Willy Inkulu reißt die Longhorns mit

24.1.2016, 14:28 Uhr
Willy Inkulu reißt die Longhorns mit

© Foto: Ralf Rödel

Die letzte Spielminute dauerte gefühlte 25 Minuten. Da gab es vier Auszeiten, in den letzten 40 Sekunden alleine 19 Freiwürfe auf beiden Seiten und 34 Sekunden vor Schluss eine nur scheinbar sichere 69:62-Führung durch zwei verwandelte Freiwürfe von Kapitän Mike Kaiser für die heimische TSH. Was nun folgte, dürfte bei allen Beteiligten für ein paar neue graue Haare gesorgt haben.

Der Schwabinger Dimitrije Mrda verwandelte einen Dreier, und noch während der Ball in der Luft war, ertönte ein Pfiff. Abseits vom Geschehen hatte offenbar der junge, an diesem Tag überragende Willy Inkulu (18 Punkte und 15 Rebounds) ein Foul begangen. Salman Manzur verwandelte beide: 69:67 – und es waren immer noch 20 Sekunden zu spielen. Kaiser wurde gleich wieder taktisch gefoult, traf diesmal nur einen, Justin Hedley auf der Gegenseite beide. Nun wurde Nelson Weidemann sofort attackiert. Die Nerven des 16-Jährigen hielten, zwei Freiwürfe saßen.

13 Sekunden hatte Schwabing noch für den Ausgleich. Tatsächlich kam Manzur drei Sekunden vor Ablauf der Uhr zum Dreier, verfehlte aber das Ziel. Nun schien aber Inkulu zum tragischen Helden zu avancieren: Wieder hatten die Schiris, diesmal deutlich besser als die Gespanne zuletzt, ein Foul gesehen.

Nervenschlacht an der Linie

Erneut ging Manzur an die Linie, diesmal unter ohrenbetäubendem Lärm des Publikums, das den letzten Pfiff nicht wahrhaben wollte. Der erste war drin, der zweite unter dem Druck des Hexenkessels nicht. Nun die letzte taktische Waffe: Ein bewusst viel zu fester Wurf, der vom Ring zu einem Mitspieler prallen sollte. Doch Braslav Turic sicherte sich den letzten Rebound, der Sieg war endgültig in trockenen Tüchern.

Es war das erste Mal in dieser Saison, dass es zwei Erfolge hintereinander gab. Und das, obwohl die Umstände alles andere als optimal waren. Der Nürnberger ProA-Spieler Haris Hujic war nämlich im Gegensatz zur anderslautenden Ankündigung nicht dabei: Er hatte sich am vergangenen Samstag in Zwickau einen Bänderriss im Knöchel zugezogen. Der Versuch, ihn rechtzeitig fit zu bekommen, schlug fehl. Mit Markus Person fiel ein weiterer erfahrener Spielmacher wegen Krankheit aus.

Und dann auch noch dieser miserable Start ins Spiel. Kaum ein Wurf gelang, fast jeder Akteur steuerte unfreiwillig unnötige Ballverluste bei und nahezu bei jedem freien Ball reagierten die Gäste schneller, die sich anfangs als starkes Kollektiv präsentierten. Über 5:0 zogen sie zu einer ersten 25:16-Viertelführung davon. Bei 18:31 deutete sich eine Wiederholung der Hinspielpleite an.

Doch nun folgte ein erster Lauf der Longhorns, die sich nun mit enormem Einsatz auf ihre Defensivaufgaben stürzten. Dadurch gab es Ballgewinne und auch ein paar einfachere Körbe in der Offensive. Der Lohn: Zur Halbzeit war beim Stand von 34:35 alles wieder offen.

Den Schwung nahm das Team nach der Halbzeitpause mit. Der junge Brite Inkulu war nun nicht zu halten. Sonst eher der Mann fürs Grobe, streute er nun binnen Minuten zehn Punkte ein – teils mit seiner Sprunggewalt, teils aber auch mit Eleganz. 53:43 führte die TSH nach drei Vierteln, Schwabing schien fast geschlagen.

Aber die Longhorns brachten sich fast wieder einmal selbst um die Früchte ihrer Bemühungen. Die beiden „Go-To-Guys“ Kaiser und Nelson Weidemann benötigten viel zu viele Würfe, um einmal zu treffen. Routinier Kaiser begründete seine zudem sechs Ballverluste damit, dass er die ganze Woche beruflich unterwegs gewesen sei und nicht trainieren konnte. Verheerend auch die Freiwurfquote: Nur einer der ersten acht wurde verwandelt – kein Wunder, dass die Münchner Punkt für Punkt ihres Rückstands „wegknabbern“ konnten.

Zum Glück behielten die Herzogenaurach dann, als es darauf ankam, bei ihren Freiwürfen die Nerven, dennoch ist die Bilanz von zehn Treffern bei 21 Versuchen eher kläglich.

Am Ende war das allen egal, selbst Trainer Mario Dugandzic, der vor allem von Inkulu schwärmte: „Bei ihm sieht man, was diese jungen Spieler für eine Entwicklung nehmen können, wenn man ihnen das Vertrauen schenkt. Seine Leistung heute war phänomenal. Aber auch das Team hat sich heute nach dem schlechten Start sehr gut präsentiert, da stand eine gemeinsam kämpfende Einheit auf dem Feld.“

Und die hat erstmals auch gewonnen, wenn einige Leistungsträger wahrlich nicht an der Obergrenze gespielt haben. Das lässt hoffen auf den weiteren Abstiegskampf, das hintere Mittelfeld ist jedenfalls wieder in Schlagdistanz.

Longhorns: Teka, Koulibaly 3/1 Dreier, Weidemann 9/3, Ghotra, Turic 8/1, Kaiser 12/1, Inkulu 18, Kamdem, Rogers 12, Übbing und Buniatian nicht eingesetzt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare