Wie der eigenartige "Eugen Art" den Kindern Mut macht

30.3.2015, 17:23 Uhr
Wie der eigenartige

© Foto: Christian Enz

In diesem Jahr feiert das Theater Kuckucksheim im Adelsdorfer Ortsteil Heppstädt sein 25-jähriges Bestehen. In dieser Zeit konnte sich der Unterhaltungs-Tausendsassa Stefan Kügel ein treues Stammpublikum erarbeiten. Auch, weil er seine Theaterscheune immer wieder für Gastspiele öffnet und so für zusätzliche kreative Akzente sorgt. „Dabei achte ich natürlich auf die Qualität der Produktionen“, erklärt Kügel. „Deshalb werden nur Stücke gezeigt, die ich auch selbst kenne“. Das am Sonntagnachmittag präsentierte Stück „Eugen Art – irgendwie eigenartig“ stellte somit die berühmte Ausnahme von der Regel dar. Schließlich war das von Amelie Auer selbst erdachte Bühnenstück noch nie zuvor gezeigt worden. Eine Welt-Uraufführung also, zu der das Publikum bis aus Schweinfurt, Würzburg und Lichtenfels angereist war. „Allerdings kenne ich das Ensemble bereits seit vier Jahren. In dieser Zeit ist genügend Vertrauen gewachsen, dieses Risiko einzugehen“, betonte Kügel – bevor er die Bühne für den Protagonisten Eugen Art freigab.

Vorgestellt wurde dieser seinem Publikum zunächst durch den Wind. Dieser, von Christoph Auer in wallend-weißem Gewandt gemimt, übernahm nicht nur die Rolle des Erzählers – er ersetzte dem vereinsamten Eugen Art das gesamte Stück hindurch den fehlenden Freund. So versprach er bereits eingangs: „Glaube an mich, dann werde ich zu dir kommen“. Naturgewalt als Gegenentwurf zum christlichen Weltbild – dies war aus dem Inhalt des Bühnenstückes im Vorfeld nicht unbedingt herauszulesen gewesen. Wohl aber aus der Internetseite des Kulturvereins Karussell. Schade, denn der Versuch kindliche Naivität zwischen den Zeilen für spirituelle Erziehung zu nutzen, hinterließ bei einigen Eltern einen faden Beigeschmack – und den hätte die schauspielerische Leistung ebenso wenig verdient gehabt wie die Grundidee des Stückes und die mit viel Wortwitz ausgestalteten Texte.

In dessen Mittelpunkt steht Eugen Art. Er lebt, ausgestoßen aus der Gesellschaft, auf einem Baumhaus – bis er animiert durch eine bunte Postkarte auszieht, um normal zu werden. Auf seiner Reise begegnet er unterschiedlichen Protagonisten, die durch die Begegnung mit Eugen Art den Mut finden, aus sich heraus zu gehen, während er einsam und unglücklich bleibt. Bis ihm das klügste Tier des Waldes, der „meditonsierende“ Fuchs, erklärt, dass man in der Welt nichts finden kann, was man zu Hause nicht hat. So geht Eugen Art zurück in sein Baumhaus – um zu erkennen, dass er sich selbst gesucht hatte und mit sich zufrieden sein kann.

Mit dieser Erkenntnis klang die Weltpremiere von „Eugen Art – irgendwie eigenartig“ schließlich aus. Vor der Heimfahrt gab es aber erst noch Premieren-Tee und Kuchen für alle. Gelebte Gastfreundschaft, für die Kügels Theater berühmt ist. Man kennt sich eben.

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