Watzinger bekommt keine Antworten von der TSH

16.5.2018, 05:57 Uhr
Watzinger bekommt keine Antworten von der TSH

© Foto: Ralf Rödel

Die Verantwortlichen bei der TSH hätten es sich einfach machen können und das Nichterreichen des Saisonziels angeben können. Denn vermutlich ist der Bayernligameister trotz des Sieges in der letzten Relegationsrunde abgestiegen, nur der Rückzug einer weiteren Mannschaft könnte daran etwas ändern.

Watzinger bekommt keine Antworten von der TSH

© Foto: Zink/JüRa

Doch Abteilungsleiterin Christine Odemer sind trotz hartnäckigen Nachbohrens der NN nicht mehr als folgende trockene Sätze zu entlocken: "Wir haben uns von Klaus getrennt. Wir sind ihm sehr dankbar für seinen Einsatz und dafür, was er für die Mannschaft getan hat." Und auch Teammanager Udo Hermannstädter taucht ab und verweist darauf, dass man sich nicht weiter äußern werde, um weiteren Wirbel zu vermeiden.

Genau diese Wortlosigkeit versteht Watzinger nicht. Der ausgewiesene Fachmann fürchtet um seinen guten Ruf als Trainer.

Doch die Antworten auf seine Fragen blieben Odemer und Hermannstädter auch dem Trainer aus Erlangen schuldig. Der ehemalige Schulleiter war nach seinen Aufzeichnungen erstmals am 11. April, drei Tage nach der Heimniederlage gegen Allensbach, offiziell mit Kritik der beiden "Macher" konfrontiert worden: "Mir wurde mitgeteilt, dass etwa fünf wichtige Spielerinnen die TSH verlassen würden, falls ich noch eine Saison bleiben sollte." Die Namen der Beschwerdeführerinnen seien ihm nicht genannt worden, als Grund wurde Watzinger die Floskel "die Chemie stimmt nicht" genannt.

Das fand der Trainer zu unkonkret, zumal eine Handvoll Spielerinnen nicht unbedingt repräsentativ sei bei einem Kader von 20 Akteurinnen. Er wünschte sich ein Gespräch mit allen Beteiligten, das jedoch so nie zustande gekommen sei. Schon "nach Weihnachten" habe er gespürt, dass etwas nicht stimme, obwohl die sportliche Situation gut war. Sogar besser als von den meisten Experten erwartet, von denen viele Watzinger bescheinigt hätten, "dass sich die Truppe gut entwickelt hat".

Dennoch muss es bei einigen Akteurinnen rumort haben. Bis April habe er das aber nicht als Problem wahrgenommen, weil sich das Team nie an ihn gewendet habe. Watzinger: "Das hätte ich erwartet, wenn man mit mir nicht zufrieden ist. Ich hätte mich auch einer Diskussion nicht verweigert."

Doch bald wurde klar, dass die Entscheidung ohnehin gegen ihn gefallen sei. Am 25. April, also unmittelbar in der Vorbereitung für die erste Relegationsrunde gegen Chemnitz, habe die Abteilungsleitung ihn gebeten, auf eine Trainingseinheit zu verzichten, damit ein potentieller Nachfolger sich der Mannschaft vorstellen könne. "Ein Unding", fand Watzinger, der daraufhin sagte, dass man ihm doch sofort kündigen solle, wenn man das ernsthaft verlange. Das Probetraining fiel aus, aber die Relegation hatte kein Happy End, weil einige Leistungsträgerinnen andere Prioritäten gesetzt hatten – ein Umstand, der den Sportler der alten Schule sehr enttäuschte: "Da wurde eine zweite Chance, in der 3. Bundesliga zu bleiben, verschenkt."

Am 2. Mai fand dann – ohne Watzinger – ein Gespräch der TSH-Verantwortlichen mit dem Team statt. In dieser Runde habe sich, so wurde dem Trainer mitgeteilt, die Mehrheit der Mannschaft gegen ihn ausgesprochen. Am 8. Mai habe ihm Christine Odemer mitgeteilt, dass er gehen müsse. Unter anderem wurden ihm "Kommunikationsprobleme" vorgeworfen. Der 68-Jährige zog die Saison dennoch professionell durch, tatsächlich gelang noch ein prestigeträchtiger und erstaunlicher Erfolg gegen Vechta.

Nach der Heimfahrt fand er das Kündigungsschreiben im Briefkasten, datiert vom 6. Mai – also bereits vor der mündlichen Information über die Kündigung.

Da sei vieles hinter seinem Rücken gelaufen, "Situationen, die irgendwie eigenartig waren". Die sportliche Aufgabe sei ihm wichtiger gewesen als Geld. Strukturen mit eigenem Torwart- und Athletiktraining und Physiotherapie beispielsweise. Das sei mündlich vereinbart gewesen, habe aber nur in reduziertem Umfang stattgefunden. Auch Fahrtkosten für weit angereiste Spielerinnen waren zu seinem Bedauern nicht bezahlbar.

Wer wird der Nachfolger? Die Abteilungsleitung wollte das noch geheim halten, doch der neue Mann hat sich verplappert: René Friedrich hat die Frauen des MTV Stadeln über die Relegation in die Bayernliga geführt. Nach dem Spiel verkündete er seinem geschockten Team seinen Abschied. Er nannte zwar nicht den Namen seines neuen Vereins, doch gegenüber den Fürther Nachrichten fügte er an, dass es aber tatsächlich passieren könne, dass sich die Wege schon in der nächsten Saison wieder kreuzen.

Wer eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass es sich da um die TS Herzogenaurach handeln wird. Co- Trainerin wird aller Voraussicht nach Stefanie Mittasch, bisher Coach der "Zweiten" der TSH. Pikant: Sowohl sie als auch René Friedrich sind unlängst zur B-Trainer-Prüfung angetreten – bei Klaus Watzinger.

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