Zeugnistag: Ferienfreuden auch ohne Einser-Noten

30.7.2015, 16:42 Uhr
Zeugnistag: Ferienfreuden auch ohne Einser-Noten

Mit ihren guten Zeugnisnoten gehen Schüler im „Atlantis“ baden. „Wir haben keine Sonderreglungen für Einser“, sagt Bäderchef Patrick Geiger. „Das wäre vielleicht für nächstes Jahr eine gute Idee.“ Freuen dürfen sich allerdings in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien die Erstklässler. Sie erhalten zum freien Eintritt erstmalig eine Schwimmnudel oder ein Schwimmbrett als Gratiszugabe.

In den 1. Klassen selbst gibt es noch keine Zeugnisnoten, weiß Grundschulrektorin Gabriele Lommer. Ihre Konrektorin Heidi Forisch ergänzt: „Die Kinder sollen erst einmal in der Schule ankommen, manche sind bei der Einschulung erst fünf Jahre alt.“

Auch wenn nach der 4. Klasse über drei Viertel der Schüler auf Realschule oder Gymnasium wechseln, ist für Rektorin Lommer klar: „Noten sind nicht alles.“ Sie will Strömungen entgegenwirken, dass jemand „bloß in die Mittelschule“ geht. Selbst mit einer Berufsausbildung könne man heutzutage noch zum Studium kommen. Das sagt sie auch vielen Eltern.

Vor einem übertriebenen Hype um Einser-Noten warnt Simone Steiner, Leiterin der Erziehungsberatungsstelle. Gerade bei überraschend schlechten Zeugnisnoten falle mancher „in ein Loch.“ Sie habe leider noch nie erlebt, dass jemand geehrt wurde, der in seinem Schulfach „besonders große Fortschritte“ erzielt hätte. Bei miesen Zeugnisnoten frage sich so manches Kind: „Lieben mich meine Eltern jetzt nicht mehr? Werde ich jetzt bestraft oder muss ich in den Ferien jeden Tag lernen?“

Stattdessen könnten Schüler die Ferien auch für Rundfahrten im gesamten VGN-Gebiet nutzen. Das Ferienticket für Schüler kostet 30,50 Euro. Alternative: die lokale Erlanger Variante für nur 15 Euro. VGN-Sprecher Manfred Rupp sagt, warum dort die Ferienfreifahrt für Einser-Schüler abgeschafft wurde: „Unser Anliegen ist es, dass möglichst viele Schüler in den Ferien etwas mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternehmen und wir wollen niemand dabei ausschließen.“ Statt der Zeugnisnote entscheidet also der Geldbeutel der Eltern.

Gelassen erklärt Schaeffler-Ausbildungsleiter Bernhard Schwab: „Wichtig ist, dass die Noten durchwegs passabel sind, da kann auch mal ein Ausreißer drin sein.“ Gerade bei den gewerblich-technischen Berufen müssten es keine Einser sein. Dennoch räumt auch er ein: „Wir haben gerade bei den Industriekaufleuten jährlich 500 bis 600 Bewerbungen.“ Beim Run auf einen Ausbildungsplatz kommt somit nur jeder Fünfundzwanzigste zum Zug. Deutlich bessere Chancen hätten dagegen Bewerber bei den Metallberufen.

Bei Schulzeugnissen lege Schaeffler nicht allein Wert auf gute Noten, sondern auch auf die Schülerbeurteilung, „die als Text oben drin steht.“ Pluspunkte hätten auch Bewerber, die sich ehrenamtlich für die Gesellschaft engagierten oder bereits früher ein Praktikum bei Schaeffler abgeleistet hätten.

Klipp und klar stellte der Schaeffler-Ausbilder fest: „Wir in Deutschland können nicht nur von Akademikern leben.“ Außerdem könnten Auszubildende und Handwerksgesellen später noch „etwas draufsatteln.“ Viele würden dann Meister oder Techniker.

Laut dem Herzogenauracher Realschulleiter Ulrich Langer wechseln knapp die Hälfte der diesjährigen Entlassschüler an die Fachoberschule oder das Gymnasium. Bei betrieblichen Ausbildungen habe sich die Lage im Landkreis inzwischen entspannt.

Die Höchstadter Elternbeiratsvorsitzende Christine Gleim glaubt dagegen: „Viele beliebte Lehrstellen sind sehr schnell weg.“ Die Elternvertreterin und Mutter zweier Schüler bedauert: „Die Noten haben für viele Eltern oft eine so große Bedeutung, dass das Kind darüber vergessen wird.“ An der Höchstadter Realschule freuten sich Lehrer nicht nur über gute Noten ihrer Schützlinge, sondern auch über deren soziales Engagement.

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