Im AKW Grafenrheinfeld ging am Samstag das Licht aus

28.6.2015, 20:34 Uhr
In den vergangenen 30 Jahren bescherte das Kraftwerk der Gemeinde einen wahren Geldsegen.

© dpa In den vergangenen 30 Jahren bescherte das Kraftwerk der Gemeinde einen wahren Geldsegen.

Ein Atomkraftwerks-Dino ist nach mehr als 33 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen: In der Nacht zum Sonntag ist der Meiler im unterfränkischen Grafenrheinfeld endgültig abgeschaltet worden. Es war das dienstälteste der noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland.

Das Kraftwerk sei wie geplant «genau um 23.59 Uhr» am Samstagabend vom Netz genommen worden, berichtete der Energiekonzern Eon am Sonntag. In den Tagen zuvor war die Kraftwerksleistung langsam gedrosselt worden.

Der Geschäftsführer der Eon-Atomsparte, Erwin Fischer, sagte zuletzt, dass die Abschaltung aus technischer Sicht nicht gerechtfertigt sei. «Selbstverständlich akzeptieren wir als Unternehmen den politischen Entschluss Deutschlands, aus der Kernenergienutzung auszusteigen, wenn ich ihn als Ingenieur auch nicht verstehen kann.»

Atomgegner begrüßten hingegen die Stilllegung. «Bei aller Freude darf aber nicht vergessen werden, dass die Atomindustrie ein tödliches nukleares Erbe hinterlässt, das für die nächsten Hunderttausende von Jahren sicher verwahrt werden muss», sagte Tobias Riedl, Atom-Experte von Greenpeace. Der Bund Naturschutz in Bayern forderte erneut auch «das sofortige Abschalten der drei noch laufenden Atomreaktoren» im Freistaat.

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Grafenrheinfeld rund 333 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert, damit hätte es Eon zufolge Bayern vier Jahre lang mit Strom versorgen können. Zuletzt hatte es einen Anteil von 1,6 Prozent an der jährlichen Stromerzeugung in Deutschland. In den 1980er Jahren war Grafenrheinfeld zeitweise das Kraftwerk mit der größten Jahresstrommenge weltweit.

Das Aus des fränkischen Atommeilers läutet die zweite Phase des 2011 beschlossenen deutschen Atomausstiegs ein. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima wurden acht Kraftwerke sofort stillgelegt, darunter das niederbayerische Isar 1 in der Nähe von Landshut. Acht weitere Meiler sollen nun noch bis 2022 stillgelegt werden. In Bayern werden die zwei Blöcke in Gundremmingen 2017 und 2021 abgeschaltet, Isar 2 folgt dann 2022.

Die Genehmigung der Behörden vorausgesetzt wird Eon nach 2017 den direkten Rückbau des Kraftwerks in Grafenrheinfeld beginnen und bis etwa 2030 fertig sein. Der Rückbau werde etwa 1,2 Milliarden Euro kosten. Was bleibt, ist allerdings das Zwischenlager. Derzeit stehen dort 21 Castorbehälter mit radioaktivem Müll. Bis zum Ende des Rückbaus sollen es 55 sein.

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