Zündende Ideen gegen Personalmangel bei der Feuerwehr

22.1.2015, 08:56 Uhr
Zündende Ideen gegen Personalmangel bei der Feuerwehr

© Foto: Aslanidis

Damit auf dem Arbeitsplatz Feuer unterm Dach ist, muss ein Brand nicht am Schreibtisch, in der Werkstatt oder im Lieferwagen ausbrechen. „Welcher Chef sieht es schon gerne, wenn Mitarbeiter fehlen und dann beispielsweise Liefer- oder Montagetermine nicht eingehalten werden können?“, fragt Stefan Brunner. Der Pressesprecher des Kreis-Feuerwehr-Verbands Erlangen-Höchstadt weiß, dass viele der 3000 freiwilligen Aktiven im Landkreis „aus Angst um den wohnortnahen Arbeitsplatz lieber mal öfter im Betrieb bleiben, als dass sie zum Einsatz fahren“. Zwar erstatten die Kommunen dem Arbeitgeber den Verdienstausfall, trotzdem macht sich der Angestellte so leicht unbeliebt.

Deshalb arbeiten viele, gerade bei Bagatell-Einsätzen wie der Beseitigung einer Ölspur, lieber weiter. Sie rücken nicht mit aus. „Dieser Trend kann natürlich gefährlich werden“, meint Brunner. Besonders dann, wenn die Teamstärke ohnehin an der unteren Grenze liegt.

Alarm am Tag

81 Gemeindefeuerwehren gibt es in Erlangen-Höchstadt. Sie alle müssen laut Brunner die sogenannte „Tagesalarmsicherheit“ gewährleisten und eine gesetzlich geforderte Hilfsfrist einhalten — also innerhalb von zehn Minuten an jedem Einsatzort sein, der an einer öffentlichen Straße liegt. Das wird schwierig, weil viele eben keinen wohnortnahen Arbeitsplatz mehr haben. Sie können nicht rechtzeitig vor Ort sein, um auszurücken — wenn sie beispielsweise in Gremsdorf wohnen, aber in Erlangen arbeiten.

Was passiert, wenn zu wenig Kräfte einsatzbereit sind? Es darf natürlich nicht vorkommen, dass es brennt und keiner löscht. Deshalb hat die Gemeinde im Notfall vom Gesetzgeber die Möglichkeit bekommen, eine Pflichtfeuerwehr zu gründen — und Einsatzkräfte aus der Bevölkerung „zwangsweise“ zu rekrutieren.

Von einer solchen Maßnahme sind die Kommunen in Erlangen-Höchstadt glücklicherweise weit entfernt, denn die Rathauschefs und Kommandanten schlafen natürlich nicht. Laut Brunner „hat in den letzten Jahren glücklicherweise der Trend eingesetzt, sich nicht mehr mit ,Karteileichen‘, die schon lange nicht mehr zu Übung und Einsatz erscheinen, in falscher Sicherheit zu wiegen“. Vielmehr geht die Feuerwehr aktiv auf Suche nach Nachwuchs. Rund 340 Jungen und 140 Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren waren im vergangenen Jahr in den 59 Jugendfeuerwehren in ERH organisiert — viele auch mit gemeindeübergreifenden Projekten für die Jüngeren.

Der Bauhof hilft

Zwölf Feuerwehren haben sogar „Bambini“-Gruppen gegründet, in der Kinder ab acht Jahren an das Thema herangeführt werden. Weitere Gründungen stehen laut Brunner unmittelbar bevor. Natürlich dauert es noch, bis dieser Nachwuchs volljährig ist. Deshalb gibt es auch Sofortmaßnahmen, die „durchaus wirkungsvoll“ sind, wie der Pressesprecher meint.

Manche Kommunen binden Mitarbeiter des Bauhofs ein, die dann tagsüber kleine Einsätze fahren und beispielsweise Ölspuren beseitigen. Außerdem werben sie aktiv Neubürger für die Feuerwehr an und versuchen Arbeitgebern zusätzliche Anreize zu bieten, wenn sie ihre Angestellten zum Einsatz schicken.

Ein weiterer Trick: Die Feuerwehrler an dem Ort rekrutieren, an dem sie arbeiten — damit sind sie tagsüber einfacher und schneller einsetzbar.

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