Voller Erfolg für beide Seiten

26.4.2016, 15:52 Uhr
Voller Erfolg für beide Seiten
Voller Erfolg für beide Seiten

© Foto: Ralf Rödel

Mal ganz ehrlich: Hatten Sie zu Weihnachten noch den achten Platz in der Abschlusstabelle für möglich gehalten?

Olaf Kaddatz-Daßler: Wenn ich ehrlich sein soll: Platz acht hielt ich nicht mehr für möglich. Aber dass die Jungs es besser können, als es der Tabellenplatz aussagte, konnte jeder sehen. Aber anfangs haben wir fast alle knappen Spiele noch verloren.Tiefpunkt war für mich das Erfurt-Spiel: Den Gegner hatten wir komplett im Sack, und am Ende standen wir wieder mit leeren Händen da.

 

War das das berühmte Lehrgeld, das eine junge Mannschaft zahlen muss?

Kaddatz-Daßler: Die Jungs liefern in der Nachwuchs-Bundesliga unfassbar gute Spiele ab und denken, in der Regionalliga können sie die gleiche PS-Zahl aufs Parkett bringen. Aber da herrscht dann gegen ausgebuffte Ex-Profis und erfahrene Spieler eben Glatteis – und sie kommen ins Schleudern. Das war ein Lernprozess, den viele Spieler dann doch gut hinbekommen haben. Ich denke da an Matthew Meredith, Pal Ghotra oder Noah Kamdem, die das schnell umgesetzt haben.

 

Nun die wichtigste Frage: Geht die Kooperation mit dem Nürnberger BC so weiter?

Kaddatz-Daßler: Daran gibt es keinen Zweifel. Ich habe vor dem Heimspiel gegen Bayern München stundenlang mit NBC-Cheftrainer Ralph Junge zusammengesessen, und wir haben da schon die Leitplanken für die Vorbereitung auf 2016/17 festgeklopft.

 

Sitzt Junge denn in Nürnberg fest im Sattel?

Kaddatz-Daßler: Wer Ralphs Arbeitsweise und seine Erfolgsmethode kennt, verpflichtet diesen Trainer nicht nur für ein Jahr. In der Pro A hat er heuer etwas Pech gehabt mit Verletzungen und der Ami-Lotterie. Aber dennoch hat es wohl kein Team außer Nürnberg geschafft, mit so vielen Einsatzminuten für deutsche Spieler in die Playoffs zu kommen.

Wird Mario Dugandzic der Cheftrainer bei den Longhorns bleiben?

Kaddatz-Daßler: Er hat definitiv einen Superjob hier gemacht, aber wie die Trainerposten in Nürnberg heuer verteilt werden, ist noch nicht geklärt. Neben Mario und Frank Acheampong hat der NBC mit Felix Czerny vom FC Bayern München noch einen dritten hochkarätigen Trainer für sein Nachwuchskonzept verpflichtet. Wer da welchen Posten übernimmt, wird erst noch entschieden.

 

Wie sieht es bei den Spielern aus, zunächst einmal bei den Herzogenauracher Routiniers?

Kaddatz-Daßler: Da ist auch noch alles offen. Für Mike Kaiser zum Beispiel war es eine enorm schwierige Saison: beruflich und als junger Familienvater stark eingespannt, musste er mit lauter Teenagern einen Neuaufbau angehen. Er hat das hochgradig anständig und professionell gelöst. Sogar an seinem 34. Geburtstag stand er abends auf dem Spielfeld. Ich hoffe und bete, dass er uns noch mindestens eine Saison erhalten bleibt. Mit Monty Rogers gab es noch kein Gespräch, und bei Markus Person, der jetzt voll im Lehrerberuf steht, weiß ich nicht, ob er es sich mit seiner Verletzungsmisere noch mal antun will, sich vier mal die Woche zu quälen. Dafür brennt Moritz Hüttel nach Abschluss seines Anerkennungsjahres als Arzt auf sein Comeback.

 

Wie sieht es bei den „Nürnbergern“ aus?

Kaddatz-Daßler: Die meisten der jungen Spieler sind noch länger gebunden, sollen ja auch ihr Abitur an der Nürnberger Bertolt-Brecht-Schule machen. Die meisten aus dem diesjährigen Kader sollten uns also auch in der kommenden Saison zur Verfügung stehen. Haris Hujic wechselt aus dem Nachwuchskader in die Pro A, soll uns aber – falls möglich – weiter gelegentlich zur Verfügung stehen. Ihn sehen wir in ein paar Jahren sicherlich in der ersten Liga. Fragezeichen stehen hinter Willy Inkulu, der sich für mich am meisten weiter entwickelt hat seit dem Sommer, und Braslav Turic. Letzterer ist ja kein Jugendspieler mehr. Falls er hier bleiben möchte, würden wir ihm bei der Jobsuche behilflich sein. Denn er hat uns mit seiner physischen Spielweise und seinem Einsatz sehr viel geholfen.

 

Wann werden die ersten Herzogenauracher Talente im Kader der Longhorns stehen?

Kaddatz-Daßler: Da sind wir auf einem guten Weg: Hannes Klaußner spielt schon in den Nürnberger Topteams seiner Altersklasse und trainiert mit dem Regionalligateam, sein Bruder Paul und Matt Williamson sind auch auf dem Sprung. Und in der erfolgreichen U14, der besten Nordbayerns, stehen ebenfalls vier Herzogenauracher.

 

Also eine rundum positive Bilanz nach dem ersten Kooperationsjahr . . .

Kaddatz-Daßler: Ja, und zwar für beide Seiten.Wir liefern den Nürnbergern viel Einsatzzeit und Wettkampfhärte für ihre jungen Spieler auf hohem Niveau, und wir haben Youngsters bekommen, die alles geben. Die Identifikation ist weit voran geschritten. Es ist auch für die Jungs was anderes, vor ein paar Hundert Zuschauern zu spielen als in der NBBL vor ihren Eltern und ein paar handverlesenen Experten. Solche Spiele sind für sie definitiv Highlights und bringen sie in ihrer Entwicklung – sie sollen ja im Idealfall Profis werden – auch weiter.

 

Die Zuschauerzahl bei den Heimspielen ist aber noch steigerungsfähig . . .?

Kaddatz-Daßler: Da haben wir gemerkt, dass die Herzogenauracher mit der neuen Mannschaft anfangs noch arg gefremdelt haben. Aber das wurde besser, als die Zuschauer gesehen haben, wie gut und engagiert die Jungs spielen. Die Stimmung beim Sieg gegen den Meister Bayern München II war sensationell, da ist der Funke richtig übergesprungen. Ich würde mich freuen, wenn wir diese Atmosphäre in die neue Saison mitnehmen könnten.

 

Zu den Damen: Die Shorthorns hätten nach dem freiwilligen Rückzug heuer sofort wieder aufsteigen dürfen. Wird die TSH diese Option ziehen?

Kaddatz-Daßler: Nein. Dass diese Mannschaft so weit vorne mitspielen würde, war nicht abzusehen gewesen, schließlich ist ja die komplette erste Mannschaft abgewandert. Aber dank Neuzugang Katharina Dathe sowie der beiden Nachwuchsspielerinnen Anna Bimazubute und Juliette Steinkamp ist die Qualität im Team stark angewachsen, dass es zu Platz zwei reichte. Wir haben hin und her überlegt: Doch um den Aufstieg zu wagen, waren es uns letztlich zu viele Unwägbarkeiten, wer aus dem Kader bleibt und wer dazu kommt.

 

War es also eine Saison ohne jeden Makel?

Kaddatz-Daßler: Aus meiner Sicht schon, zumal noch drei Nachwuchsteams Bezirksmeister wurden – wohl auch, weil wir dort hochqualifizierte Trainer im Einsatz haben. Trotzdem habe ich mich über unsachliche Kritik aufgeregt. Und zwar von Treuchtlingens Trainer Stephan Harlander, der uns vor dem Derby vorwarf, dass wir uns jetzt aus dem Nürnberger Fundus bedienen und uns in Sachen eigene Nachwuchsarbeit entspannt zurücklehnen würden. Das ist für mich eine Unverschämtheit – vor allem von einem Trainer, von dem man weiß, dass er sich gut für seine Dienste bezahlen lässt.

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