Wie die TS Herzogenaurach den Aufstieg stemmen will

18.5.2017, 16:28 Uhr
Jubel nach dem Aufstieg: Die Handballerinnen der TS sind drittklassig.

© Horst Linke Jubel nach dem Aufstieg: Die Handballerinnen der TS sind drittklassig.

Frau Odemer, haben Sie die vergangenen Tage gefeiert oder schon für die kommende Saison geplant?

Odemer: Viel gefeiert habe ich nicht mehr. Die Jungen sind am Samstag nach dem Spiel noch nach Erlangen gezogen und fliegen demnächst nach Mallorca. Aber bei uns im Verein geht es weiter, es muss viel geplant werden. Anfang September spielen wir schon die erste Runde im DHB-Pokal. Bis dahin müssen Trikots da sein, wir haben neue Trainer, da werden neue Trainingszeiten festgelegt, der Spielplan muss gemacht werden. Der Sommer wird kurz.

War schnell klar, dass Sie den Aufstieg auch wahrnehmen?

Odemer: Ehrlich gesagt, hätte ich nie damit gerechnet, dass wir das mal schaffen. In der Saison ging es immer wieder bergauf und -ab. Erst als wir ein Spiel nach dem anderen gewonnen haben, haben wir uns zusammengesetzt und Gedanken gemacht. Und entschieden: Wenn sie wirklich Meister werden, dann nehmen wir das wahr. Man muss bis spätestens Mitte Mai melden, wir mussten uns also früh Gedanken machen.

Was hat ihnen dabei am meisten Kopfzerbrechen bereitet?

Wie die TS Herzogenaurach den Aufstieg stemmen will

© Archivfoto: Ralf Rödel

Odemer: Die Halle ist schon sehr knapp bemessen. aber die Freigabe hat der Verband inzwischen erteilt. Bisher haben wir dort aber kein Internet, künftig müssen wir aber Liveticker aus der Halle bieten. Das müssen wir organisieren.

Was ändert sich noch?

Odemer: Alles wird viel teurer. Das fängt mit den Auswärtsfahrten an. Bisher sind die Frauen mit einem Neunsitzer zu den Spielen gefahren. Das geht jetzt nicht mehr, wenn wir vier, fünf Stunden unterwegs sind. Wir brauchen also einen großen Bus, das wird nicht billig. Auch die Schiedsrichter kommen aus einem größeren Einzugsbereich und werden so auch teurer. Dazu kommt, dass das Kampfgericht nicht mehr vom Verein gestellt wird, sondern extern.

Also wird die Bürokratie mehr?

Odemer: Vor allem im Ablauf der Heimspiele ändert sich einiges. Eine Stunde vorher muss die Halle für die Gäste offen sein. Wir müssen das Spiel filmen und 48 Stunden später online für die anderen Teams hochladen. Die Schiedsrichter müssen wir jedes Mal schriftlich bewerten. Bis ins Detail habe ich die Ausführungsbestimmungen noch nicht gelesen, aber es ist viel mehr bürokratischer Aufwand.

Wie wollen Sie das stemmen?

Odemer: Dafür braucht man mehr Leute, die wir teilweise schon haben und die auch Erfahrung mit der 3. LIga haben. Die wissen was zu tun ist und das ist beruhigend. Es sind keine gravierenden Dinge, aber sie müssen organisiert werden. Und das Geld muss beschafft werden, das hat zunächst Vorrang und ist nicht zu unterschätzen.

Das heißt, Sie haben entschieden, bevor sie wussten, dass Sie das Geld zusammenbekommen?

Odemer: Ich bin da einfach mal optimistisch. Ich habe mir vorher die Rückendeckung der Abteilung geholt. Nachdem alle zugestimmt hatten, war die Entscheidung klar: Das ist ein Erlebnis, das müssen wir machen.

 

Sie suchen vor allem Sponsoren?

Odemer: Wir haben ein Team gebildet und werden verstärkt Sponsoren angehen, mit der Bitte uns zu unterstützen. Wir werden nach und nach das Geld zusammentragen, ich hoffe vor allem auf Trikot- und Stadionwerbung. Wir brauchen ja nicht alles am 1. September, sondern im Verlauf der Saison. Unseren Etat erwirtschaften wir ja schon seit Jahren über den Keller auf der Kirchweih und einen Stand auf dem Altstadtfest. Das wird nicht reichen, um die 3. Liga zu finanzieren. Aber ich bin da sehr optimistisch.

Die Überlegung es nicht zu machen stand nie im Raum?

Odemer: Das hätten wir einfach nicht bringen können. Wenn die Mädels sagen, sie würden gerne aufsteigen, dann muss man sie nach so einer super Saison belohnen. Es wäre ein Affront gewesen gegen die, die sich reingehängt haben. Wenn alles passt, dann muss man den Aufstieg auch riskieren. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis und Abenteuer für alle.

Machen Sie sich Sorgen um die Zuschauerresonanz, wenn es in einer stärkeren Liga sportlich vielleicht nicht mehr so läuft?

Odemer: Zuletzt kamen nach und nach immer mehr Fans, je besser die Mädchen gespielt haben. Es ist schwierig, Herzogenaurach ist da schwer einzuschätzen. Ich hoffe darauf, dass es die Leute reizt, höherklassige Teams wie aus Berlin zu sehen. Das ist ja mal was anderes. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, wird auch die Begeisterung nachlassen, klar.

In der 3. Liga wollen Sie bleiben?

Odemer: Es ist das Ziel langfristig oben zu bleiben. Wenn man jetzt sagt, wir schauen uns das mal ein Jahr an und gehen wieder runter – mit der Einstellung kommen wir nicht weit. Wir wollen zumindest den Klassenerhalt schaffen und keine Eintagsfliege sein.

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