Viele seltene Amphibien: PWC-Anlage ist ein „No-Go“

4.8.2016, 06:00 Uhr
Viele seltene Amphibien: PWC-Anlage ist ein „No-Go“

© Foto: Spörlein

Nach dem Bericht gestern in den NN über das Ergebnis eines Gutachtens des renommierten Nürnberger Geologen Otto Heimbucher über den alternativen Standort eines Autobahngroßparkplatzes bei Klebheim, gehen Karsten Fischkal und Helmut König in die Offensive: Sie legten eine ähnliche Untersuchung aus den Jahren 2011 und 2012 abermals mit dem Ergebnis vor, dass ähnliche Vorkommnisse wie jene von Heimbucher attestiert „1:1 auf das Gebiet zwischen Buch und Neuhaus“ übertragen werden können, finden die beiden.

Seinerzeit, und das macht das „Adelsdorfer Gutachten“ umso bedeutsamer, hat der Staat das Institut „WGF Landschaft“ aus Nürnberg mit diesen Untersuchungen beauftragt. Und Heimbucher, so König, konzentrierte sich auf ein überschaubares Gebiet rund um die angedachte Klebheimer Anlage. Jene Untersuchungen aber, die im Zuge des sechsspurigen Ausbaus inklusive einer PWC-Anlage bei Neuhaus getätigt wurden, erstreckten sich vom Autobahnkilometer 354 oberhalb von Etzelskirchen bis Kilometer 365,8 bei Hesselberg, also über mehr als elf Kilometer. Ein nahes Vogelschutzgebiet, viele FFH-Flächen und unzählige Weiher würden hier im „flachen, nicht bewaldeten Land“ nahezu als ideale Bedingungen für seltene Amphibien gelten, meinte der Experte vom Bund Naturschutz und fügte seinen Ausführungen zu einer geplanten PWC-Anlage zwischen Gremsdorf und Heßdorf schließlich ein „No-Go“ hinzu.

Gerade im Umfeld des bekannten „Breiten Weiher“, Höhe Neuhaus, allerdings auf Bucher Seite, hätten die staatlich beauftragten Fachleute von WGF Knoblauchkröten festgestellt, Teichmulche, Zauneidechsen, Haubentaucher, ja sogar Amphibien, die König wegen ihrer außergewöhnlichen Seltenheit nicht einmal namentlich nennen wollte. „Und die haben damals nicht so genau hingeschaut, wie Heimbucher“, betonte König.

Jene nicht bewaldete Fläche in der Nähe des nicht zu übersehenden Solarparks bei Neuhaus habe nach Expertenmeinung in Sachen Tier- und Artenschutz einen hohen Stellenwert. „Und die Menschen hier dürfen wir ja auch nicht außer Acht lassen“, ergriff bei einem Erörterungstermin gestern Nachmittag der Adelsdorfer Bürgermeister das Wort. Damit dürfte er aus den Herzen der Neuhauser und Bucher (Gemeinde Gremsdorf) Bürger gesprochen haben.

Wie bereits Willi Wahl, Bewohner von Neuhaus, vor wenigen Tagen bei einem Ortstermin mit MdL Gabi Schmidt (FW) erläuterte, wäre bei diesem Standort eine mächtige Bodenbewegung nötig. Zudem beklagte sich Wahl, dass in sein Haus wegen der nahen (zirka 500 Meter Entfernung) Autobahn schon zweimal eingebrochen worden sei.

Das Planfeststellungsverfahren für den sechsspurigen Ausbau sei indessen längst abgeschlossen, fuhr Fischkal gestern fort. Allerdings habe die Autobahndirektion die nach allgemeiner Meinung nicht nötigen PWC- Anlagen vom Verfahren abgetrennt, so dass alle Beteiligten in diesem neuen Planfeststellungsverfahren noch „gehört“ werden müssten, erklärte der Bürgermeister. Man müsse nun sehen, ob die Pläne angesichts der neuen und der alten Erkenntnisse überhaupt weiter verfolgt werden können und/oder gar dürfen.

Fischkal weiter: „Erst wenn es nötig wird, werden wir entsprechend reagieren.“ Und eine jeweils halbseitige Lösung — also eine Anlage auf einer Autobahnseite bei Klebheim, die andere auf der anderen Seite bei Neuhaus — sei angesichts der natur- und artenschutzrechtlichen Tatsachen auch nicht möglich. Womit man wieder, wie schon gestern berichtet, bei der generellen Einschätzung der Abgeordneten Gabi Schmidt wäre: Sie erachtet hier eine PWC-Anlage für nicht nötig, weil wenige Kilometer weiter Richtung Nürnberg die Raststätte Aurach ist und wenige Kilometer Richtung Norden die Raststätte Steigerwald, dazwischen auch noch der Autohof bei Gremsdorf, der allerdings abgetrennt von der eigentlichen Autobahn betrachtet werden muss.

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