Im Fernsehen kriegen taffe Mädchen keine Luft

3.2.2015, 20:44 Uhr
Im Fernsehen kriegen taffe Mädchen keine Luft

© Super RTL

„Das Männer- und Frauenbild in Kindersendungen“ lautet der Titel ihrer erfolgreichen Bachelor-Arbeit. Auf 85 Seiten hat die Absolventin des Studiengangs „Soziale Arbeit“ an der Technischen Hochschule Nürnberg Serien, deren Hauptfiguren und ihren Einfluss auf das junge Publikum untersucht. Der Lohn: Die Bestnote 1,0 und ein Preisgeld von 1000 Euro – gestiftet vom Bund der Freunde der Technischen Hochschule. Seit Ende ihres Studiums arbeitet die 25-Jährige in einem Fürther Kindergarten und Hort.

NZ: Frau Täuber, wie kamen Sie darauf, sich in Ihrer Bachelor-Arbeit mit Kindersendungen zu befassen?

Maximiliane Täuber: Ich habe das Thema „Arbeit mit Kindern“ als Schwerpunkt im Studium gewählt und mir war klar, dass ich danach auch in diesem Bereich arbeiten will. Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie Kinder auf bestimmte Situationen und Einflüsse reagieren. Wegen der Erzählungen von Kindern über ihre Lieblingssendungen und durch meine kleine Schwester habe ich mir einige Sendungen angeschaut und bemerkt, wie überspitzt die Hauptpersonen dargestellt werden. Deswegen wollte ich das Thema genauer untersuchen.

NZ: Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Im Fernsehen kriegen taffe Mädchen keine Luft

Täuber: Ich habe zwei Trends festgestellt. Zum einen kommen männliche Hauptdarsteller in Kindersendungen häufiger vor als weibliche. Zum anderen fällt auf, dass die dargestellten Jungen und Männer eine wesentlich größere Bandbreite abdecken – vom makellosen Prinzen bis zum alten Mann mit Bauch. Ganz anders ist das bei den weiblichen Hauptfiguren, die oft stark sexualisiert gezeigt werden. Neben verschiedenen Prinzessinnen ist vor allem die von mir zentral untersuchte US-Serie „Kim Possible“ ein gutes Beispiel. Das im Zentrum stehende, etwa 15 bis 16 Jahre alte Mädchen, rettet zwischen Schule und Cheerleader-Training mal eben die Welt. Stets perfekt gestylt, mit großen Brüsten und einer extrem schmalen Taille.

NZ: Welche Gefahr sehen Sie bei solch überspitzten Formaten?

Täuber: Kinder, die sich Figuren wie „Kim Possible“ oder andere zum Vorbild nehmen, denken es sei normal, alles perfekt zu meistern und dabei stets perfekt auszusehen. Hier werden jungen Mädchen Ideale vorgegaukelt, denen sie nicht entsprechen können. Dies kann zu mangelndem Selbstbewusstsein und Resignation führen.

NZ: Was raten Sie Eltern und Verwandten, um solche Entwicklungen zu vermeiden?

Täuber: Das strikte Verbot einer dem Kind wichtigen Sendung kann nicht die Lösung sein. Wichtig ist, zu wissen, was die Kinder schauen. Auch das gemeinsame Fernsehen kann viel bewirken. Auf jeden Fall sollte man mit den Kindern über ihre Lieblingssendungen sprechen und reflektieren, welche Bedeutung diese in ihrem Leben einnehmen. Sich in andere Menschen oder Figuren hineinzuversetzen, ist für die Entwicklung der Heranwachsenden ja sogar förderlich. Kommen diese aber aus der Rolle nicht mehr heraus und versuchen sie ihrem Vorbild im Alltag zu sehr nachzueifern, kann das negative Auswirkungen haben.

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