Waldbrandgefahr: "Die Lage ist dramatisch"

4.7.2018, 06:00 Uhr
Waldbrandgefahr:

"Die Lage ist dramatisch", sagt Stefan Stirnweiß. Er ist als Förster zuständig für 6400 Hektar Wald um Adelsdorf, Gremsdorf, Hemhofen, Röttenbach, Großenseebach, Heßdorf und Weisendorf und durchstreift täglich den Wald. "Es staubt, wenn ich auftrete", sagt er, "und das ist schon sehr ungewöhnlich". Die Bodenvegetation, sagt Stirnweiß, wird schon welk. Bei jedem Schritt, den er setzt, knackt der Waldboden, weil das Reisig so ausgedörrt ist.

Das alles ist eigentlich auch kein Wunder, wenn man sich die Statistik anschaut. Durchschnittlich hat es in Höchstadt im Juli eine Temperatur von 15,4 Grad Celsius. In diesem Jahr kletterte das Thermometer auf 19,8 Grad. "Wir sind also runde vier Grad drüber", sagt Stirnweiß.

Beim Thema Trockenheit ist die Lage nicht viel besser. Statt durchschnittlich 80 Millimeter sind in Höchstadt in diesem Juli nur 18 Millimeter Regen gefallen, das entspricht 18 Liter pro Quadratmeter. "Auch die Monate davor waren unterdurchschnittlich", sagt Stirnweiß und bittet um besondere Vorsicht im Wald. Vor allem Besucher oder Waldbesitzer, die mit dem Auto kommen, warnt er davor, auf Feldwegen mit hohem Gras zu parken, weil diese sich schnell zum Beispiel am Auto entzünden.

Damit der Wald sich erholt, müsste es mindestens eine Nacht komplett durchregnen, schätzt der Förster. Dann könnten das Moos und die Bodenvegetation wieder Wasser speichern — ein großer Vorteil, den das Ökosystem Wald gegenüber landwirtschaftlichen Flächen hat. Auch mit Blick auf die Bauern meint Stirnweiß deshalb: "Eine Woche Landregen wäre noch viel besser."

Da hätte sicher auch Gerhard Hofmann nichts dagegen. In seinem Forstrevier, das 4000 bis 5000 Hektar um Vestenbergsgreuth, Wachenroth, Höchstadt, Lonnerstadt und Mühlhausen umfasst, ist die Lage allerdings noch etwas entspannter. Mit mehr Regen war die Gegend zwar auch nicht gesegnet, aber die Waldstruktur ist eine andere.

"In Kiefernbestände brennt die Sonne direkt rein", sagt Hofmann. Deshalb haben in seinem Revier einige "vorbildliche Waldbesitzer" Buchen dazu gepflanzt. "Die wirken wie ein kleiner Kühlschrank", meint der Förster. Im Wald bleibt es kühler, die Bodenvegetation länger grün. Mischwald könne Gefahren generell besser abwehren und "sich selbst helfen" — egal ob bei Hitze, Trockenheit oder gegen Schädlinge. "Kiefern kommen aus dem Norden und kämpfen bei dem heißen, sonnigen Wetter sehr", sagt Hofmann. Ihnen gerät die Regulierung des Wasserhaushalts in den Nadeln durcheinander.

Weil der Klimawandel immer weiter fortschreitet, wurden vor zwei Jahren die Fördermittel erhöht, um Nachpflanzungen – zum Beispiel von Buchen – attraktiv zu machen. "Das lohnt sich wirklich für die Waldbesitzer", betont Hofmann.

Trotz allem bemerkt der Fachmann ebenfalls schon jetzt eine starke Trockenheit. Er nimmt regelmäßig Bodenproben. "Mein Stab reicht einen Meter tief in den Boden", berichtet er. "Und bis dahin ist oft jetzt schon alles Staub." Momentan können die Bäume damit noch besser umgehen, als Hofmann erwartet hätte. Aber er weiß: Wenn das Wetter so bleibt, beginnen bald die Birken ihre Blätter abzuwerfen. Eichen, sagt er, halten eine solche Dürre oft am längsten aus.

Immerhin: Laut aktuellen Prognosen könnte es am Donnerstag regnen.

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