Kaspar Hauser und Samira suchen nach ihrer Herkunft

6.8.2015, 19:14 Uhr
Kaspar Hauser und Samira suchen nach ihrer Herkunft

© Elke Walter

Was haben Kaspar Hauser und das Mädchen Samira Battani gemeinsam, das Findelkind im Frankenland und das Flüchtlingskind aus dem Sudan? Nicht wenig.

Hauser, am 26. Mai 1828 am Nürnberger Unschlittplatz als etwa 16-jähriger, anscheinend zurückgebliebener und schweigsamer Jugendlicher aufgetaucht, erregte internationales Aufsehen, weil er behauptete, er sei, so lange er denken könne, bei Wasser und Brot ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden.

Samira steht für ein dunkles Flüchtlingsschicksal aus der Gegenwart, das Drama eines afrikanischen Mädchens, das als Säugling bei der Flucht über das Mittelmeer seine Eltern verloren hat. Beide verbindet die verzweifelte Suche nach ihrer Identität, sie leiden darunter, dass sie nichts über ihre Herkunft und Abstammung wissen.

Ulrich Rach, Jahrgang 1947, langjähriger leitender Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten und der Fränkischen Landeszeitung in Ansbach, hat einen geheimnisvollen Kriminalfall von früher für junge Menschen von heute aufbereitet.

Er tut dies auf geschickte Weise, indem er zwei befreundete Jugendliche, Tim@Ansbach.de und Sarah@Düsseldorf.de in den Ferien eine spannende E-Mail-Korrespondenz führen lässt - Tim schildert die düstere Geschichte des Kaspar Hauser, über den er eine Hausarbeit schreiben muss; Sarah erzählt über ihre Freundin Samira, die - "wie ein Kaspar Hauser des 21. Jahrhunderts" - nichts über ihre Eltern weiß und auch nicht, woher sie stammt.

Dass Rach die Geschichte in verständlicher Sprache erzählt, gut verdaulich gleichsam für junge Leute ab neun Jahren wie für Junggebliebene, hoben Ansbachs Oberbürgermeisterin Carda Seidel und Wolfgang Reddig, der Direktor des Markgrafenmuseums mit Kaspar-Hauser-Abteilung, bei der Vorstellung des Buches eigens hervor. Mit Präzision und Engagement habe der Autor das Buch entwickelt und stets spüren lassen, dass ihm das Projekt am Herzen liegt, erzählte Johann Delp, in dessen Bad Windsheimer Verlag der Band erschienen ist. Die passgenauen Illustrationen hat wie stets der Ansbacher Zeichner Thomas Scheidl beigesteuert.

Getreu der Maxime Astrid Lindgrens, was die Erwachsenen über eines ihrer Bücher sagen, sei ihr egal, hat Rach seinen Kaspar Hauser von seinen Enkeln Annika und Timo als Lektoren lesen lassen und auf ihre Hinweise reagiert. Annika, Timo und die kleine Anna waren es folgerichtig auch, die im Museum nun die ersten Exemplare von „Sarah, Tim und Kaspar Hauser“ überreichten.

Geboren wurde die Idee zu dem Kinder- und Jugendbuch vor einem Jahr bei der Ansbacher Literaturreihe "LeseLust", als sich herausstellte, dass es für junge Semester keine Auseinandersetzung mit dem Thema Kaspar Hauser auf dem Buchmarkt gab. Diese Lücke ist nun adäquat ausgefüllt.

Der Erlös aus dem Verkauf geht nach Kenia, wo die Ordensschwestern der Thika-Kenia-Hilfe ein Krankenhaus, eine Schule, ein Waisenhaus, ein Kinderdorf und ein Ausbildungszentrum betreiben — organisiert vom Nürnberger Zahnarzt im Ruhestand Dr. Paul Festl. Ulrich Rach hatte die Thika-Projekte mehrmals besucht, über sie berichtet und alles in allem 50.000 Euro dafür gesammelt. Gründerin Schwester Luise hat ihn auch aktuell bei der Gestaltung der Buchfigur der Samira inspiriert.

Das Buch ist in Kürze in den Geschäftsstellen der Nürnberger Nachrichten, der Außenausgaben und der Heimatzeitungen erhältlich.

Ulrich Rach: "Sarah, Tim und Kaspar Hauser", Illustrationen von Thomas Scheidl, Verlag Delp GmbH & Co. KG, Bad Windsheim, 104 Seiten, 13,80 Euro, buchverlagdelp@delp-druck.de

Spenden: www.dominicus-patenschaften.de

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