Widerstand gegen Windkraft in Wachenroth

24.2.2016, 07:57 Uhr
Widerstand gegen Windkraft in Wachenroth

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Das lag sicher auch daran, dass die wenigen anwesenden Befürworter still geblieben sind. Nachdem IG-Sprecher Erich Weichlein erklärtermaßen „nur Fragen, keine Statements“ zulassen wollte, verzichteten Bürgermeister Friedrich Gleitsmann und die hinter dem Projekt stehenden Gemeinderäte auf eigene Beiträge.

Weichlein hielt sich an seine Vorgabe: Auch der bekennende Braunkohlefan Johann Waldmann, der in einer früheren IG-Versammlung als Referent gegen die Windkraft vom Leder gezogen hatte, musste das Mikrofon abgeben. Mangels Fragestellung, wie ihn der Versammlungsleiter betont höflich, aber letztlich doch bestimmt wissen ließ. Ähnlich sind zuvor auch die Befürworter in ihrer Veranstaltung an gleicher Stelle mit den Wortmeldungen umgegangen.

Zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung oder gar einer Annäherung kam es somit auch bei diesem letzten öffentlichen Zusammentreffen vor dem Plebiszit nicht. Eine Kompromisslinie ist ohnehin nur schwer auszumachen. Die Anlagen werden entweder gebaut oder eben nicht, eine Zwischenlösung ist nirgendwo zu sehen. Ob der Standort leicht verschoben wird oder ob andernorts in der Umgebung geplant würde – die IG mit ihrer Basis in Weingartsgreuth und Horbach will keine Windräder im 10-H-Bereich, das wurde unmissverständlich klargestellt.

So gab es wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, denn ein Großteil der Anwesenden unterstützt die IG und wirkte alles andere als unentschlossen. Das einzige Gemeinderatsmitglied, das an diesem Abend zu hören war, saß auf dem Podium: Wolfgang Knorr, einer von drei Bürgervertretern, die gegen das Vorhaben votiert haben.

Erklärter Bürgerwille

Er relativierte die Bedeutung und Höhe der Pachteinnahmen, die der Gemeinde zukämen. 25 000 Euro jährlich könnte man „mit der Einkommensteuerbeteiligung von zehn Schaeffler Ingenieuren kompensieren“, so der Horbacher. Sein Sohn Felix Knorr beleuchtete den strategischen Aspekt: Wenn das Bürgerbegehren Erfolg habe, bedeute das nicht nur das Aus für die beiden Anlagen auf Wachenrother Gemeindegebiet. Dann könne sich die Rathausmehrheit nicht mehr gegen den erklärten Bürgerwillen stellen. Jegliche Windkraftpläne im Nahbereich wären vom Tisch, egal ob in den Staatsforsten oder auf anderen Vorrangflächen. Andernfalls, so warnte Felix Knorr, würde der Anreiz für weitere Projekte geschaffen.

Dr. Albert Kühner setzte sich in seinem Beitrag mit dem Infraschall auseinander. Dass die niederfrequenten Wellen den menschlichen Organismus beeinflussen können, sei nachgewiesen, sagte der pensionierte Hausarzt. Unter anderem das Robert Koch Institut und der Deutsche Ärztetag hätten zu diesem Thema weitere Forschungsanstrengungen angemahnt. Ab welcher Dosierung Infraschall schädigend wirken kann oder ob vom Wachenrother Windpark konkret eine Gefahr ausgeht, ließ Dr. Kühner unerwähnt. Allerdings deuteten Untersuchungen in Australien darauf hin, dass im Umfeld von Windrädern Körperfunktionen gestört würden, so der Mediziner.

Des Beifalls in der Halle sicher sein durfte sich der Neustadter Biologe Friedrich Buer. Der routinierte Vortragsredner, der sich nicht nur über naturwissenschaftliche Themen auslässt, ließ kein gutes Haar an der Windkraft. Wortgewaltig und zuspitzend prangerte er nicht nur die Zerstörung des Waldes und das Töten von Vögeln an. Die „Windmühlen“ könnten nicht ein einziges Kraftwerk ersetzen, seien wegen ihrer schwankenden Leistung kaum zu gebrauchen und würden, wegen der konzeptionellen Mängel im EEG (Erneuerbare Energien Gesetz), letztlich sogar zu mehr CO²-Ausstoß und mehr Atomstrom (aus dem Ausland) führen. „Da wird Widerstand zur Pflicht“, resümierte der Publizist.

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