Jetzt geht es wieder auf die Keller

27.4.2011, 09:16 Uhr
Jetzt geht es wieder auf die Keller

© Ralf Rödel

Wäre das Bier damals nicht sauer geworden, es gäbe heute wohl keine Bierkeller. Angefangen hat alles mit einer Erfindung: Im 15. Jahrhundert wurde erstmals untergäriger Gerstensaft gebraut – seither das klassische Festbier. Sein Vorteil: Es war viel länger haltbar als das bis dahin übliche Bier. Allerdings nur – und hier nimmt die Geschichte der Keller ihren Ausgangspunkt –, wenn es kühl genug gelagert wurde.
 

Das gelang zunächst den wenigsten Brauern – mit der Konsequenz, dass das Bier im Sommer sauer wurde und weggeschüttet werden musste. „Damals konnte man zur Kühlung nur auf die Möglichkeiten zurückgreifen, die die Natur bietet“, sagt Bettina Keller, Heimatpflegerin im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Also begannen die Brauer, an Berghängen Stollen ausheben zu lassen. Dort fand der Gerstensaft dann auch im Sommer ein kühles Zuhause.

Statt das Bier mühsam in die Wirtshäuser in der Ortsmitte zu karren, begannen viele Wirte nun, den Gerstensaft direkt neben den Stollen auszuschenken. „Der Bierkeller war geboren“, sagt Bettina Keller. Und dort endeten fortan immer mehr Wanderungen. „Manchen mag allein die Aussicht auf den Bierkeller überhaupt erst zur Wanderung motiviert haben.“

Wer verstehen will, was die Wanderer damals an den Bierkellern gefunden haben, der muss nur beim Felsenkeller Geyer in Oberreichenbach (Kreis Erlangen-Höchstadt) vorbeischauen. Der Biergarten liegt, etwas außerhalb der Ortschaft, an einem sanften Hang. Die hochgewachsenen Bäume spenden kühlen Schatten. Das Bier kommt aus der eigenen Brauerei.

Kein Wunder also, dass sich Landrat Eberhard Irlinger ausgerechnet diesen Keller ausgesucht hat, um die Biergartensaison im Kreis Erlangen-Höchstadt zu eröffnen. Dabei hatte er durchaus die Qual der Wahl: 42 Biergärten finden sich dort. Eine neue Broschüre des Landratsamtes stellt sie vor. „Und jeder einzelne hat seinen eigenen Reiz“, verspricht der Landrat – das wisse er schließlich aus eigener, langjähriger Erfahrung.

 

„Ein Stück Lebensgefühl“

„Die Keller sind ein Stück Lebensgefühl in unserem Landkreis – das gilt es, noch bekannter zu machen“, sagt Irlinger. Für Kren und Karpfen ist Gegend schon lange über ihre Grenzen hinaus berühmt, beim Bier aber muss sich der Kreis gehörig anstrengen, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Denn das Angebot für den Bierfan in der Metropolregion ist riesig: Erlangen zum Beispiel hat die Bergkirchweih, Forchheim das Annafest – und die Keller sind längst nicht nur zu den Großereignissen offen. Am Rand der Fränkischen Schweiz lockt der Fünf-Seidla-Steig, der gleich in fünf Brauereien entführt. Und in Richtung Bamberg nimmt die Zahl der Bierkeller sowieso eher zu als ab – nicht umsonst gilt Oberfranken als das Land mit der weltweit höchsten Brauereiendichte. Fast alle Bierkeller erleben – im Fahrwasser des Trends zum Regionalen – seit den 90er Jahren einen wahren Boom. Den spürte man bis nach Oberreichenbach. Dort reaktivierten die Brauer 1994 den alten Felsenkeller. Aus der Gegend ist er nicht mehr wegzudenken.

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