Im Wahn auf Ex-Freundin und Passant geschossen

12.12.2014, 14:32 Uhr

Wegen zweifachen Mordversuchs steht ein psychisch kranker Mann seit Freitag vor dem Landgericht Traunstein. Dem laut Gutachten unter Wahnvorstellungen leidenden 39-Jährigen wird vorgeworfen, in seinem Heimatort Prien am Chiemsee auf seine Ex-Freundin geschossen und einen zu Hilfe eilenden Geschäftsmann niedergeschossen zu haben. Der Mann glaubte nach seiner eigenen Aussage, seine frühere Lebensgefährtin und die Mutter seiner Tochter hätten sich gegen ihn verschworen. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ist der Mann krankheitsbedingt nicht schuldfähig.

Es waren dramatische Szenen, die sich am frühen Abend des 3. Februar mitten in dem oberbayerischen Ort abspielten. Der 39-Jährige hatte sich zuvor aus seiner Wohnung eine Pistole geholt – sieben Patronen steckten im Magazin, 38 weitere nahm er mit. Die Waffe besaß er illegal. In einer Straße passte er die 30-Jährige ab, schlug sie und bedrohte sie mit der Pistole. Danach zog er sein Opfer in eine Hofeinfahrt und hielt ihm die Waffe an den Kopf. Als sich die Frau losriss, feuerte er zwei Schüsse auf sie ab. Ein Projektil durchschlug ihre Kleidung, sie selbst wurde nicht getroffen.

Täter stand unter Drogen- und Alkoholeinfluss

Dafür schoss der zur Tatzeit erheblich unter Drogen- und Alkoholeinfluss stehende Mann einem zu Hilfe eilenden Ladeninhaber aus nächster Nähe zweimal in den Oberkörper. Der 48-Jährige überlebte schwer verletzt. Erst einem Autofahrer gelang es, den Schützen zu überwältigen und ihm die Pistole zu entreißen. Zum Tatablauf selbst äußerte sich der 39-Jährige am Freitag nicht, sagte aber: „Ich war zum Tatzeitpunkt psychisch krank.“ Jetzt fühle er sich besser.

In der Nervenklinik, in der er untergebracht ist, mache er eine Arbeitstherapie, Medikamente nehme er derzeit nicht. In knappen Worten hatte der Mann zuvor seine schwierige Kindheit geschildert. Sein algerischer Vater sei kurz nach der Geburt in die Heimat zurückgekehrt, auch die Mutter habe sich kaum um ihn gekümmert. Vielmehr hätten ihn die Großeltern erzogen – widerwillig, wie er meinte. Mit 17 zog er dort aus, lernte Maurer, später wurde er neben anderen Beschäftigungen Bestatter. „So habe ich mich durchgearbeitet.“ Schon als Jugendlicher trank er größere Mengen Alkohol, später kam Rauschgift hinzu.

Aus einer kurzen Beziehung zu einer Frau ging eine inzwischen sechsjährige Tochter hervor, zu der er aber kaum Kontakt hat. 2013 lernte er das spätere Opfer näher kennen und zog für ein paar Monate bei der 30-Jährigen ein, die nach seiner Erinnerung aber bald für ihn zur Bedrohung wurde. Am Tattag habe er die Frau lediglich dafür zur Rede stellen wollen, dass sie zusammen mit seiner Tochter und deren Mutter angeblich in einem Biergarten in Prien war. Ein Kripobeamter sagte am Freitag jedoch aus, Mutter und Kind seien überhaupt nicht dort gewesen. Für den Prozess vor dem Traunsteiner Landgericht sind weitere drei Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil soll Anfang Januar 2015 verkündet werden.

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