Bürgerwindrad-Projekt dreht sich in nächste Runde

21.9.2014, 15:25 Uhr
Bürgerwindrad-Projekt dreht sich in nächste Runde

© Matthias Kronau

„Ich horch mir des amol o“, sagte ein Bürger, als er den Sonnensaal in Lonnerstadt betrat. Über 100 weitere Bürger kamen, um zu hören. Die einen schon überzeugt, Anteile ab 5000 Euro zu erwerben, die anderen noch etwas vorsichtig. Erst noch mal genau hinhören, so die Devise.

Drei, die sich dem Projekt schon mit Leib und Seele verschrieben haben, sind Herbert Krafft, Günter Rost und Detlef Knapp. Sie haben über einen langen Zeitraum das Projekt angeschoben. Die Motivation: „Ich bin überzeugt, dass es das richtige Projekt ist“, sagte Detlef Knapp. Energie sei mit Abstand das spannendste Thema der nächsten Jahre. Günter Rost betonte, dass der Ausstieg aus der Atomenergie notwendig sei. „Wenn wir schon Windräder bekommen, dann lieber unsere eigenen.“

Herbert Krafft, der Moderator des Abends, verwies unter anderem auf „das Vorbild Mühlhausen“. Er betrachtet sein Engagement für die Windkraft auch als ein Stück Identität mit der Heimat. „Die Windräder sind dann ein Stück, das uns gehört, und nicht den Energiegiganten.“

Soviel Motivation in Ehren. Aber die Zahlen müssen passen, damit genügend mitmachen. Krafft schilderte daher noch einmal, wie viel Mühe man sich gemacht habe, den richtigen Projektentwickler zu finden. „Wir hatten fünf zur Auswahl“, so Krafft. Entschieden habe man sich für die WWS Projektbau GmbH aus Markt Erlbach. Die Firma hat in der Region bereits viele Windräder projektiert, so auch die in Mühlhausen.

So waren die Zuhörer gespannt, wie WWS-Geschäftsführer Erich Wust es angehen würde, bei der Versammlung für die Lonnerstadter Anlage zu werben. Angesprochen in der ersten Vergaberunde werden zunächst die Bürger folgender Gemeinden: Lonnerstadt natürlich, und dann Höchstadt, Adelsdorf, Gremsdorf, Mühlhausen, Pommersfelden, VG Uehlfeld, Vestenbergsgreuth, Wachenroth, Taschendorf, Schlüsselfeld, Burghaslach.

Erich Wust geht davon aus, dass aus diesem Kreis genügend Kommanditisten hervorgehen, damit das angestrebte Eigenkapital von 6,25 Millionen Euro erreicht wird. Diese Summe entspricht 30 Prozent der Gesamtinvestition von 20,8 Millionen Euro, der Rest soll auf dem Kapitalmarkt durch die örtlichen Banken finanziert werden.

Solide konservativ

Die Gretchenfrage natürlich: Rentiert sich der Einsatz? Und dann aber auch: Wie viele Ansichten darüber gibt es, wann etwas rentabel ist? Der WWS-Geschäftsführer wollte da nicht zu viel versprechen: „Die Beteiligung ist keine Lizenz zum Gelddrucken, es ist eine langfristige Investition.“ Ein unternehmerisches Risiko bestehe immer, doch es sei absolut überschaubar. Einige bange Fragen drehten sich denn auch darum, ob die Gefahr besteht, Geld zu verlieren. Klar: Bei einer Beteiligung handelt es sich nicht um ein festes Sparkonto, sondern um eine Investition.

Die ganze Erfahrung der vergangenen Jahre lässt Erich Wust aber auch für Lonnerstadt optimistisch sein. In der verteilten, sehr ausführlichen Broschüre steht daher: „Die prognostizierten jährlichen Barausschüttungen betragen anfangs fünf Prozent und steigen auf 20 Prozent bezogen auf die Kommanditeinlage (Prognose).“ Als Gesamtausschüttung wird bei einer kalkulierten Betriebsdauer von 20 Kalenderjahren 200 Prozent der Einlage prognostiziert. Wust erklärte den Zuhörern, dass in der Kalkulation eine ganze Reihe von Sicherheiten eingebaut worden ist. Eine der wichtigsten: der Wartungsvertrag für die vorgesehenen Windräder vom Typ Nordex N117/2400.

Ins Detail

Der ist zwar teuer, aber umfasst quasi die Zusage, dass Nordex die Windräder bei Störungen schnell wieder zum Laufen bringt. Ansonsten muss das Unternehmen den Ertragsverlust ausgleichen. Es sind Klauseln, die natürlich zum Vertragsstandard gehören, doch Erich Wust erläuterte ausführlich jede auftauchende Frage, ob sie nun die Fledermaus-Problematik oder die Rücklagen für den Anlagen-Abriss nach Ende der Laufzeit betraf.

Es war deutlich zu spüren, dass nun jeder eine persönliche Antwort auf die Frage suchte, ob und mit welchem Betrag man einsteigen sollte. „Unsere Lonnerstadter Windräder“, hieß es mehrfach – in der Tat scheint es auch darum zu gehen, an einer großen Heimat-Sache teilzuhaben.

Gerechnet werden muss trotzdem in den Haushalten, und dabei wird vermutlich auch gefragt, welche sinnvolle Anlagealternative es derzeit überhaupt gibt.

Auf der Zielgeraden gilt: Bis Ende Dezember läuft die Reservierung. Ende Januar 2015 schon müssen zwei Drittel des Eigenkapitals überwiesen sein, damit der Zeitplan eingehalten wird. Der ist ambitioniert: Ende 2015 sollen sich die fünf Räder drehen.

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