Wortwitz auf Fränkisch: Sven Bach in Gremsdorf zu Gast

30.9.2014, 08:00 Uhr
Wortwitz auf Fränkisch: Sven Bach in Gremsdorf zu Gast

Ein gelungenes Beispiel: Inklusion durch Freude. „Wir haben mit dem Forum auf dem Gelände der Barmherzigen Brüder einen tollen Veranstaltungsraum. Deshalb nutzen wir diesen nicht nur für eigene Veranstaltungen, sondern immer wieder auch als Kleinkunstbühne“, so Johannes Salomon am Rande des Kabarettabends stolz.

Nicht ohne Grund, wie der Pressesprecher der Barmherzigen Brüder erläuterte. „Auf diese Weise haben unsere Bewohner Kontakt mit externen Besuchern.“ Kultur in Gremsdorf ist also immer auch ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. „Außerdem ist dies eine willkommene Abwechslung für unsere Bewohner, die das Programm auch anschauen können. Zur Unterhaltung nach Fürth oder gar Nürnberg zu fahren, das wäre nicht machbar.“ Für den in Zirndorf lebenden Sven Bach bot die Fahrt nach Gremsdorf eine willkommene Abwechslung, wie er selbst sagte. „Mein Programm beruht auf Wortwitz. Den versteht man nur in Mittelfranken. Deswegen bin ich viel in Richtung Ansbach oder Seenland unterwegs – nach Gremsdorf oder Adelsdorf geht es dagegen eher selten und ins Oberfränkische fast gar nicht mehr.“

Auch wenn der breite Nürnberger Dialekt zuweilen deutlich vom hiesigen Klangbild abweicht — Verständnisprobleme gab es am Freitagabend keine.

Bereits nach zehn Sekunden versetzte Sven Bach sein Publikum in tosendes Gelächter. „Der Hausherr Günther Allinger kann heute Abend leider nicht da sein. Also begrüße ich mich jetzt offiziell selbst.“

Damit zeigte sich gleich zu Beginn, welches Rezept es Bach ermöglicht, über Jahre hinweg mit dem gleichen Programm Erfolg zu haben. Es ist die Symbiose aus Flexibilität und Interaktion mit dem Publikum. Zu Recht trägt das Programm deshalb den Titel „Lauter goude Woar – Best of“. Denn nicht bei jedem Auftritt ist die Abfolge der Gags gleich.

„Ich habe verschiedene Programmteile. Vor dem Auftritt weiß ich nie, welche ich präsentiere und wann. Ich stelle mich auf Publikum und Örtlichkeit ein.“ Wie etwa auf Lisa, die sich trotz ihres 40. Geburtstages auf den Weg ins Forum gemacht hatte. „Dafür schenke ich dir in einem Kaufhaus deiner Wahl eine Freifahrt auf der Rolltreppe – bei eigener Anreise.“

So unterschiedlich die von Sven Bach bearbeiteten Themenfelder waren – alle Pointen basierten auf dem gleichen Prinzip. Stets kokettierte der Comedian mit fränkischen Eigenheiten. „Ich möchte den Leuten einen Spiegel vorhalten – aber keinesfalls einen erhobenen Zeigefinger zeigen. Das Leben ist ernst genug.“

Deshalb redete Bach nicht über andere — er berichtete aus seinem Alltag und lachte über sich selbst. Gerne griff er dabei immer wieder auch zum Akkordeon. Etwa, als er in seiner Ode an den Dampfstrahler besang wie er, getragen von männlich-naiver Freude über sein neues technisches Gerät selbiges ohne Sinn und Verstand einsetzt.

Überhaupt ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen im Rahmen der knapp zweistündigen Show immer wieder einen Gag wert. So goutierte das Publikum die bildhaft dargestellte Überforderung des fränkischen Mannes durch ein zu Weihnachten geschenktes Hemd.

„Das hat mich mehr gewundert als gefreut. Was sollte ich mit dem Hemd — ich kam doch mit dem bisherigen Bestand zurecht. Ich hatte schon eines – und zwei weitere waren noch nicht ausgepackt. Die wollte ich schonen.“

Sven Bach betrachtet sich selbst nicht nur als fränkischen Mundartkabarettisten, sondern auch als Grenzgänger. „Vor allem, weil ich heute in Zirndorf lebe.

Früher hätte man gesagt, zwischen Nürnberg und Fürth. Heute heißt es zwischen Datev und Pyramide.“ Aber auch die Außengrenzen seines Lebensraumes beschäftigten Bach in Gremsdorf. „Grundsätzlich ist Franken ja alles, wo die MobiCard gilt.“ Ober- und Unterfranken ließ er dabei bewusst außer Acht. „Die haben ja auch das Frankenlied glatt an uns Mittelfranken vorbeikomponiert. Von Bamberg bis zum Grabfeldgau – wo bleiben da wir?“

Eine genial-unmerkliche Hinführung auf ein weiteres Themenfeld des Kabarettisten: die Kirche. Ein heikles Thema für einen Auftritt in einer katholischen Einrichtung, das Bach jedoch zur allgemeinen Begeisterung bewältigte. Dazu zitierte er abermals das Frankenlied. „Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten, heißt es. Am Plärrer kannst lange auf so einen Zug warten.“

Nicht lange warten musste Sven Bach auf seinen Applaus. Tosenden Beifall gab es nicht nur zum Ende des thematisch seichten, dafür wohltuend kurzweiligen Programmes. Auch zwischen den Gags wurde fleißig geklatscht. CHRISTIAN ENZ

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