ICE-Anschlag bei Allersberg: "Ermittlungen sind schwierig"

30.11.2018, 05:49 Uhr
ICE-Anschlag bei Allersberg:

© Foto: Daniel Karmann, dpa

Es gibt Kriminalfälle, die können schnell gelöst werden. Etwa, weil der Täter am Ort des Verbrechens eindeutige Spuren hinterlassen hat. Einen Fingerabdruck. Oder Haare. Da er schon einmal straffällig geworden war, sind seine Daten bereits bei der Polizei gespeichert. Die Spuren können so schnell zugeordnet werden.

Die Akte über den Vorfall auf der ICE-Strecke am 7. Oktober wird sich wohl so schnell nicht schließen lassen. Noch immer gibt es keine heiße Spur auf den oder die Täter. Hinweise aus der Bevölkerung, die bislang ohnehin sehr rar gesät waren, gehen beim Landeskriminalamt (LKA) nicht mehr ein. Das sei aber auch zu erwarten gewesen, sagt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Die Tat liege mehrere Wochen zurück. Einige Bürger wurden auch persönlich befragt.

Jedem Tipp gehen die Beamten nach. Sie müssen etwa verifizieren, was der Hinweisgeber gesehen hat. Und diese Arbeit dauert. "Die Ermittlungen sind schwierig", sagt Waldinger.

Ein weiterer Grund, warum die Handschellen bislang nicht geklickt haben, ist auch die hohe Zahl an sichergestellten Gegenständen. Allein beim Einsatz Ende Oktober, bei dem 150 Polizisten die ICE-Strecke absuchten, wurden mehrere Hundert Objekte gesammelt.

Abschließender Bericht der Analytiker liegt vor

Die Funde müssen genau von der Kriminaltechnik, die aus Experten diverser Bereiche besteht, untersucht werden. Und das geht nur nacheinander. Während der eine Kollege auf dem Objekt nach Fingerabdrücken sucht, hofft der andere DNA-Material zu finden.

Solange diese Analysen nicht abgeschlossen sind, können die Ermittler die Objekte nicht in die Hand nehmen, erklärt Waldinger. Doch erst ab diesem Zeitpunkt kann geprüft werden, ob der Gegenstand mit der Tat überhaupt in Zusammenhang steht. Jeder Fund wurde zwar fotografiert und beschrieben, doch sei es "fast unmöglich" anhand des Fotos einen Gegenstand zu bewerten, so der Sprecher.

Einen Schritt weiter sind die Beamten bei den Dokumenten, teilweise sind es nur Fragmente, die an der Strecke gefunden wurden. Die Papiere in arabischer Sprache waren am Computer ausgedruckt worden. Sie enthielten Drohungen, die aber nicht konkret waren. So fehlten etwa Orts- und Zeitangaben. Der abschließende Bericht der Analytiker liegt mittlerweile vor. Zum Inhalt will sich Waldinger allerdings nicht äußern. Das sei "polizeiintern", sagt er.

Die Beamten ermitteln in viele Richtungen. Keine Theorie wird ausgeschlossen. So könnten Terroristen das Seil gespannt haben, der Vorfall könnte aber ebensogut nur ein Dumme-Jungen-Streich gewesen sein. Noch unklar ist, woher das Seil überhaupt stammt. Die Strecke soll - nach jetzigem Stand - nicht erneut abgesucht werden. Darin sieht Waldinger keinen "Sinn".

Um im Fall weiterzukommen, hat das LKA auch die Polizei in anderen europäischen Ländern kontaktiert. Vielleicht, so hofften die Beamten, gebe es Parallelen zu anderen Vorfällen. Fehlanzeige.