Zur Heimat geworden

2.12.2011, 18:00 Uhr
Zur Heimat geworden

© privat

Wenn Cella Seven von „seinem Franken“ spricht, wie er es fast liebevoll nennt, kommt er aus dem Schwärmen nicht heraus: „Denken Sie doch nur mal an die Weinberge, die Weiherlandschaft“, sagt er mit leuchtenden Augen. Im Alter von zehn Jahren war er 1972 aus Anatolien nach Schlüsselfeld gekommen, die einst fremde Umgebung — „in der Schule verstanden wir ja kein Wort“ — ist ihm längst vertraut geworden: „Ich gehöre hierher“, sagt Seven, der sich in jungen Jahren auch durch sein Fußballspiel integrierte, mit deutlich fränkischem Zungenschlag.

Gerade deshalb entschied er sich, ausgerechnet seine (Wahl-) Heimat in einem Buch zu verewigen. „Hier lebe ich, hier kenne ich die Leute, hier bin ich unterwegs — also entstehen auch hier die Bilder.“ Über Jahre sammelte er Fotos, die er in der näheren Umgebung aufgenommen hatte, eine Auswahl veröffentlicht er nun. Landschaftsbilder, Momentaufnahmen von Prozessionen oder Kirchweihen, Fotos von älteren Menschen, die er zufällig am Wegesrand entdeckt hat.

Gesichter erzählen Geschichten

Und warum gerade ältere Menschen? „Die sind interessanter, weil ihre Gesichter Geschichten erzählen können“, sagt Seven, der seit 18 Jahren ein Fotostudio in Schlüsselfeld betreibt. Neben den Bildern finden sich im Buch Gedanken, die Seven bei der jeweiligen Aufnahme in den Kopf gekommen sind — schließlich soll der Band ja die fränkische Sichtweise eines Mannes mit anatolischen Wurzeln widerspiegeln.

Das Feuer, das Seven für seinen Beruf verspürt, ist genauso groß wie am ersten Tag. Seine Kamera hat er immer dabei, nur so können spontane Aufnahmen, wie sie in dem neuen Buch zu finden sind, entstehen. Er drückt auf den Auslöser, wenn er interessante Menschen trifft oder die Natur ein seltenes oder besonders schönes Schauspiel bietet. „Wo sonst gibt es einen Beruf, wo man so viel machen kann?“, fragt er — auch wenn natürlich auch er vom Tagesgeschäft lebt, von Aufnahmen von Hochzeiten, Kommunionen, von Familienbildern.

In einer Welt, die immer greller und bunter wird, legt Seven einen Fotoband in schwarz-weiß vor: „Farbe ist geschwätzig, schwarz-weiß hingegen beschränkt sich auf das Wesentliche“, begründet der Elsendorfer, der bereits früh den Wunsch verspürt hatte, „irgendetwas mit Fotografie“ zu machen. Durch die Farbarmut sei das Abgebildete auf Form, Struktur und Graustufen reduziert — alles andere hingegen der Fantasie der Betrachter überlassen.

Der Fotoband im Format 30 mal 20 Zentimeter ist in der „Edition Hübscher“ erschienen und kostet 24,90 Euro. Vorgestellt wird er am 10. Dezember ab 19 Uhr im Kellerhaus in Pommersfelden.

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