Herzogenauracher Gymnasiasten sind "Sozial und Fair"

26.11.2015, 07:57 Uhr
Herzogenauracher Gymnasiasten sind

© Foto: privat

Mindestens zehn Stunden soziale beziehungsweise gemeinnützige Arbeit müssen die Zehntklässler des Herzogenauracher Gymnasiums leisten; und das schon seit 2009.

„Bei einer Fotbildung haben wir von einem solchen Projekt gehört, fanden das eine gute Idee und haben diese Anregung aufgenommen“, erzählt Andreas Schwarz. Der Lehrer für Mathematik und Religion ist einer der beiden Koordinatoren des Projektes „Sozial und Fair“. Anfangs wurde er von Martin Schlund unterstützt, seit 2014 ist Musiklehrerin Susanne Hornauer die zweite Koordinatorin. „Wir wollen den Schülern die Möglichkeit bieten, etwas kennen zu lernen, womit sie sonst vielleicht nicht in Berührung kämen“, so Schwarz. Denn gerade am Gymnasium sei der Unterricht ja eher wenig praxisorientiert.

Dabei möchten Schwarz und Hornauer das „Sozialpraktikum“, wie es intern auch genannt wird, nicht nur als lästige Pflicht verstanden wissen, sondern vielmehr als Chance und Bereicherung. „Wenn das gelingt, haben wir eine Win-Win-Situation“, sagt Schwarz. Denn einerseits könnten die Schüler wertvolle Erfahrungen sammeln, und andererseits profitierten auch die Schule und die teilnehmenden Institutionen von den ehrenamtlichen Kräften.

Geleistet werden können die Sozialstunden nämlich entweder intern (zum Beispiel Schülerlotsen, Schulsanitätsdienst, Betreuung Gastschüler, Schulhofgestaltung, Hausmeister-Unterstützung) oder extern (zum Beispiel Herzogenauracher Tafel, Heilpädagogische Tagesstätte der Lebenshilfe, Liebfrauenhaus Altenheim/Kinderhort, Kleiderkammer St. Magdalena, Mehrgenerationenhaus Weisendorf).

Selina Feder ist inzwischen in der 11. Klasse, das Sozialpraktikum hat sie jedoch in guter Erinnerung. Und nicht nur das: Die Teilnahme in der Lesegruppe, in der Schüler einmal pro Monat den Senioren im Liebfrauenhaus Altenheim vorlesen, hat sie beibehalten. „Es ist schön zu sehen, wie die Senioren sich immer freuen.“

Herzogenauracher Gymnasiasten sind

© Foto: privat

In der Tat gebe es viele Schüler, die weit mehr als die geforderten zehn Stunden leisten oder die ihr Engagement fortführen, freuen sich die Koordinatoren. So wie auch Laura Löslein, ebenfalls inzwischen in der 11. Klasse. Sie hatte sich die Obdachlosenhilfe in Erlangen als Einsatzort ausgesucht. „Und da ist es ja blöd, wenn man die Leute gerade kennt und dann einfach nicht mehr kommt.“ Deshalb schaue sie immer noch ab und zu vorbei und helfe mit. Obwohl es anfangs schon befremdlich gewesen sei. „Man lernt halt eine ganz andere Sorte von Menschen kennen.“

Laura engagiert sich außerdem beim Kleidermarkt in Veitsbronn sowie beim Roten Kreuz. „Ich kann nicht stillsitzen“, sagt sie schmunzelnd. „Und natürlich bereichert das alles mein Leben, sonst würde ich es nicht machen.“

Auch Maura Hosemann (jetzt 12. Klasse) „zehrt noch heute davon“, wie sie selbst sagt. Vor allem die Arbeit mit Behinderten in der Heilpädagogischen Tagesstätte sei „eine sehr gute Erfahrung“ gewesen. „Es ist mir noch bildlich im Gedächtnis, wie herzlich die immer waren und wie sie sich gefreut haben. Außerdem habe ich gelernt, dass man mit den Behinderten ganz normal umgehen kann.“

Berührungsängste können also abgebaut, die Wertschätzung von sozialen Berufen gesteigert werden. „Wir versuchen, den Schülern ein breites Spektrum an Tätigkeiten anzubieten“, sagt Andreas Schwarz. Und oft würden Berufe wie zum Beispiel Kindergärtnerin ganz anders wahrgenommen, wenn man selbst einmal Teil davon war.

Am Ende des Schuljahres werde das Projekt auch noch einmal reflektiert. „Die meisten Feedbacks sind positiv“, freuen sich Schwarz und Hornauer. Die Schüler erhalten Urkunden. Für die Kooperations-Partner sei das auch eine gute Geschichte. „Die freuen sich, wenn Interesse an ihrer Arbeit gezeigt wird, und sie können Werbung in eigener Sache machen“, so Schwarz. Denn natürlich sei auch das ein Hintergedanke beim Projekt „Sozial und Fair“: Dass die Schüler sich hinterher vielleicht sogar langfristig ehrenamtlich engagieren.

Keine Kommentare