Zwei Witwen lösen den Fall

23.8.2012, 16:24 Uhr
Zwei Witwen lösen den Fall

© Mark Johnston

Eine „Warnung“ vorweg: Wer mit dem fränkischen Dialekt rein gar nichts anfangen kann, sollte von „Karpfen, Glees und Gift im Bauch“ wohl besser die Finger lassen. Denn die Dialoge der Einheimischen in dem 242-Seiten-Werk sind im Dialekt geschrieben, auf dem Cover prangt der Hinweis „Erschder Röttenbacher Griminalroman — frängisch gred, dengd und gmachd“.

Für alle Franken jedoch werden die teilweise zugegebenermaßen etwas derben fränkischen Dialoge eine Wonne sein. Schöne Worte wie „Glusderer“ kommen hier wieder mal zur Geltung.

Zur Handlung: Röttenbach bekommt — „endlich“ möchte man ausrufen — einen eigenen Lebensmittelmarkt. Doch damit kommt auch das Verbrechen in die Gemeinde.

Denn gesteuert wird der Markt von China aus, er fungiert lediglich als Fassade für ein anderes, kriminelles Geschäft: In der Lagerhalle des Supermarkts werden verbotene Fluorchlorkohlenwasserstoffe umgeschlagen, angeliefert als angebliches kaltgepresstes türkisches Olivenöl — und das bleibt natürlich nicht unentdeckt.

Alsbald wird eine in Plastikfolie verpackte Leiche aus einem Karpfenweiher gezogen, ein anderer Mann stirbt in Pommersfelden, die Tschechen-Mafia kommt nach Röttenbach. Ein Glück, dass es die Holzmanns Kunni und die Bauers Retta gibt, die beiden Ur-Röttenbacher Witwen, die sich mit kriminalistischem Spürsinn auf die Spur der Täter machen.

Mit Eberhard Bierlinger

„Die Geschichte selbst und die handelnden Personen sind ausschließlich der Phantasie des Autors entsprungen. Das gilt auch für Firmennamen, Adressen und Autonummern. Mögliche ähnliche oder gar übereinstimmenden Handlungen oder Gegebenheiten sind deshalb ausschließlich zufälliger Natur“, schreibt der Autor in seinem Nachwort.

Dennoch schmunzelt der Leser von Zeit zu Zeit. Entsteht doch der neue Supermarkt hinter einem FORMA-Discounter, kommt ein Landrat mit Namen Eberhard Bierlinger vor, heißen auch im Buch die meisten Röttenbacher Müller, Fuchs, Amon, Baumüller, Holzmann, Warter oder Wahl.

Werner Rosenzweig, der seine Liebe für chinesische Themen bekanntlich von einem mehrjährigen berufsbedingten Shanghai-Aufenthalt mitgebracht hat, hat gerade nicht nur einen Krimi veröffentlicht: Auf dem Buchmarkt ist auch ein Band mit fränkischen und chinesischen Gedichten erschienen.

Thematisiert werden hier der Alltag im Land der Mitte genauso (Stichworte Garküchen, Tibet-Frage oder der Verkehr in chinesischen Großstädten) wie die Karpfenzeit und die fränkischen Bierkeller.

Nachempfunden werden auch Gedichte von Goethe und Schiller — die „Glocke“ etwa hat Rosenzweig inspiriert zu einem Gedicht über die Entstehung des seinerzeit höchsten Gebäudes in China, des Shanghai World Financial Center. Billig abschreiben“, das betont Rosenzweig, habe er „aber nicht wollen von den Klassikern“.

Vielmehr habe er sich die Frage gestellt, „wie hätte der berühmte Dichter sein Werk auch schreiben können, wenn er in der heutigen Zeit leben würde und ebenfalls das heutige China kennengelernt hätte?“

Erschienen sind „Karpfen, Glees und Gift im Bauch“ (ISBN 978-3-86268-927-9; 14,99 Euro) sowie „Fränkische und chinesische Gedichte“ (ISBN 978-3-86268-921-7; 9,99 Euro) jeweils im Engelsdorfer Verlag.

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