Weiter auf einer Wellenlänge

24.3.2017, 16:51 Uhr
Weiter auf einer Wellenlänge

© Wolfgang Zink

Im Juni 2016 hatte der damalige Sponsor des Nürnberger BC, rent4office, aus heiterem Himmel seinen Rückzug verkündet. Daraufhin starteten Junge und Co. einen aufsehenerregenden Kampf um das Weiterbestehen der Zweitliga-Basketballer. Finanzielle Zuwendungen der Fans und viele Kleinsponsoren retteten den Verein; am 20. Juli bekam man die Lizenz für die Pro A erteilt.

Eigentlich viel zu spät, wie Junge meint. Denn da war der Markt – gerade für deutsche Spieler – schon leergefegt, hinzu mussten er und seine Mitstreiter "10 000 zusätzliche Aufgaben", vor allem für die Infrastruktur parallel übernehmen. Der 47-Jährige: "Da musste eben ganz schnell ein Kader gebastelt werden."

Entsprechend schleppend war dann auch der Saisonverlauf für die neuen Falcons. Oft habe man mit nur acht Spielern antreten müssen – ein Unding im Profisport. Aber das Team fand, man hat den Klassenverbleib vorzeitig in trockenen Tüchern.

Dem Kooperationspartner in Herzogenaurach wird das wohl nicht gelingen. Selbst wenn die Longhorns Vorletzter in der 1. Regionalliga bleiben sollten, müssen sie wohl in den sauren Apfel beißen, falls es keine Rückzieher oder sonstigen unerwarteten Ereignisse gibt.

Der Abstieg wäre für Junge aber keine Katastrophe. Er ist sich sicher, dass die Mannschaft auch heuer das rettende Ufer erreicht hätte, wenn die Umstände andere gewesen wären. Beide Kader seien letztlich zu dünn gewesen, um Ausfälle zu verkraften. Das habe sich wie ein roter Faden durch die Saison gezogen.

Das Dilemma habe schon vor der Runde begonnen, als mit Braslav Turic und Salman Mansur zwei starke Center ihre bereits gemachten Zusagen zurückzogen und sich doch für andere Vereine entschieden. Das ging nach Saisonbeginn mit Verletzungen, krankheits- und berufsbedingten Ausfällen weiter.

Aus der Pro A konnte daher seltener als erhofft Unterstützung angeboten werden. Und auch Spielverlegungen waren kaum möglich, weil zum einen die Falcons als letzter Verein ihre Lizenz bekamen und zum anderen in Herzogenaurach die Hallenzeiten für die Korbjäger ziemlich auf Samstag festgenagelt gewesen seien.

"Von Woche zu Woche standen wir vor neuen Problemen und veränderten Situationen. Da wurden wir schon außergewöhnlich hart gebeutelt", so Junge. Keine leichte Situation für den jungen TSH-Coach Benedikt Aumeier in seiner ersten Saison als Trainer einer Herrenmannschaft.

Der habe aber einen guten Job gemacht und stünde keineswegs zur Debatte. Vor allem nicht für Junge, der selbst für seine langfristigen Engagements bekannt ist: "Der Benni hat einen tollen Basketball-IQ und hat aus der verfahrenen Situation das Beste gemacht."

So sei es auch keine verlorene Saison gewesen. Denn schließlich gelte es, in Herzogenaurach junge Talente auf den Profibasketball vorzubereiten. Und man habe bei den Jungs doch viele positive Entwicklungen gesehen, "bei manchen mehr, bei anderen weniger". Positiv hob Junge die Youngsters Tobias Übbing und Matthew Meredith hervor.

"Hätten wir die Saison halbwegs komplett durchziehen können, wären wir definitiv nicht abgestiegen. Das zeigen die Ergebnisse in den wenigen Spielen, in denen das mal der Fall war", gibt sich der Basketball-Enthusiast überzeugt.

So nimmt er den "Betriebsunfall" eher gelassen. In der 2. Regionalliga können dann auch vermehrt Herzogenauracher Eigengewächse wie Matt Williamson zum Zug kommen – das war ja auch ein Wunsch des "kleineren" Kooperationspartners. Mittelfristig sei der Wiederaufstieg schon ein Ziel, weil die jungen Spieler in der 1. Regionalliga doch deutlich mehr gefördert würden, aber ein gutes Abschneiden eine Klasse tiefer wäre ja auch motivierend für die Spieler, die zuletzt oft verloren haben.

Die Stimmung in der Partnerschaft beurteilt er positiv, mit dem TSH-Abteilungsleister Olaf Kaddatz-Daßler sei er immer auf einer Wellenlänge gewesen, darum stehe einer weiteren Zusammenarbeit nichts im Wege.

Das sieht Kaddatz-Daßler genauso: "Das ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Und in der Öffentlichkeit steht ja meist nur die Regionalligamannschaft im Fokus, aber wir sind mit den Nürnbergern ja vielfältig verwoben: von den Schularbeitsgemeinschaften über die U10, die U14-Bayernligamannschaft bis zur 1. Regionalliga Männer bei den Spielern, dazu mit mehreren Trainern, und auch bei unserem Ostercamp sind die Falcons dabei."

Der kommenden Saison sehen beide positiv entgegen. Denn eines steht wohl fest: Die Planung wird gezielter und entspannter ablaufen als im Sommer 2016.

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