder in ihr Elternhaus nach Nördlingen. Weil sie von Veronika Schmitt „eine sehr nette Einladung“ bekommen hatte, kam sie jetzt nach Röttenbach zurück. Meyer ist dem VdK-Ortsverband nämlich treu geblieben und wurde nun von Schmitt, von Karl-Heinz Bauer und Bürgermeister Ludwig Wahl für ihre zehnjährige Mitgliedschaft geehrt. Zehn Jahre, so meinte die lebenslustige Rollstuhlfahrerin, seien zwar keine große Ehrung, mit ihrer Krankheit bekomme diese Ehrung aber eine nicht unwesentliche Bedeutung in ihrem Leben.

Seit Susanne Meyer mehr und mehr auf den Rollstuhl angewiesen ist, sieht sie die Bedürfnisse von Gehbehinderten aus einem anderen Blickwinkel. Am meisten ärgerte sie sich darüber, dass man gerade zu vielen Ärzten und Ämtern nicht, ohne eine Barriere überwinden zu müssen, komme. „Viele Amtshäuser sind nun Mal in alten, historischen Gebäuden untergebracht.“

Aber nicht nur Praxen und Ämter seien mit dem Rollstuhl schwer zu erreichen, auch viele Gaststätten, die Kaminbar beispielsweise ebenfalls. „Ein aufmerksamer Mensch half mir hier durch die Hintertür“, erläuterte Meyer. Die junge Frau findet aus ihrer Not heraus umständliche Lösungen für ihr Problem, sie schlägt im Internet in einschlägigen Foren nach, welche Häuser mit dem Rollstuhl erreicht werden können, erzählte sie.

Man müsse froh darüber sein, meldete sich der VdK-Kreisvorsitzende hier zu Wort, dass Gehbehinderte heutzutage nicht mehr in ihren vier Wänden bleiben, sondern raus gehen. Sie hätten nämlich auch ein Anrecht auf gesellschaftliche Integration, ein Leben wie jeder andere zu führen. Wie eine Gesellschaft mit Behinderten umgehe, sei ein Spiegelbild dieser, so Bauer.

Schon war auch Bürgermeister Ludwig Wahl und sein Schwerbehinderten-Beauftragter Hans Götz mit bei der Gesprächsrunde in der Kaminbar. Röttenbach sehe die Probleme mit der Barrierefreiheit und habe erst jüngst die komplette Schulstraße barrierefrei umgestaltet, die Schule sei barrierefrei zu erreichen, die Turnhalle, der barrierefreie Umbau des Rathauses und des Vorplatzes sei in Planung, zählten Götz und Wahl auf.

Da liege zwar noch vieles im argen, aber es tue sich etwas, was nicht zuletzt auf solche „VdK-Aktionsjahre“ zurückzuführen sei, meinte man unisono. Schon fand sich Susanne Meyer im Kreise derer wieder, die zusammen mit ihr geehrt wurden. Viele waren darunter, denen die Ehrung für zehn Jahre auch wegen ihres Alters was bedeutete, es wurden aber auch Mitglieder für 25- und 30-jährige Treue ausgezeichnet: Werner Schickert, Willi Heilmann, Renate Gumbmann und Konrad Amon bekamen die Dankesurkunde für 25 Jahre; Andreas Lorz für 30-jährige Mitgliedschaft.

Am Ende verkündete Veronika Schmitt noch, dass der Röttenbacher VdK mit seinen derzeit 270 Mitglieder nächstes Jahr den 70. Geburtstag des Verbandes mit einem kleinen Fest samt Rückblick und Ehrungen feiern werde. Ferner werden die Röttenbacher nächstes Jahr sicher wieder zu den Luisenburg-Festspielen nach Wunsiedel fahren, und man werde wieder zusammen mit dem Kreisverband ein Ehrenamtsseminar auf Schloss Schney besuchen.

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