Viele Firmenmitarbeiter in Ferienwohnungen

17.8.2014, 15:15 Uhr
Viele Firmenmitarbeiter in Ferienwohnungen

© Mark Johnston

„Ferienwohnung“ prangt ein Schild am frei stehenden Doppelhaus an der Straße zwischen Herzogenaurach und Falkendorf. Die meisten brausen vorbei.

Welch romantischer Garten sich hinter dem Haus an der vielbefahrenen Straße vis à vis der Lenzenmühle verbirgt, konnten bereits die polnischen Plein-Air-Maler im Frühsommer erleben.

Die „Atmosphäre wie zuhause“ und vor allem der „herrliche Grillplatz“ wurden von Maria Stawik-Höhlriegel, „Kommissarin der Freilichtmalerei 2014“ im virtuellen Gästebuch mit warmen Worten beschrieben. So richtig benutzt wird der Garten zurzeit jedoch von einer anderen Nationalität: den Mexikanern, die es auch lieben, ein Stück Fleisch auf einem Grillrost zu sehen.

Im dritten Jahr betreiben Hans und Lydia Kaltenhäußer die Ferienwohnung. „Eigentlich war es als Radlerunterkunft gedacht“, berichtet Gastgeber Kaltenhäußer, selbst Radfahrer. Doch das Konzept sei weniger erfolgreich gewesen.

Gut gebucht ist die Unterkunft jedoch, seit der INA-Rentner seine Unterkunfts-Kapazität — eine DreiZimmer-Wohnung und vier Einzelzimmer, also sieben Betten — mit seinem ehemaligen Arbeitgeber kommunizierte. Er ließ auch die Homepage www.ferienwohnungimaurachtal.de erstellen.

Seither hat er zahlreiche internationale Mitarbeiter auch von adidas beherbergt, die Wochen oder Monate für Schulungen am Hauptstandort verweilen. Inder, Koreaner, neuerdings Mexikaner waren dabei, auch Leibwächter prominenter Leute, die in der Reha-Klinik behandelt wurden.

Wer? Kaltenhäußer: „Das ham‘s net verraten. Aber viele interessante Leute, schwer in Ordnung.“ Ferner: 15 Euro kostet die Übernachtung, mit Selbstverpflegung. „Alle 14 Tage wischt meine Frau durch.“

Auch die andere Ferienadresse im schönen Aurachtal mit Flusslauf und romanischer Klosterkirche, die Neundorfer Straße 8, hat sich anstelle von Urlaubern auf Praktikanten, Auszubildende und internationale Schulungsteilnehmer eingerichtet. „Bis November sind Buchungen da“, lautet die Auskunft.

Auf dieses Klientel hat auch Maria Hofer-Mages in der Münchauracher Rosenstraße ihr Gästehaus-Konzept zumindest teilweise gestützt: „Seit 2006 vermiete ich die beiden Wohnungen, eine Vier-Zimmer-Wohung und eine kleinere von 64 Quadratmetern. Doch im Oktober ist Schluss“. Die Hauptgründe für diesen Schritt seien gesundheitlicher Art.

Meist gute Erfahrungen

Es habe sich sehr wohl gelohnt, die Monteure, die Neuankömmlinge bei Schaeffler und adidas, oder die Familienbesuche zum Einkaufen oder zu Hochzeiten unterzubringen. „Wir waren sehr frequentiert und hatten meistens gute Erfahrungen.“

Doch als Tourismus-Region sei das Aurachtal – „und auch Herzogenaurach bei den heutigen Ansprüchen“ – einfach zu wenig sensationell. „Man könnte schon mit Atlantis, Wanderwegen, Gaststätten, Fahrradwegen und der Natur werben“, meint Maria Hofer-Mages. Doch die Werbebroschüren, die sie etwa an der Tankstelle auslegte, hätten kaum Resonanz gebracht. „Ich wohne seit 40 Jahren hier“, sagt die Hotelbetreiberin, „und find‘s wunderbar.“ Vor allem jüngere Touristen heutzutage würden jedoch anders ticken. Der Trost – und dies scheint in Franken eine verbreitete Haltung zu dieser Frage zu sein: Schließlich müsse nicht alles zu einem Ziel für Urlauber werden.

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