Wenn die Waschmaschine mit Clooney flirtet

13.2.2017, 10:00 Uhr
Wenn die Waschmaschine mit Clooney flirtet

© Rüdiger Leverenz

Als geborene Rheinländerin kommt Heidi Friedrich das Wort Fasching auch nach Jahren im Fränkischen noch immer schwer über die Lippen. Dafür ist sie aber beim Thema Wohnen, Bauen, Renovieren bestens informiert. Aufgewachsen in der Rohbautenlandschaft des Rheinlandes der 1960er Jahre, weiß sie, dass alle Ratgeber zum Thema Hausbau bereits geschrieben worden sind. Ob der Klassiker „Krieg und Fliesen“ oder der Schnittmusterbogen aus der Frauenzeitschrift, der den Handwerkern als Bauplan dient, immer ist Vertrauen gut, aber Kontrolle ist besser – ganz besonders auf der Baustelle.

Fluch oder Segen?

Auch mit den neuesten Entwicklungen hochtechnisierter Häuser kennt sich Heidi Friedrich bestens aus. Sie lebt seit kurzem in einem Smart Home, einem Haus, das intelligenter ist als seine Bewohner. Alles ist vernetzt, programmiert und kommuniziert untereinander. Die Dusche springt zur vorher programmierten Zeit an, egal ob jemand darunter steht und zum Duschen bereit ist oder nicht. Dumm nur, wenn Hacker über das Internet die Kontrolle über die Waschmaschine übernehmen und das Wollwaschprogramm plötzlich bei 90 Grad die Wäsche einlaufen lässt. Dafür ist ihre Waschmaschine inzwischen bei Facebook mit George Clooney befreundet und dem Staubsauger gefällt das.

Ist der technische Fortschritt nun Fluch oder Segen, fragt sich Heidi Friedrich. Früher hatte sie ihre Nachbarin gebeten, während des Urlaubs die Blumen zu gießen und musste darauf vertrauen, dass sie verlässlich ist. Dank des Smart Home kann Heidi das jetzt von den Seychellen aus selbst kontrollieren. Automatisch werden Erinnerungs-SMS verschickt, wenn einmal nicht ausreichend gegossen worden ist.

Der Internetnutzung steht Heidi Friedrich aber auch in anderen Bereichen skeptisch gegenüber. Fitnessarmbänder senden unsere Daten — ja wohin eigentlich? Braucht es in Zukunft noch Bewerbungsgespräche, oder kennt der Personalchef meinen Puls nach zehn Minuten joggen schon aus dem Internet? Und warum setzt die deutsche Automobilindustrie verstärkt auf selbstfahrende Autos? Junge Menschen fahren nicht mehr sechs Stunden von Hamburg nach München, denn dann sind sie sechs Stunden offline und haben 300 Facebook-Freunde verloren.

Tanz und Gesang

Den geballten Wortwitz von Heidi Friedrich bei diesen und weiteren drängenden Fragen des täglichen Lebens ergänzt sie um Gesangsstücke mit intelligenten Texten und Tanzdarbietungen mit vollem Körpereinsatz — zur Freude des Publikums in der voll besetzten „Insel“.

Auch in der begeistert geforderten Zugabe weiß Heidi Friedrich, wovon sie spricht, wenn sie nach Lösungen sucht, ihr Smart Home in die Schranken des gesunden Menschenverstandes zurück zu verweisen.

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