„Volk ist bereit für demokratisches Burkina Faso“

5.10.2015, 17:00 Uhr
„Volk ist bereit für demokratisches Burkina Faso“

Frischer Wind sei in Kaya zu spüren gewesen, meint Sawadogo, der am Wochenende zu einem Kurzbesuch aus Innsbruck nach Herzogenaurach gekommen war. Die Partnerstadt im westafrikanischen Burkina Faso beherberge eine größere Anzahl von Soldaten der regulären Armee. Denn die Militärführung habe erkannt, dass es eine Verantwortung für das Volk gibt. Die putschende Präsidentengarde dürfe nicht auf Demonstranten schießen. Einheiten des Militärs marschierten aus vielen Landesteilen, also auch aus Kaya, auf die Hauptstadt Ouagadougou zu. Der Garde wurde zu verstehen gegeben, dass das Militär zu einer Ablösung der Putschisten bereit sei.

Damit habe es innerhalb eines Jahres zwei weitgehend friedlichen Revolutionen gegeben. Für Westafrika könne dies ein Signal sein, meint Sawadogo angesichts der Diktaturen um Burkina Faso.

Mit dabei: Schwester Martine

Am Ortsausgang von Kaya in Richtung Ouagadougou habe die Bevölkerung von Kaya zusammen mit den Soldaten die Nationalhymne gesungen und so Einigkeit demonstriert. Sichtlich stolz fügt Sawadogo an: „Meine Schwester Martine war dabei“. Das Fazit des Geistlichen der per Email und Telefon permanent Kontakt nach Kaya hat: „Das Volk hat vor einem Jahr gesiegt. Das Volk hat diesmal wieder gesiegt. Das Volk wird den Weg zu einer Demokratie weiter gehen.“

„Volk ist bereit für demokratisches Burkina Faso“

Sawadogo macht deutlich, dass die Präsidentengarde eine Spezialeinheit gewesen sei. Die habe mit den Streitkräften des Landes erst einmal nichts zu tun. So war es möglich, dass die zwar schlechter ausgebildete und auch ausgestattete Armee die Garde mit ihren 1300 Mann schnell ausschalten konnte. Allerdings ist für Sawadogo auch klar, warum Blaise Compaoré vor einem Jahr so schnell außer Landes geflüchtet sei. Da sei wohl der Putsch von langer Hand vorbereitet worden.

Compaoré, der Langzeitpräsident von Burkina Faso, habe den Bogen überspannt, als er eine Verfassungsänderung aus dem Jahr 2000 wieder rückgängig machen wollte. Kern der vor 15 Jahren durchgeführten Änderung war die Begrenzung auf zwei präsidiale Amtszeiten. Damals entschied das burkinische Verfassungsgericht, dass Blaise Compaoré noch zwei Mal kandidieren dürfe und die bisherigen Zeiten nicht angerechnet werden können. Durch die für den Oktober 2014 geplante Verfassungsänderung habe sich Compaoré eine weitere Wiederwahl sichern wollen.

Das Volk, so Sawadogo, habe während des gesamten Jahres 2014 mehrmals gegen die Verfassungsänderung demonstriert. Die Gewerkschaften und die Opposition hätten am Tag vor der Abstimmung im Parlament zum Generalstreik aufgerufen. Vor allem habe es das Volk geschafft, mit den Protesten den Präsidenten innerhalb von zwei Tagen aus dem Land zu jagen. Die Garde sei den Putsch zu naiv angegangen, vermutet Sawadogo. Mobiltelefone und das Internet seien

auch in Burkina Faso vorhanden, das Volk sei vernetzt. Ein Aufruf und die Durchführung einer Demonstration sei eine Sache von wenigen Stunden.

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