Wenn die Mäuse wieder vom Dach winken

29.9.2017, 15:57 Uhr
Wenn die Mäuse wieder vom Dach winken

"Maximal acht Zentimeter Außendämmung": Das hat das Denkmalschutzamt der dreiköpfigen Familie genehmigt, wie Mutter Ulrike Lösch beim NN-Baustellenbesuch berichtet.

Derweil "turnt" ihr Ehemann draußen auf dem Baustellengerüst, und bringt zusammen mit einem Kumpel die weißen Dämmplatten aus Styropor an. Eine Etage höher sind die fünf Handwerker der Dachdeckerfirma zu Gange. Unter lautem Gekreische der Schneidemaschine werden die historisch wirkenden, sechseckigen Biberschwanzziegel für den Turmfirst passend gemacht.

"Bis auf den Dachstuhl kam vorher alles runter", schildert Capo Reinhard Bauer den Auftakt der Arbeiten. Wichtigste Vorgabe: "Die Ziegel dürfen nicht hochmodern wirken", denn der Mäuseturm ist ein Baudenkmal.

Vor dem Umdecken des Turmdachs waren die beiden metallenen, Mäusefahnen abmontiert und in einer Ecke sorgsam gelagert worden. Diese Fahnen gaben dem Turm an der Stadtmauer den Namen. Sie sind beweglich.

Die Dachdeckerfirma erneuert die Lager und schmiert diese, damit sich die Fahnen wieder leichtgängiger im Wind bewegen können. Aktuell ist der Mäuseturm unbewohnt, das war aber nicht immer so.

Hier hatte der inzwischen verstorbene Herzogenauracher Künstler Karl Rösing Atelier und Ausstellungsraum. Und hier haben auch die jetzigen Eigentümer Ulrike Lösch und Stephan Day nach dem Kauf und Einzug die ersten drei Jahre verbracht. Unter "provisorischen Bedingungen" wie sich Ulrike Lösch heute erinnert.

Der Turm selbst wirkt momentan auch innen wie eine Baustelle. Aber Lösch weiß schon jetzt; "Unten kommt die Küche rein." Das sei in früherer Zeit auch schon so gewesen. Wegen vieler Treppen im Turm und im eigenen Nachbarhaus habe man auf einen direkten Durchgang vom einen ins andere Gebäude verzichtet.

Das Dachgeschoss im Turm mit den drei Gauben ist für die 17-jährige Tochter reserviert. Eine Prognose, wann die Turmsanierung innen abgeschlossen ist, wagte Eigentümerin Lösch aber noch nicht. "Das kann dauern." Sie ist immer noch begeistert von der idyllischen, zentralen Lage des Anwesens.

Dafür hat das Ehepaar auch viele Stunden Freizeit und so manchen Urlaubstag geopfert.

Dieses Engagement wissen auch Denkmalschutz und Stadt Herzogenaurach zu schätzen. Bürgermeister German Hacker schaute schon mehrfach auf der Baustelle vorbei. Schließlich sitzt der Turm direkt auf der Stadtmauer, die auch erneuert wurde. Aber durch die Stadt.

Die Leiterin des Stadtplanungsamt, Anja Wettstein, hält den Turm mitten im städtischen Sanierungsgebiet für "sehr bedeutend für die Stadtansicht."

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