Im Würzburger Priesterseminar wird aussortiert

31.7.2013, 17:24 Uhr
Blick auf den Eingang des Priesterseminars in der Domerschulstraße in Würzburg

© dpa Blick auf den Eingang des Priesterseminars in der Domerschulstraße in Würzburg

Die Nachricht, dass Priesterschüler rechtsradikale Tendenzen und Verhalten an den Tag legen, hat für viel Aufruhr gesorgt. Daraufhin kündigte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann eine genaue Untersuchung der Vorwürfe gegen drei Priesterschüler an.

Am Mittwoch wurde das Urteil verkündet: Zwei Schüler müssen das Priesterseminar verlassen. Das erklärten der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. „Es ist klar, dass sie nicht weiter Seminaristen sein können“, sagte Schick. Über den Verbleib eines dritten Studenten gebe es noch Gesprächsbedarf.

Die Vorwürfe betreffen einen Studenten aus dem Bistum Würzburg und einen aus Bamberg. Der Bamberger Student hat nach Erkenntnissen einer externen Untersuchungskommission mindestens drei „völlig inakzeptable und unerträgliche KZ-Witze“ erzählt und mit dem zweiten Studenten im Bierkeller des Seminars Adolf Hitler imitiert und parodiert. Dabei sei mindestens einmal der Hitlergruß gezeigt worden.

 "Ein Neger zum Abräumen"

Einer der beiden Seminaristen hat außerdem beim Mittagsessen nach einem „Neger zum Abräumen“ gerufen. Das sei eine nicht hinnehmbare rassistische Äußerung, sagte Baumann. Der zweite ging auf ein Konzert der umstrittenen Südtiroler Rockgruppe Freiwild. Kritiker werfen ihr Nähe zu rechtem Gedankengut vor, die Band wehrt sich dagegen. Für das Konzert ließ sich der angehende Priester vom Gottesdienst freistellen - und sagte dem Seminarleiter wohl bewusst nicht, um welche Band es sich handelte.

Rechtsradikale Musik sei im Priesterseminar nicht gespielt worden. Dafür sei aber öfter der Badenweiler Marsch zu hören gewesen – und zwar im Wissen, dass es sich dabei um Hitlers Lieblingslied handelte. Dass einige Seminaristen den Geburtstag von Hitler gefeiert haben, ließ sich nicht nachweisen. Ein dritter Seminarist aus dem Erzbistum Bamberg hat nach den Erkenntnissen der Kommission über die Teilnehmer der Demonstration „Würzburg ist bunt – nicht braun“ gesagt, ihnen gehöre „eine reingehauen“ oder „auf die Fresse gehauen“.

Mit dem Ausschluss ziehen Schick und Hofmann die Konsequenzen aus dem Bericht einer externen Untersuchungskommission. Diese hatten sie ins Leben gerufen, nachdem Ende Mai Vorwürfe zu rechtsradikalen Vorgängen am Seminar öffentlich wurden. Der Bericht listet detailliert das Fehlverhalten von insgesamt drei Seminaristen auf. „Von Einsicht haben wir nichts gespürt“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Norbert Baumann.

Für ein braunes Netzwerk im Umfeld des Priesterseminars gebe es aber keinen Anhaltspunkt. Die dreiköpfige Kommission befragte alle 18 Seminaristen und zehn weitere Personen zu den Vorwürfen.

Dennoch habe das Fehlverhalten einiger Studenten die Atmosphäre im Seminar belastet. In der nächsten Zeit seien deshalb verstärkt pädagogische Anstrengungen nötig sowie intensive Bemühungen, um das Bewusstsein für die besonderen Beziehungen zwischen Juden und Christen in der Priesterausbildung zu verstärken. Der Bericht der Untersuchungskommission wurde am Mittwoch auch an die Staatsanwaltschaft Würzburg geschickt. Bereits zuvor hatte die Ermittlungsbehörde angekündigt, diesen auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen.

Das Würzburger Priesterseminar bildet Priester für die Bistümer Würzburg und Bamberg aus.

Dieser Artikel wurde am 31. Juli um 17.24 Uhr aktualisiert.

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