Werner Rosenzweig: Die Mafia will den Spiegelkarpfen

18.6.2016, 07:59 Uhr
Werner Rosenzweig: Die Mafia will den Spiegelkarpfen

© Foto: Michael Müller

Eine nackte Leiche hängt über dem Steinkarpfen Fridolin im Kreisverkehr Höchstadt. „,Es lebe der Karpfen’ soll der Mörder als Botschaft hinterlassen haben“ berichten die „Nordbayerischen Nachrichten“ im Roman von Werner Rosenzweig nach dem dritten Mord.

„Viva la carpa“ steht dort in roter Schrift, genau wie schon bei dem erschossenen Teichwirt aus Fetzelhofen. Sein toter Körper liegt auf der Grabstätte von Sybilla Weiß, als er gefunden wird. „Im nahen Ailsbach soll sie gelebt haben, die Seherin, und ständig soll sie sich auf dem Lauberberg herumgetrieben haben“, schreibt der Röttenbacher Autor. Immer wieder lenkt er die Aufmerksamkeit der Leser geschickt auf lokale Besonderheiten oder streut Informationen in die Handlung ein über die Eigenheiten der Region.

Zwei ganz spezielle Eigenheiten der Region sind natürlich auch die Röttenbacher Witwen Kunni Holzmann und Retta Bauer. Wie schon in Rosenzweigs vorherigen „Griminalromanen“ ermitteln sie auf gut Fränkisch. Sie leben dabei vom „modernen networking“ — also vom Tratsch — und von „gewissen Verbindungen zur RIA“, zur „Röttenbach Intelligence Agency“.

Die beiden besuchen den „Tag der Franken“ in Erlangen, die Röttenbacher Kerwa und die Allianz Arena in München. Auch beim Bäcker oder auf der Straße erfahren sie wichtige Details, die im Kampf gegen das organisierte Verbrechen helfen. Die Dialoge sind hauptsächlich auf Fränkisch, manche auch Oberpfälzisch oder Hessisch. Wer hochdeutsch spricht, muss sich beim Lesen sicher erst einfinden. Fränkische Leser werden es genießen, wenn es beispielsweise heißt: „Des is fei ganz schön anstrengend, wenn du da im Schlamm vom Weiher stehst, dei Netz in der Hand, kalt is, und du versuchst die Hundskrüppel-Karpfen mit deim Kescher zu erwischen“.

Karpfenkönigin Katrin, die Erste, die auch oft schon im Weiher stand, gibt den Witwen hilfreiche Tipps beim Ermitteln. Und letztlich zahlt sich auch deren Liebe zum gebackenen Aischgründer aus. Denn irgendwann fliegt auf, dass die Mafia im neu gegründeten Restaurant „Calabrese“ in Röttenbach zum Karpfen einen Sud aus Butterschmalz und Kokablätter mischt. Dann klärt sich auch die Kokainschwemme, die das liebliche Aischtal überspült hat. Und wo der Strippenzieher des Ganzen sitzt: Der Verbrecher „Il Tedesco“ hat in der Sterpersdorfer Mühle ein Machtzentrum errichtet aus dem er Auftragsmorde steuert, Strohmänner sucht, Erpressungen los wird und die Nachricht verbreitet: „Es lebe der Karpfen.“

Als dann ein Teichwirt am Abend vor dem Abfischen kopfüber im Ablauf des Weihers, dem Mönch, steckt und stirbt, kommt die Kriminalpolizei der Lösung des Falles immer näher. Ein Auftragsmörder fliegt auf, als er in der Höchstadter Disco „Cue“ sein Koks verticken will, zahlreiche Verwicklungen entwirren sich und zeigen, wo die Fäden zusammenlaufen: in der Sterpersdorfer Mühle.

„Welchen Fehler habe ich begangen?“, fragt der Mörder am Schluss. „Das ist einfach zu erklären“, sagt der Polizist, „Sie haben sich den Unmut zweier aufmerksamer Röttenbacher Witwen zugezogen.“

„Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte“, 303 Seiten, ist erschienen im Engelsdorfer Verlag und kostet 16 Euro. ISBN 978-3-96008-291-0. Werner Rosenzweig liest aus seinem Roman am Mittwoch, 29. Juni, um 19.30 Uhr in der Gemeindebücherei Röttenbach in der Ringstraße 46.

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