Wenn Erwachsene Schwimmen lernen...

17.11.2018, 16:00 Uhr
Wenn Erwachsene Schwimmen lernen...

Soll ich mir das wirklich antun? Mein ganzes Leben hatte ich Angst vor dem tiefen Wasser. Mit tief meine ich mehr als 1,50 Meter, und nun soll ich mich aus freien Stücken da reinwagen? Egal, ich melde mich zum Erwachsenen-Anfänger-Schwimmkurs bei der DLRG in Herzogenaurach an.

So trifft sich an einem Dienstag Mitte September ein gutes Dutzend Lernwilliger im Freizeitbad Atlantis. Klaus, der den Kurs organisiert hat, sowie seine Kollegen Eberhard und Susan, schwören uns auf eine Menge Spaß ein.

An 15 Abenden wollen uns die drei die Angst vor dem Wasser nehmen. Ich bin skeptisch. Und gleich die erste Übung — Kopf unter Wasser, ausatmen und Augen auf — ist eine Herausforderung für mich (und für fast alle anderen auch). Augen auf unter Wasser, das habe ich noch nie geschafft. Jetzt geht’s! Toll, was der Gruppenzwang ausmacht. Wenn es jeder tut, macht man es auch.

Auch die zweite Stunde — unter Wasser vom Beckenrad abstoßen und lange tauchen — ist für mich ein Erlebnis. Dass dann der Handstand unter Wasser auch noch klappt, überrascht mich fast nicht mehr. Glücklich fahre ich nach Hause.

"Das packst du, Roland"

Da ich geschäftlich unterwegs bin, stieg ich erst in der fünften Stunde wieder in den Kurs ein. Gerade richtig. Heute geht es ins kalte Sportbecken. Zum ersten Mal im tiefen Wasser. Ich bin nicht der Einzige, der reserviert schaut. Das Schwimmen über Eck geht ganz gut, aber dann sollen wir kniend kopfüber ins Tiefe nach vorn kippen. Nein, mach ich nicht! Ich habe Angst! Doch eine Leidensgenossin stößt mich an: "Das packst du, Roland."

Ich tue es und bin begeistert. Den eigenen, ängstlichen Schweinehund besiegt! Ich bin so happy (und nicht nur ich), dass wir alle immer wieder vom Beckenrand springen. Nunmehr stehend, einen Köpfer andeutend. Selbst die Schwimmlehrer merken wie begeistert wir sind. An diesem Abend übernehmen die Endorphine bei mir das Kommando. Es war einfach nur geil!

Leider verläuft nicht jede Schwimmstunde so euphorisierend, ich schlucke zwischenzeitlich auch unfreiwillig einiges an Wasser. Aber es geht aufwärts. Von Stunde zu Stunde verbessern wir uns, wenn es auch nur Kleinigkeiten sind, wie unter Wasser besser ausatmen oder der Beinschlag beim Brustschwimmen.

Nur das Kraulen macht uns allen Schwierigkeiten. Das Vorwärtskommen ist schneller als bei den anderen Schwimmstilen, aber das Luft holen ist eine Sache für sich. Auch hier wird viel Wasser geschluckt.

Ende Oktober dann die letzte Schwimmstunde: Heute geht es um die Abzeichen. Alle schaffen das Seepferdchen, drei junge Damen von uns sogar das Schwimmabzeichen in Bronze – 200 Meter unter sieben Minuten. Wir sind alle happy und zufrieden an diesem Abend.

Den Abschluss bildet ein gemütliches Beisammensein mit der Überreichung der Schwimmzeugnisse. Unser Kursleiter Klaus ermahnt uns noch zur Vorsicht im Wasser und empfiehlt uns weiter zu üben. Wir Schüler bedanken uns bei den tollen Lehrern und überreichen ein kleines Geschenk. Einige von uns fragen nach weiteren Schwimmtrainings. Sicher ist nur, dass der nächste Erwachsenen-Schwimmkurs im Januar 2019 stattfindet.

Mein persönliches Fazit ist mehr als positiv. Ich habe meine Urangst vor dem tiefen Wasser überwunden, springe nun mit Freuden vom Beckenrand und schwimme sicher zwei Bahnen. Aber zum Stolz kommt auch die Gewissheit, dass man weitermachen muss. Auch mit 56 Jahren.

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