Karstadt-Schließungen: Nürnberg bleibt vorerst verschont

24.10.2014, 16:35 Uhr
Die Kaufhauskette Karstadt schließt im Zuge ihres Sanierungskonzepts im kommenden Jahr sechs Standorte. Auch in Nürnberg befürchten die Mitarbeiter der Warenhauskette harte Einschnitte.

© David Ebener/dpa Die Kaufhauskette Karstadt schließt im Zuge ihres Sanierungskonzepts im kommenden Jahr sechs Standorte. Auch in Nürnberg befürchten die Mitarbeiter der Warenhauskette harte Einschnitte.

Vom Sanierungskonzept betroffen sind die Karstadt-Warenhäuser in Hamburg Billstedt und in Stuttgart, die Ende Juni 2015 ihre Pforten schließen sollen. Demnach trifft es zu diesem Datum auch die beiden auf junge Kundschaft ausgerichteten K-Town-Filialen in Göttingen und Köln. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, sollen außerdem zwei sogenannte Schnäppchencenter geschlossen werden - eines in Frankfurt (Oder) bereits Ende April und eines in Paderborn Ende Juni. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte die Filialschließungen und sprach von einem “bitteren Tag“ für die Beschäftigten. An den sechs betroffenen Standorten hätten damit bis zu 240 Mitarbeiter die Mitteilung bekommen, dass sie ihre Jobs verlieren.

Die bayerischen Filialen in Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Memmingen, Landshut, Rosenheim, München und Nürnberg sollen laut den derzeitigen Schließungsplänen vorerst nicht dichtgemacht werden. Befürchtet wurde im Vorfeld, dass die Nürnberger Filiale in Langwasser geschlossen werden könnte. Beschäftigte in Bayern sind trotzdem weiterhin in Sorge: „Auch wenn man jetzt auf keiner Schließungsliste steht, ist die Zukunft nicht sicher“, sagte Dominik Datz vom Verdi-Bezirk Oberfranken West.

Zehn weitere Geschäfte könnten schließen

Auch die Zukunft zahlreicher weiterer Filialen ist ungewiss. Fanderl kündigte an, bei weiteren acht bis zehn Geschäften individuelle Lösungen zu suchen. „Wir sprechen etwa mit den Vermietern, ob es alternative Nutzungen für den Standort gibt und eine Chance besteht, früher aus den laufenden Mietverträgen herauszukommen“, sagte der 51-jährige Manager dem „Handelsblatt“. Zugleich kündigte er an, die Signa-Holding werde weiteres Geld zur Verfügung stellen. „Die Signa wird nach der erfolgreichen Sanierung über die kommenden Jahre in dreistelliger Millionenhöhe in das präsentierte Zukunftskonzept investieren.“

Bereits im September hatte der Karstadt-Aufsichtsrat die Weichen für einen harten Sanierungskurs gestellt. Die Schließung verlustreicher Filialen wurde nicht ausgeschlossen. Konkrete Beschlüsse gibt es aber noch nicht. Viele Beschäftigte bangen wegen der kritischen Lage bei Karstadt seit Jahren um ihre Arbeitsplätze.

Bayerische Verdi-Vertreter reagierten verärgert angesichts der neuen Sparpläne: „Solche Konzepte greifen Menschen in die Tasche, die schon alles gegeben haben“, sagte Verdi-Bayern-Handelsleiter Hubert Thiermeyer. Es sei ein Reflex bei neueingestellten Karstadt-Managern, immer zuerst nach neuen Einsparungen und Stellenabbau zu rufen. Für die Zukunft der Warenhauskette sei das aber der falsche Weg. Verdi-Gewerkschaftssekretär Datz beklagte, dass noch immer kein klares Konzept der Karstadt-Führung erkennbar sei: „Das verunsichert die Beschäftigten natürlich enorm.“

Für die Innenstädte, die ohnehin unter der wachsenden Konkurrenz durch den Online-Handel leiden, sind die Kaufhäuser von großer Bedeutung. Die wirtschaftliche Lage der bundesweit mehr als 80 Karstadt-Häuser ist aber desolat. Allein in den Geschäftsjahren 2011/2012 und 2012/2013 summierten sich die Verluste der Karstadt Warenhaus GmbH unter dem Strich auf fast 300 Millionen Euro.

Die bundesweit 17.000 Karstadt-Beschäftigten müssen nun harte Einschnitte befürchten. Nach Angaben von Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes plant die Karstadt-Spitze den Abbau von rund 2000 Arbeitsplätzen in der Zentrale und den 83 Warenhäusern sowie längere Arbeitszeiten und Einschnitte beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Gewerkschaft hat Widerstand gegen das „Horrorpaket“ angekündigt.

Der Artikel wurde am Freitag, 24. Oktober, um 16.35 Uhr aktualsiert.

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